Schmerzen im oberen Rücken sind – ganz im Gegensatz zu Schmerzen im unteren Rücken – nur selten durch krankhafte Veränderungen an Bandscheiben oder Wirbeln bedingt. Der Grund: Im oberen Rücken, also im Bereich der Brustwirbelsäule, verfügt die Wirbelsäule über eine vergleichsweise geringe Beweglichkeit. Die relative Starrheit der Brustwirbelsäule hat allerdings auch zur Folge, dass Zwangs- und Fehlhaltungen rasch zu überlastungsbedingten Schmerzen führen. Zwangs- und Fehlhaltungen sind folglich die häufigsten Ursachen für Beschwerden im oberen Rücken.
Doch auch Erkrankungen der Brust- und Bauchorgane können sich in Rückenschmerzen äußern. Insbesondere bei akut auftretenden Schmerzen im oberen Rücken ist daran zu denken, dass sich dahinter ein Herzinfarkt oder Pneumothorax verbergen kann.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Dumpfe, drückende oder ziehende Schmerzen in der Brustwirbelsäule morgens und bei Ermüdung; häufig bei einseitiger Haltung (z. B. bei "sitzender" Arbeit); die Wirbelsäule fühlt sich steif an
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Dumpfe oder bohrende Dauerschmerzen in und/oder neben der Wirbelsäule; oft deutliche Besserung im Liegen; neben der Wirbelsäule evtl. schneidender Schmerz oder Taubheitsgefühl
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Stechende oder ziehende, einschießende Schmerzen an einer Stelle neben der Wirbelsäule; verstärkt bei Bewegung und Einatmung; Dauer meistens drei Tage
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Stechende Schmerzen über eine größere Fläche; verstärkt bei Einatmung, aber nicht bei Bewegung; Hustenreiz bei tiefer Einatmung
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Akute Rückenschmerzen mit Beklemmungsgefühl im Brustkorb; Gefühl eines engen Reifs oder schweren Steins im Brustkorb; oft auch Schmerzen in der linken Schulter; häufig nach Belastungen, Essen oder starker Kälte
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Akute Schmerzen neben der Wirbelsäule mit Atemnot und Husten
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Schmerzen an einer kleinen Stelle neben der unteren Brustwirbelsäule; der Schmerz verstärkt sich bei Druck; Schmerzen v. a. im Nüchternzustand, Besserung durch Essen und Trinken
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Dumpfe, drückende oder ziehende Schmerzen in der Brustwirbelsäule morgens und bei Ermüdung; häufig bei einseitiger Haltung (z. B. bei "sitzender" Arbeit); die Wirbelsäule fühlt sich steif an
Ursachen:
- Zwangs- und Fehlhaltung, z. B. bei mangelnder Ergonomie am Arbeitsplatz
- Bandscheibenschäden
- Facettensyndrom bei Spondylarthrosen (Arthrosen der Zwischenwirbelgelenke)
- Anfangsphase einer Parkinson-Krankheit
- Somatoforme Störung
- Larvierte Depression
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zur Hausärzt*in oder Orthopäd*in, wenn sich die Beschwerden nicht bessern
Selbsthilfe:
- Wenn möglich, mehrmals täglich kurz hinlegen
- Bei längerem Sitzen gelegentlich die Haltung wechseln
- Bei sitzenden Berufen, in der Freizeit Ausgleichssport betreiben
- Ergonomie am Arbeitsplatz verbessern
Dumpfe oder bohrende Dauerschmerzen in und/oder neben der Wirbelsäule; oft deutliche Besserung im Liegen; neben der Wirbelsäule evtl. schneidender Schmerz oder Taubheitsgefühl
Ursachen:
- Blockierungen von Brustwirbeln
- Osteoporose
- Wirbelbruch, z. B. bei Unfall
- Knochentumoren oder Knochenmetastasen in der Wirbelsäule
- Infektionen der Wirbelsäule
Maßnahmen:
- Bei starken Schmerzen oder ausgedehntem Taubheitsgefühl am selben Tag Hausärzt*in oder Orthopäd*in
- Sonst in den nächsten Tagen in die Arztpraxis
Selbsthilfe:
- Angemessene Bewegung
- Bei Osteoporose kalziumreich ernähren und ausreichend Sonnenlicht aufnehmen (für die Produktion von Vitamin D)
Stechende oder ziehende, einschießende Schmerzen an einer Stelle neben der Wirbelsäule; verstärkt bei Bewegung und Einatmung; Dauer meistens drei Tage
Ursache:
- Interkostalneuralgie (umgangssprachlich: eingeklemmter Nerv)
Maßnahme:
- Bei anhaltenden Beschwerden in den nächsten Tagen zur Hausärzt*in, Orthopäd*in oder Physiotherapeut*in (möglichst mit Erfahrung in manueller Therapie)
