Amitriptylin

Medikament aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva gegen Depressionen und chronische Nervenschmerzen (Neuropathien). Patient*innen erhalten es außerdem zur Vorbeugung gegen Migräne sowie chronischem Spannungskopfschmerz. Amitriptylin hemmt die Aufnahme von Botenstoffen wie Noradrenalin und Serotonin im Gehirn. Der genaue Wirkungsmechanismus ist allerdings unbekannt. Es wirkt stimmungsaufhellend und angstmindernd und verringert unruhige Zustände. Heute wird es häufig in geringer Dosis gegen Schlaflosigkeit eingesetzt.

Anwendung


Amitriptylin ist verfügbar als:

  • Tablette (8,8 mg, 8,84 mg, 10 mg, 22,1 mg, 25 mg, 30 mg, 44,19 mg, 44,2 mg, 50 mg, 60 mg, 66,29 mg, 75 mg, 88,38 mg, 90 mg, 120 mg)
  • Retardtablette (100 mg)
  • Tropfen (40 mg/ml, Packungsgröße 30 ml oder 50 ml, 1 ml = ca. 20 Tropfen)
  • Injektionslösung für i. v. oder i. m. (2 ml Lösung pro Ampulle = 44,2 mg Amitriptylin).


Bei Depressionen beginnt die Behandlung mit einer geringen Dosis von 25 mg 2-mal täglich. Im Abstand von 2 Tagen darf die Dosis um 25 mg steigen, bis zu einer Höchstdosis von 75 mg 2-mal täglich. So bleiben Nebenwirkungen wie starke Müdigkeit gering. Bis sich die Stimmung durch das Medikament verbessert, vergehen meist 1 bis 3 Wochen. Der volle Effekt setzt nach 4 bis 6 Wochen ein. Insgesamt dauert eine Behandlung mit Amitriptylin oft viele Wochen oder Monate.

Im Krankenhaus erhalten manche Patient*innen Amitriptylin als Infusion oder Injektion. So soll möglichst schnell eine hohe Konzentration des Medikaments im Blut erreicht werden. 1–2 Wochen nach Beginn der Therapie wird dann auf Tabletten umgestellt.

Die Dosierung ist individuell unterschiedlich, wenn Sie Amitriptylin gegen chronische Nervenschmerzen oder zur Vorbeugung von chronischen Kopfschmerzen oder einer Migräne einnehmen. Dann hängt die Dosis davon ab, wie gut die Tabletten wirken und wie stark Sie an Nebenwirkungen leiden. Die schmerzlindernde Wirkung setzt nach 2–4 Wochen ein. Die Behandlungsdauer kann insgesamt mehrere Jahre betragen. Bei der Schmerzbehandlung wird Amitriptylin auch als Zusatzmedikament zu einem bereits bestehenden Medikament eingesetzt, weil es neben seiner eigenen Wirkung vermutlich die Wirkung anderer Schmerzmedikamente verstärkt.

Setzen Sie das Amitriptylin nicht plötzlich ab, da ansonsten Entzugserscheinungen wie Übelkeit, Schlaflosigkeit, Unruhe oder Angst drohen. Zum Ende einer Behandlung verringert man die Dosis deshalb stufenweise.

Risiken und Nebenwirkungen


Viele Patient*innen erleben die Nebenwirkungen von Amitriptylin als sehr belastend. Zum Beispiel können ein trockener Mund oder Gewichtszunahmen so massiv sein, dass Patient*innen das Medikament wieder absetzen. Einen hohen Leidensdruck verursachen auch vermehrtes Schwitzen, innere Unruhe oder Erektionsstörungen. Die Nebenwirkungen sind am Anfang einer Behandlung häufig stärker und lassen im Verlauf nach. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind beispielsweise:


Seien Sie vorsichtig, wenn Sie während der Behandlung Auto fahren oder Maschinen bedienen. Amitriptylin fördert Müdigkeit und verringert die Aufmerksamkeit.

Halten Sie Rücksprache mit Ihrer Ärzt*in, wenn Sie an Vorerkrankungen leiden. Dazu gehören zum Beispiel Herzerkrankungen wie Rhythmusstörungen, ein verlangsamter Herzschlag (Bradykardie) oder schwere Lebererkrankungen.

Wechselwirkungen

Sie sollten während einer Behandlung mit Amitriptylin auf Alkohol verzichten, da sowohl Alkohol als auch Amitriptylin dämpfend wirken.

Amitriptylin verträgt sich nicht mit jedem Arzneimittel. So dürfen Sie Amitriptylin in der Regel nicht einnehmen, wenn Sie bereits mit MAO-Hemmern behandelt werden. Wenn Sie beide Medikamente gleichzeitig einnehmen, droht das lebensbedrohliche Serotonin-Syndrom.

Amitriptylin verlangsamt bei manchen Personen bestimmte elektrische Herzströme (QT-Zeit). Ihre Ärzt*in wird Ihr Herz deshalb regelmäßig im EKG kontrollieren. Auch andere Medikamente verlangsamen die Herzströme. Wenn Sie diese Medikamente gleichzeitig mit Amitriptylin einnehmen, benötigen Sie häufigere EKG-Kontrollen:

  • Sympathomimetika
  • Blocker von Adrenorezeptoren wie Clonidin
  • Anticholinergika
  • Medikamente, die den Herzrhythmus beeinträchtigen, wie Chinidin
  • Diuretika, die eine Hypokaliämie verstärken, wie Furosemid
  • Thioridazin
  • Tramadol
  • Antimykotika wie Fluconazol.


Berichten Sie Ihrer Ärzt*in immer von allen Medikamenten, die Sie einnehmen. So können Sie sicher sein, dass sich Ihre Medikamente miteinander vertragen.

Quellen

Autor*innen

Dr. med. Tobias Höflein | zuletzt geändert am um 10:46 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.