Einseitiges oder asymmetrisches Hinken ist häufig der Versuch, ein schmerzendes Bein, eine schmerzende Hüfte oder den schmerzenden Rücken zu entlasten. Das Hinken entsteht dann, weil die Betroffenen nur so kurz wie möglich Gewicht auf die schmerzende Seite verlagern möchten. Das Bein wird dann schnell wieder angehoben und der Betroffene "fällt" auf die gesunde Seite. Als Ursache in Frage kommt also alles, was einseitig Schmerzen an Beinen, Rücken oder Hüfte hervorruft – vom Bandscheibenvorfall über die Hüftgelenksarthrose, den Meniskusriss bis hin zum Fersensporn.
Manchmal ist der Schmerz aber nicht der Auslöser, sondern die Folge des Hinkens. So ist zum Beispiel ein Hinken aufgrund ausgeprägter unterschiedlicher Beinlängen zunächst einmal schmerzfrei. Durch die ungleiche Belastung der beiden Körperseiten kommt es in der Folge aber häufig zu schmerzhaften Verspannungen und asymmetrischen Abnutzungen am Bewegungsapparat.
Neben Schmerzen gibt es auch viele andere Ursachen für einseitiges Hinken und Gangstörungen, z. B. Erkrankungen am Gehirn oder Rückenmark. So kommt es etwa nach einem Schlaganfall oder bei Multipler Sklerose häufig zu einseitigen Gangstörungen.
Bei einem neurologisch bedingten Hinken lässt meist bereits die Art der Gangstörung einen Rückschluss auf die Ursache zu. Ein gutes Beispiel dafür ist der "Steppergang". Dabei lassen Betroffene beim Gehen die Fußspitze hängen, weil der Nervus peroneus geschädigt ist. Dieser Nerv versorgt normalerweise die Muskeln, die den Fuß anheben. Um dies auszugleichen, heben Betroffene das Knie beim Knien stärker an. Dazu "fällt" der hängende Fuß zu Boden – die Betroffene hinkt.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Hinken mit Kreuzschmerzen, evtl. auch Gesäß- und/oder Beinschmerzen (häufig an der Rückseite, Ischiasschmerz); evtl. Missempfindungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl; evtl. Lähmungen von Bein- oder Fußmuskeln
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Hinken mit Schmerzen in Hüfte, Knie, Bein und/oder Fuß; Beschwerden oft v. a. nach dem Aufstehen, bei Gehbeginn und nach längeren Gehstrecken; bei lange bestehenden Beschwerden evtl. Kreuzschmerzen
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Zunehmendes Hinken mit Fuß-, Bein- und/oder Gesäßschmerzen nach längeren Gehstrecken; blasse Haut, Kältegefühl und evtl. Taubheitsgefühl am betroffenen Bein; evtl. offene Stellen an Fuß oder Unterschenkel
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Hinken mit sichtbarem Schiefstand des Beckens; evtl. Schmerzen an Kreuz, Hüfte, Bein(gelenken); evtl. sichtbare Fehlstellungen am Bein
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Kreisförmiges Vorwärtsschwingen eines steifen Beins; Fußspitze zeigt nach innen, seitlicher Fußrand schleift; seitengleicher Arm angewinkelt, schwingt beim Gehen nicht mit
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"Steppergang" mit Hängen einer Fußspitze und übermäßigem Anheben des Knies beim Gehen; hörbarer Auftritt; Taubheitsgefühl auf dem Fußrücken
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Unsicheres und meist hörbares Aufsetzen eines Fußes, der sich stellenweise taub anfühlt
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Unregelmäßiger, breitbeiniger Gang mit Schwanken und Fallneigung zu einer Seite; oft Unsicherheit beim Greifen; evtl. abgehackte Sprache
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Plötzlich auftretendes Hinken mit Schwäche in einem Bein oder Fuß; evtl. Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl an der gleichseitigen Körperhälfte; evtl. gleichseitige Armschwäche und/oder Gesichtslähmung
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Plötzlich auftretendes Hinken mit Schwäche in einem Bein oder Fuß und Kreuzschmerzen; oft Schmerzen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl in Gesäß und/oder Bein; evtl. Probleme beim Wasser- und Stuhlhalten
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Plötzliches Hinken bei Kindern; meist Schmerzen in Hüfte und/oder Knie
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Zeitweiliges Hinken bei Kindern bis 12 Jahre ohne weitere Beschwerden
