Schmerzende und juckende Veränderungen am Penis

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Oft stecken Geschlechtskrankheiten hinter den Beschwerden am Penis. Kondome helfen, sich zu schützen.

Zur Urolog*in, in die Hausarztpraxis oder doch lieber zur Hautärzt*in? Wenn der Penis schmerzt oder juckt, ist nicht immer klar, was die beste Anlaufstelle ist. Denn die Ursachen für die Beschwerden lassen sich unterschiedlichen medizinischen Fachbereichen zuordnen. Ist der Auslöser eine Geschlechtskrankheit, ist eigentlich die Hautarztpraxis zuständig. In diesem Fall bemerken die Betroffenen neben den Schmerzen häufig auch Ausfluss oder Hautveränderungen am Penis, etwa Geschwüre, Flecken oder Bläschen. Häufiger – aber nicht nur! – erkranken Männer, die wechselnde Sexualkontakte haben.

Liegt eine Verletzung oder Fehlbildung nahe, ist in der Regel die Urolog*in gefragt. Erstere tritt zum Beispiel nach heftigerem Geschlechtsverkehr oder bestimmten Masturbationstechniken auf. In diesem Fall kann der Penis sogar brechen – oft begleitet von einem krachenden Geräusch. Fehlbildungen wie eine Vorhautverengung oder eine Peniskrümmung verursachen meist bei der Erektion besonders starke Beschwerden, weil der Penis dann deutlich an Umfang zunimmt.

Die Hausärzt*in ist die richtige Anlaufstelle, wenn noch gar nicht klar ist, warum der Penis schmerzt. Durch gezielte Fragen, eine sorgfältige Untersuchung des Penis und vielleicht sogar einen Abstrich oder eine rektale Untersuchung ist bereits oft eine erste Einschätzung möglich. Wenn nötig, erhält der Patient dann eine Überweisung zur Fachärzt*in. Besonders sinnvoll ist der Gang in die Hausarztpraxis auch dann, wenn die Ursache gar nicht im Penis selbst liegt. Zum Beispiel kann sich hinter einer schmerzhaften Dauererektion auch eine Erkrankung eines anderen Organsystems verstecken, etwa ein Diabetes, eine Multiple Sklerose oder eine Bluterkrankung.

In jedem Fall gilt: Wer nicht sicher weiß, was die Beschwerden auslöst, sollte bis zur Ursachenklärung auf Sex verzichten. Ansonsten besteht die Gefahr, die Partner*in anzustecken und die Erkrankung auf weitere Personen zu übertragen. Selbst Kondome reichen oft als Schutz nicht aus, auch wenn sie das Ansteckungsrisiko in aller Regel deutlich senken.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Schmerzhafte Dauererektion (> 2 Stunden); zunehmende, blau-violette Verfärbung des Penis

Ursache:

Priapismus, meist ohne erkennbare Ursache, evtl. ausgelöst durch

Maßnahme:

  • Sofort in die urologische Praxis oder Klinik

Hochschmerzhaftes Anschwellen der Eichel hinter einer zurückgezogenen Vorhaut; evtl. bei Vorhautverengung; evtl. bei oder nach Geschlechtsverkehr auftretend

Ursache:

Maßnahme:

  • Sofort in die urologische Praxis oder Klinik

Knackendes Geräusch und starker Penisschmerz während eines heftigen Sexualakts; sofortiger Rückgang der Erektion; zunehmende Verfärbung und Schwellung des Penis

Ursache:

Maßnahme:

  • Sofort in die urologische Praxis oder Klinik

Penisschmerzen bei der Erektion

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen in die urologische Praxis

Penisschmerzen bei der Ejakulation; evtl. anhaltende Schmerzen am Damm; evtl. Schmerzen beim Wasserlassen und/oder Stuhlgang; evtl. Ausfluss aus der Harnröhre

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die urologische Praxis

Warnhinweis:

  • Kein Sex bis zur Diagnosestellung

Jucken und Brennen, Rötung oder fleckiger Ausschlag an Eichel und Vorhaut; evtl. Nässen oder übelriechender Ausfluss; evtl. trockenes, schuppiges Erscheinungsbild