Selbsthilfe:
- In entspannter Haltung hinlegen
- Wärmeanwendungen durchführen, z. B. mithilfe von Heizkissen oder Infrarotstrahlern
- Alternativ Kälteanwendungen ausprobieren, z. B. Kühlpack
Stechende Schmerzen über eine größere Fläche; verstärkt bei Einatmung, aber nicht bei Bewegung; Hustenreiz bei tiefer Einatmung
Ursache:
- Pleuritis (Rippenfellentzündung) z. B. bei Lungenentzündung
Maßnahme:
- Am selben Tag in die Hausarztpraxis
Akute Rückenschmerzen mit Beklemmungsgefühl im Brustkorb; Gefühl eines engen Reifs oder schweren Steins im Brustkorb; oft auch Schmerzen in der linken Schulter; häufig nach Belastungen, Essen oder starker Kälte
Ursachen:
Erstmaßnahmen:
- Betroffenen in eine halbsitzende Position bringen
- Bei erstmaligen stärkeren Beschwerden die Notärzt*in rufen
- Bei erstmaligen leichteren und vorübergehenden Beschwerden am selben oder nächsten Tag in die Hausarztpraxis
- Bei bekannter Angina pectoris verordnetes Nitrat verabreichen; bei fehlender Besserung trotz Nitratgabe den Notruf wählen
Akute Schmerzen neben der Wirbelsäule mit Atemnot und Husten
Ursache:
- Pneumothorax (Lungenkollaps)
Erstmaßnahmen:
- Notruf wählen oder Betroffene sofort in die nächste Klinik fahren
Schmerzen an einer kleinen Stelle neben der unteren Brustwirbelsäule; der Schmerz verstärkt sich bei Druck; Schmerzen v. a. im Nüchternzustand, Besserung durch Essen und Trinken
Ursache:
- Ulcus duodeni (Zwölffingerdarmgeschwür)
Maßnahme:
- In der nächsten Woche in die Hausarztpraxis
Selbsthilfe:
- Warme Bauchwickel oder Heublumensäckchen anwenden
- Auf Kaffee, Alkohol und Rauchen, fettreiche und stark gewürzte Speisen verzichten
Ihre Apotheke empfiehlt
Selbstmedikation.
Sind Rückenschmerzen so stark und anhaltend, dass sie den Tagesablauf beeinträchtigen, empfiehlt sich die Einnahme von Schmerzmitteln (NSAR). Wegen der Nebenwirkungen sollten die Schmerzmittel nicht länger als 3 Tage ohne Rücksprache mit einer Ärzt*in eingenommen werden.
Physikalische Verfahren.
Schmerzlindernd wirken Massagen, Wärme oder Kälte (je nach individuellem Bedürfnis) sowie verschiedene elektrische Ströme. Wärme beruhigt und entspannt die Muskulatur und hilft dadurch, den Schmerz zu lindern. Manchmal helfen auch warme Vollbäder (beruhigend: Melisse, Lavendel; anregend und durchblutungsfördernd: Rosmarin), warme Wickel (Heublume, Fango), eine Wärmflasche oder Wärmekissen im Bett, durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. mit Capsicum, dem Wirkstoff des Chilis).
Arbeitsplatzergonomie.
Arbeitsstühle sollten über eine Rückenlehne verfügen, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Bedeutsam ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.
In Bewegung bleiben.
Solange die Ärzt*in bei akuten Schmerzen nichts Gegenteiliges verordnet, ist Bewegung erlaubt und tut der Wirbelsäule gut. Diese Mobilisierung der Wirbelsäule nützt besonders Personen, die viele Stunden am Tag sitzen. Ein regelmäßiger Positionswechsel während des Arbeitstages beugt Fehlhaltungen vor. Zum Beispiel sorgen integrierte Stehpulte am Schreibtisch, auf denen das Telefon steht, oder höhenverstellbare Tischplatten für regelmäßiges Aufstehen. Wichtiger als die Dauer der Unterbrechung ist dabei die Häufigkeit. Expert*innen raten außerdem, den Bewegungsmangel am Arbeitsplatz mit Sport in der Freizeit auszugleichen. Noch besser ist es, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren: Sofern die Entfernung dies ermöglicht, bedeutet das Bewegung im Arbeitsalltag ohne viel zusätzlichen Zeitaufwand. Neben klassischen Sportarten bieten sich auch alternative Bewegungsformen wie Yoga an, die den Rücken sanft bis kräftig dehnen und stärken. Gleichzeitig entspannt Yoga und reduziert so Stress und Verspannungen.
Mind-Body-Therapien.
Bei chronischen Rückenschmerzproblemen wird die Behandlung durch Mind-Body-Therapien ergänzt. Techniken wie Autogenes Training bauen durch Selbstentspannung Stress ab und lösen Verkrampfungen. Manchen Patient*innen mit Rückenschmerzen hilft die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, bei der Muskelgruppen im Wechsel bewusst angespannt und wieder gelockert werden. Die Verfahren wirken aber in erster Linie prophylaktisch.