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Verschiedene, evtl. wechselnde Gangstörungen, z. B. Gehen wie auf Stelzen, Nachschleifen, Zehenspitzengang
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Hinken mit Kreuzschmerzen, evtl. auch Gesäß- und/oder Beinschmerzen (häufig an der Rückseite, Ischiasschmerz); evtl. Missempfindungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl; evtl. Lähmungen von Bein- oder Fußmuskeln
Ursache:
Druck auf eine Nervenwurzel oder Nerven, z. B. bei
- Bandscheibenschäden
- Spinalkanalstenose (Verengung des Wirbelkanals)
- Wirbelbrüchen
- Tumoren der Wirbelsäule
- Rückenmarkverletzungen
- Rückenmarktumoren
Maßnahmen:
- Sofort Notruf wählen oder in die Klinik, wenn die Beschwerden nach einem Unfall auftreten
- Am selben Tag in die Hausarztpraxis oder zur Orthopäd*in bei starken Schmerzen, Taubheitsgefühl oder Lähmungen
- Sonst bei länger dauernden Beschwerden zum Arzt
Hinken mit Schmerzen in Hüfte, Knie, Bein und/oder Fuß; Beschwerden oft v. a. nach dem Aufstehen, bei Gehbeginn und nach längeren Gehstrecken; bei lange bestehenden Beschwerden evtl. Kreuzschmerzen
Ursachen:
- Erkrankungen der Hüfte, z. B. Hüftgelenksarthrose, Hüftkopfnekrose, Coxa vara, Coxa valga
- Erkrankungen des Knies, z. B. Kniegelenksarthrose, vorderer Knieschmerz, Meniskusverletzungen
- Erkrankungen des Fußes, z. B. Fersensporn, Achillessehnenreizung
Maßnahmen:
- Am selben Tag in die Hausarztpraxis oder zur Orthopäd*in bei plötzlichen, starken Schmerzen
- In den nächsten Tagen zur Orthopäd*in bei neu auftretenden, mäßigen Beschwerden
Zunehmendes Hinken mit Fuß-, Bein- und/oder Gesäßschmerzen nach längeren Gehstrecken; blasse Haut, Kältegefühl und evtl. Taubheitsgefühl am betroffenen Bein; evtl. offene Stellen an Fuß oder Unterschenkel
Ursache:
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit, Raucherbein)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden neu auftreten oder zunehmen
Selbsthilfe:
- Gutes Schuhwerk
- Anheben des Kopfteils am Bett bei nächtlichen Schmerzen
- Rauchverzicht
Hinken mit sichtbarem Schiefstand des Beckens; evtl. Schmerzen an Kreuz, Hüfte, Bein(gelenken); evtl. sichtbare Fehlstellungen am Bein
Ursache:
Beinlängendifferenz > 2 cm, z. B. bei
- Verletzungen, Lähmungen oder Operationsfolge an Hüfte und Bein
- erworbenen Hüft- und Kniegelenkerkrankungen, z. B. Hüftgelenksarthrose
- Fehlbildungen an Hüftgelenk und Bein, z. B. angeborene Hüftluxation (Hüftverrenkung)
Maßnahme:
- Falls noch nicht in Behandlung, in den nächsten Tagen zur Orthopäd*in oder in die Hausarztpraxis
Kreisförmiges Vorwärtsschwingen eines steifen Beins; Fußspitze zeigt nach innen, seitlicher Fußrand schleift; seitengleicher Arm angewinkelt, schwingt beim Gehen nicht mit
Ursache:
Spastische Lähmung, z. B. bei
- Multipler Sklerose
- Rückenmarkverletzungen
- Schlaganfall
- frühkindlicher Hirnschädigung
Maßnahmen:
- Notruf wählen oder sofort in die Klinik, wenn die Beschwerden neu auftreten
- Wenn die Beschwerden zunehmen, in den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis
"Steppergang" mit Hängen einer Fußspitze und übermäßigem Anheben des Knies beim Gehen; hörbarer Auftritt; Taubheitsgefühl auf dem Fußrücken
Ursache:
Schädigung oder Irritation des Peroneusnerven (Fußhebers), z. B. bei
- Verletzungen oder Gips am Unterschenkel
- längerem Sitzen mit überschlagenen Beinen (vorübergehend)
Maßnahme:
- Am selben Tag in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden neu auftreten und bei Positionswechsel nicht innerhalb weniger Minuten abklingen
Unsicheres und meist hörbares Aufsetzen eines Fußes, der sich stellenweise taub anfühlt
Ursache:
Schädigung sensibler Nerven, z. B. bei
- Bandscheibenvorfall
- Rückenmarkverletzungen
- Rückenmarktumoren
- Polyneuropathie
- Multipler Sklerose
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Neurolog*in oder in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden neu auftreten oder zunehmen
Unregelmäßiger, breitbeiniger Gang mit Schwanken und Fallneigung zu einer Seite; oft Unsicherheit beim Greifen; evtl. abgehackte Sprache
Ursache:
Kleinhirnschaden, z. B. bei
- Multipler Sklerose
- Schlaganfall, Arteriosklerose von Hirnarterien
- Alkoholabhängigkeit
Maßnahmen:
- Bei plötzlichem Auftreten sofort den Notruf wählen