Ursache:

Balanitis (Eichelentzündung), z. B. bei

Maßnahme:

  • Am selben oder nächsten Tag in die Hausarztpraxis, zur Urolog*in oder Hautärzt*in

Selbsthilfe:

  • Sitzbäder mit Kamille (z. B. Kamillosan®)
  • Spülungen mit Kochsalzlösung

Warnhinweis:

  • Kein Sex bis zur Diagnosestellung

Kleinste, oft juckende oder brennende Bläschen und verkrustete Geschwüre an Eichel und/oder Vorhaut

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben oder nächsten Tag in die Hausarztpraxis, zur Urolog*in oder Hautärzt*in

Warnhinweise:

  • Kein Sex bis zur Diagnosestellung
  • Zur Vermeidung erneuter Ansteckung Kondome benutzen

Schmerzhafte, leicht blutende Geschwüre mit ausgefranstem Rand; in warmen Ländern häufig; evtl. schmerzhafte Schwellung der Leistenlymphknoten

Ursache:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis, zur Urolog*in oder Hautärzt*in

Warnhinweis:

Kein Sex bis zur Diagnosestellung

Ihre Apotheke empfiehlt

Ab in die Arztpraxis.

Auch wenn es Überwindung kostet: Schmerzen am Penis sollte man nicht aussitzen, sondern zeitnah ärztlich abklären. Das gilt vor allem, wenn Verfärbungen am Penis auf eine Unterbrechung der Blutversorgung hindeuten – denn dann droht ein Absterben des Gewebes. Auch Geschlechtskrankheiten sollte man zügig behandeln. Anderenfalls riskiert man nicht nur die Ansteckung der Geschlechtspartner*in, sondern manchmal auch Spätfolgen wie eine Unfruchtbarkeit.

Safer Sex.

Gerade wer häufig wechselnde Sexpartner*innen hat, sollte sich mit Kondomen vor Geschlechtskrankheiten schützen. Geschlechtskrankheiten sind verbreiteter als angenommen und betreffen jede Gesellschaftsschicht. Zwei Beispiele: 10 bis 15 von 100 Deutschen tragen das Genitalherpes-Virus in sich. Mit Chlamydien sind ca. 13 Prozent aller jungen, sexuell aktiven Frauen infiziert. Kondome können eine Ansteckung zwar nicht immer verhindern, das Risiko aber deutlich senken. Wichtig ist, sich auch beim Oral- oder Analverkehr mit Kondomen zu schützen.

(Maßvolle) Hygiene.

Dunkel und warm – unter der Vorhaut herrschen beste Bedingungen für Bakterien und Pilze. Das gilt besonders, wenn sich dort Smegma ansammelt. Um Entzündungen vorzubeugen, sollten Männer ihren Penis regelmäßig bei zurückgezogener Vorhaut mit lauwarmem Wasser reinigen. Aber Vorsicht: Zuviel und vor allem übertriebene Hygiene mit Seife trocknet die Haut aus und schädigt sie. Manchmal verhärtet sich dann auch die Vorhaut und es kommt zu einer erworbenen Vorhautverengung (Phimose).

Allergie ausschließen.

Wenn der Penis direkt nach dem Sex gerötet ist oder juckt, kann eine allergische Reaktion auf das Kondom dahinterstecken. Der Auslöser ist dann meist der Inhaltsstoff Latex. Auf Kondome verzichten muss man deswegen aber nicht – inzwischen gibt es auch eine große Auswahl an latexfreien Kondomen. Übrigens: Allergische Reaktionen gibt es auch auf spermizide Gels, also Gels, die Spermien abtöten und oft in Kombination mit einem Diaphragma eingesetzt werden.

Sitzbäder.

Bei akuten Entzündungen des Penis können Sitzbäder die Abheilung beschleunigen. In der Apotheke gibt es dafür extra Badezusätze, die zum Beispiel Gerbstoffe enthalten. Die früher häufig empfohlene Kamille sollte man besser nicht verwenden, weil sie bei vielen Menschen Allergien auslöst.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 10:16 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.