Hautveränderungen im Genitalbereich

Ecaterina_Tolicova _Alamy _Alamy_Stock_Photos/Mauritiusimages.com
Beim Enthaaren leidet die empfindliche Haut rund um den Intimbereich oft massiv.

Hautveränderungen im weiblichen Genitalbereich machen sich meist durch Jucken oder Schmerzen bemerkbar. Sie sind dann der Anlass, um – zum Beispiel mit einem Handspiegel – den Genitalbereich genauer zu inspizieren. Doch auch wenn man eine Hautveränderung entdeckt hat, ist eine Einordnung oft gar nicht so einfach. Für Laien gut erkennbar sind kleine Abszesse, also Schwellungen, denen je nach Reifegrad ein Eiterpfropf aufsitzt. Solche Abszesse können direkt am Genital auftreten, aber auch im behaarten Bereich um das Genital. In diesem Fall steckt meist eine Haarbalgentzündung dahinter, oft nach einer Intimrasur. Etwas schwieriger wird es schon, gereizte Schleimhäute von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Das liegt daran, dass Rötung, Schwellung und kleine Wunden bei vielen Krankheiten vorkommen. Das gleiche gilt für Geschwüre und Bläschen. Infrage kommen dann zum Beispiel Krankheiten, die beim Sex übertragen werden, etwa der Herpes genitalis oder die Syphilis. Wucherungen können zum Beispiel auf Feigwarzen hindeuten, aber auch auf Krebs wie das Vulvakarzinom. In jedem Fall gilt, dass Befunde einer Frauenärzt*in oder einer Hautärzt*in gezeigt werden sollten, um keine ernste Erkrankung zu übersehen – auch, wenn es im ersten Moment Überwindung kostet. Denken Sie daran: Gerade bei sexuell übertragbaren Erkrankungen gefährden sie nicht nur sich, sondern auch Ihre Partner*in.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Verdickung und Rötung der Schleimhaut im Genitalbereich; Jucken und brennende Schmerzen, v. a. beim Laufen, Wasserlassen, Geschlechtsverkehr; oft Wunden oder Geschwüre; evtl. Ausfluss

Ursache:

Entzündung von Haut und Schleimhaut, z. B. durch

  • übertriebene Intimhygiene, ungeeignete Seifen
  • mangelhafte Intimhygiene, unwillkürlichen Urinabgang, enge und luftundurchlässige Unterwäsche oder Hosen
  • Kontaktallergie, z. B. auf Intimsprays, parfümierte Binden, Toilettenpapier, Badezusätze, Kondome etc.
  • Östrogenmangel nach den Wechseljahren
  • Frühstadium eines Herpes genitalis (Genitalherpes)

Maßnahmen:

  • In den nächsten Wochen in die Frauen- oder Hautarztpraxis, wenn Juckreiz oder Schmerzen trotz Gegenmaßnahmen anhalten
  • Bei möglicher Ansteckung nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr sofort in die Frauen- oder Hautarztpraxis

Selbsthilfe:

  • Genitalbereich mit milchsäurehaltigen Waschlotionen reinigen
  • Auf übertriebene Intimhygiene, Intimsprays, Scheidenspülungen und parfümierte Binden verzichten
  • Luftdurchlässige, kochfeste Unterwäsche
  • Sitzbäder mit Kamille (z. B. Kamillosan®)

Kleinste, juckende oder brennende Bläschen und Geschwüre an den kleinen Schamlippen; Abgeschlagenheit, evtl. Fieber

Ursache:

Maßnahme:

  • Am nächsten Tag in die Frauen- oder Hautarztpraxis

Warnhinweis:

  • Kein Sex bis zur Diagnosestellung

Spitze, oft zahlreich auftretende Wucherungen an Schamlippen und Damm; oft Jucken oder Brennen, evtl. Blutungen nach dem Geschlechtsverkehr

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Frauen- oder Hautarztpraxis

Warnhinweis:

  • Kein Sex bis zur Diagnosestellung

Münzgroßes, schmerzloses Geschwür mit hartem Rand im Genitalbereich; schmerzlose Lymphknotenschwellungen in der Leiste

Ursache:

Maßnahme:

Warnhinweis:

  • Kein Sex bis zur Diagnosestellung

Schmerzlose kleine Geschwüre oder Bläschen im Genitalbereich; evtl. leicht blutend; evtl. Lymphknotenschwellungen in der Leiste; strangartige, schmerzhafte Schwellungen in der Leiste

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am nächsten Tag in die Frauenarztpraxis oder zur Ärzt*in für Haut- und Geschlechtskrankheiten

Warnhinweis:

  • Kein Sex bis zur Diagnosestellung

Glatte, maximal sogar tennisballgroße, schmerzlose oder wenig schmerzhafte Schwellung an der Innenseite einer kleinen Schamlippe

Ursache:

  • Bartholin-Zyste

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Frauenarztpraxis

Stark schmerzhafte Schwellung und Rötung im Genitalbereich; evtl. Eiterpfropf in der Mitte; evtl. Fieber

Ursache:

Bakterielle Entzündungen, z. B.