- In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis oder zur Neurolog*in, wenn die Beschwerden sich langsam einschleichen und zunehmen
Plötzlich auftretendes Hinken mit Schwäche in einem Bein oder Fuß; evtl. Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl an der gleichseitigen Körperhälfte; evtl. gleichseitige Armschwäche und/oder Gesichtslähmung
Ursachen:
- Transitorische ischämische Attacke (TIA)
- Schlaganfall
- Multiple Sklerose
Maßnahme:
- Sofort die Notärzt*in rufen
Plötzlich auftretendes Hinken mit Schwäche in einem Bein oder Fuß und Kreuzschmerzen; oft Schmerzen, Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl in Gesäß und/oder Bein; evtl. Probleme beim Wasser- und Stuhlhalten
Ursache:
Maßnahmen:
- Am selben Tag in die Hausarztpraxis oder zur Orthopäd*in
- Sofort den Notruf wählen, wenn eine Harninkontinenz, ein Harnverhalt oder ein völliger Kraftverlust einer Extremität hinzukommt
Plötzliches Hinken bei Kindern; meist Schmerzen in Hüfte und/oder Knie
Ursachen:
- Hüftschnupfen (Coxitis fugax)
- Akute Form von Hüftkopfgleiten
- Ermüdungsbruch am Bein, meist nach Überbelastung
Maßnahme:
- Am selben Tag in die Kinderarzt-, Hausarztpraxis oder zur Orthopäd*in
Zeitweiliges Hinken bei Kindern bis 12 Jahre ohne weitere Beschwerden
Ursache:
- Morbus Perthes (Absterben des Hüftkopfs im Kindesalter)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen in die Kinderarztpraxis oder zur Orthopäd*in
Verschiedene, evtl. wechselnde Gangstörungen, z. B. Gehen wie auf Stelzen, Nachschleifen, Zehenspitzengang
Ursache:
- Psychisch bedingte Gangstörung (dissoziative Störung)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zur Hausärzt*in, wenn die Gangstörung anhält
Ihre Apotheke empfiehlt
Taubheit und Lähmungen ernst nehmen.
Wenn ein Körperteil über längere Zeit kribbelt oder es sich taub anfühlt, ist meistens ein gestresster Nerv dafür verantwortlich. Schaden nehmen kann ein Nerv zum Beispiel dann, wenn Druck auf ihn ausgeübt wird wie beim Bandscheibenvorfall. Greift man nicht rechtzeitig ein, kommt es im schlimmsten Fall sogar zu einer (eventuell auch nicht mehr umkehrbaren) Lähmung. Deswegen gilt: Taubheit, Kribbeln und Lähmungen immer ernst nehmen und ärztlich abklären lassen.
Konsequente Physiotherapie.
Wer von der Ärzt*in eine Physiotherapie verschrieben bekommt, bringt im besten Fall viel Motivation mit. Denn damit die Übungen wirklich helfen, müssen Patient*innen auch selbstständig zuhause trainieren. Wie Sie es am besten schaffen, am Ball zu bleiben, müssen Sie selbst herausfinden. Manchen Menschen hilft es, immer zu festen Zeiten zu üben, zum Beispiel direkt nach dem Aufstehen. Einige Patient*innen bevorzugen es, alle Übungen am Stück durchzuführen, andere verteilen diese lieber auf kleine Einheiten und üben dafür häufiger. Prinzipiell gilt aber bei den meisten Erkrankungen: lieber häufiger und kurz trainieren als einmal lang und dann mehrere Tage gar nicht.
Durchblutung prüfen lassen.
Bei Schmerzen in den Beinen denken die meisten Betroffenen zunächst an Erkrankungen von Muskeln, Bändern und Gelenken. Weniger naheliegend ist, dass auch die Blutgefäße die Ursache für die Beschwerden sein können – nämlich immer dann, wenn das Blut nicht mehr richtig fließt. Das ist der Fall bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK), bei der die Blutgefäße durch Kalk- und Fettablagerungen verengt sind. Weil die Durchblutung gestört ist, wird Gewebe wie die Beinmuskulatur nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt, was Schmerzen verursacht. Ihre Ärzt*in kann durch einfache Tests wie das Tasten des Pulses, eine Blutdruckmessung oder einen Ultraschall schnell herausfinden, ob Sie betroffen sind.
Passendes Schuhwerk tragen.
Wer über einen längeren Zeitraum ungeeignetes Schuhwerkt trägt, schadet nicht nur seinen Füßen, sondern dem gesamten Bewegungsapparat. Das zeigt sich am Beispiel von High Heels: Hier leidet nicht nur das Fußgewölbe, sondern auch Achillessehne, Kniegelenk und Lende werden übermäßig strapaziert. Bestehen schon Vorerkrankungen, ist es umso wichtiger, dass die Füße im Schuh physiologisch abrollen können. In manchen Fällen helfen auch passende Einlagen oder Sohlenerhöhung, um aktiv Beschwerden zu lindern – etwa bei einer unterschiedlichen Beinlänge.