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Frauen- oder Hautarztpraxis bei Fieber, sonst in den nächsten Tagen

Schmerzhafte oder juckende Eiterpustel im behaarten Genitalbereich

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Haut- oder Frauenarztpraxis, wenn die Pusteln größer werden

Juckende Knötchen im behaarten Genitalbereich

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am nächsten Tag in die Frauen- oder Hautarztpraxis

Stark juckende, weißliche, zunehmend schrumpfende Hautstellen im Genitalbereich

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen in die Frauen- oder Hautarztpraxis

Hartnäckige Verfärbungen, Verhärtungen, Knoten, Geschwüre oder Wucherungen im Genitalbereich; meist intensiver Juckreiz; evtl. wiederholte Blutungen; evtl. übelriechende Absonderungen

Ursachen:

  • Vulvadystrophie
  • Haut- oder Schleimhautkrebs, z. B. Spinaliom, [Malignes] Melanom
  • Vulvakarzinom

Maßnahme:

  • Am nächsten Tag in die Frauen- oder Hautarztpraxis

Ihre Apotheke empfiehlt

Vorsicht bei der Intimrasur.

Rasierpickel oder sogar Abszesse können an vielen Stellen auftreten. Weil die Haut um den Intimbereich besonders empfindlich ist, ist die Gefahr hier besonders hoch. Zu den Pickeln oder Abszessen kommt es vor allem dann, wenn durch die Rasur kleine Verletzungen entstehen, in die Bakterien eindringen. Manchmal wachsen durch die Rasur auch unter der Haut Haare ein. Weil der Körper die Haare als Fremdkörper erkennt, bilden sich dann als Abwehrreaktion Pickel oder Abszesse. Wichtig ist deshalb, bei der Rasur möglichst scharfe Klingen zu verwenden, weil diese besser über die Haut gleiten und weniger kleine Verletzungen setzen. Auch Rasiergels erleichtern das Gleiten der Klinge. Diese dürfen aber auf keinen Fall in Kontakt mit den empfindlichen Genitalschleimhäuten kommen.

Untenrum atmungsaktiv.

Die feine Haut im Genitalbereich reagiert sehr empfindlich, wenn sich durch ungeeignete Kleidung Wärme staut und Schweiß nicht rasch abtrocknet. Denn Schweiß enthält viele Salze, die die Haut reizen. Trocknet Schweiß nicht ausreichend ab, können dadurch außerdem die Hautporen verstopfen. Gerade "untenrum" sollte man also besser auf atmungsaktive Stoffe wie Baumwolle setzen. Bei starkem Schwitzen – etwa auf einer Berg- oder langen Radtour – kann es sinnvoll sein, trockene Ersatzwäsche dabei zu haben. Manche Frauen schwitzen auch stärker, wenn sie Slipeinlagen und Binden tragen. Dann ist es vielleicht besser, auf Tampons oder Menstruationsunterwäsche umzusteigen.

Kondome schützen.

Allerdings nicht vollständig! Krankheitserreger befinden sich nämlich in vielen Fällen nicht nur direkt an den Geschlechtsorganen, sondern auch im Bereich darum herum. So sinnvoll Kondome also sind – wenn bekannt ist, dass die Partner*in eine Geschlechtskrankheit hat, sollte man auch das bestehende Restrisiko nicht eingehen. Auch wenn es in der Hitze des Moments schwierig sein kann, sollten Sie so fair sein und bis zur Abklärung Ihrer Beschwerden auf Sex verzichten.

Partner*in informieren.

Eine Geschlechtskrankheit muss sich nicht sofort bemerkbar machen. In vielen Fällen haben Erkrankte also noch ungeschützten Sex, bevor sie die Diagnose erhalten. Wichtig ist dann, alle Personen zu informieren, die man potenziell angesteckt hat. Nur so lässt sich verhindern, dass sich Geschlechtskrankheiten weiter ausbreiten. Auch in einer festen Partnerschaft ist Offenheit wichtig. Ansonsten riskiert man, sich immer wieder gegenseitig anzustecken. Sinn macht die Behandlung einer Geschlechtskrankheit nur dann, wenn sich die Partner*in auch untersuchen und behandeln lässt.

HPV-Impfung.

Papilloma-Viren werden beim Sex übertragen und können Krebs verursachen, zum Beispiel am Gebärmutterhals oder an Penis, Rachen oder Anus. Inzwischen gibt es aber eine Impfung, die vor der Ansteckung mit Papilloma-Viren schützt. Die Ständige Impfkommission empfiehlt diese Impfung vor allem Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren. Hier ist die Chance groß, dass es noch zu keiner Infektion gekommen ist und die Impfung optimal schützt.

Intimpflege nicht übertreiben.

Die empfindliche Schleimhaut der Vagina beherbergt zu ihrem Schutz eine fein abgestimmte bakterielle Flora. Gerät diese aus dem Gleichgewicht, kommt es häufig zur Reizung der Schleimhaut mit Jucken, Brennen oder Schmerzen. Auslöser des Ungleichgewichts ist oft eine gut gemeinte, aber zu aggressive Intimhygiene. Als Grundregel gilt: Lauwarmes Wasser genügt für die Reinigung des Intimbereichs. Wer gar nicht auf Seifen verzichten will, sollte auf spezielle Pflegeprodukte mit angepasstem pH-Wert und geeigneten Inhaltsstoffen achten.

Nicht selber ausdrücken.

Auch wenn es verlockend ist, selbst Hand anzulegen – Abszesse und Pickel sollte man niemals selbst öffnen. Die Gefahr ist groß, dass sich die Entzündung dann noch weiter ausbreitet. Eine Möglichkeit zur Selbstbehandlung von Abszessen ist das Auftragen einer Zugsalbe, sodass sich der Abszess schneller entleert. Nichts zu suchen hat die Zugsalbe aber auf Schleimhäuten. Auch wenn die Entzündung sehr warm und schmerzhaft ist oder Sie sogar Fieber haben, sollten Sie auf jeden Fall besser in eine Arztpraxis

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 08:40 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.