Nackenschmerzen

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Bei leichten Verspannungen helfen Wärmepflaster, Schmerzmittel und einfache Übungen.

Wer mit Nackenschmerzen zum Arzt geht, bekommt oft die Diagnose HWS-Syndrom (Halswirbelsäulen-Syndrom). Dieser Begriff beschreibt jedoch keine Krankheit, sondern eben ein Syndrom, das heißt ein Beschwerdebild mit ganz unterschiedlichen möglichen Ursachen. Von der Muskelverspannung über Verschleißerscheinungen und Verletzungen an der Halswirbelsäule bis hin zu rheumatischen Erkrankungen kommt da viel in Frage.

Strahlen die Schmerzen vom Nacken, in Schulter und Arme aus, spricht der Arzt auch von einem Schulter-Arm-Syndrom. Die Schmerzen entstehen hier häufig durch eine Reizung oder Quetschung von Nerven, die auf Höhe der Halswirbelsäule dem Rückenmark entspringen. Da eingeengte Nerven bei verspäteter oder ausbleibender Behandlung dauerhafte Schäden davontragen können, machen Lähmungen und Gefühlsstörungen einen zeitnahen Besuch beim Orthopäden oder Hausarzt erforderlich – bei ausgeprägten Beschwerden noch am selben Tag.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Ein- oder beidseitige, chronische, dumpf ziehende Schmerzen im Nacken; oft Ausstrahlung in Schulter und/oder Hinterkopf; oft verhärtete Nackenmuskulatur, evtl. mit druckempfindlichen Knötchen; evtl. Schwindel, Übelkeit, Ohrenklingeln und/oder Sehstörungen

Ursachen:

Maßnahmen:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Orthopäden, wenn Schwindel oder Ohrenklingeln neu auftreten
  • Sonst in den nächsten Wochen zum Arzt, wenn sich die Beschwerden nicht bessern

Selbsthilfe:

  • Wärmeanwendungen durchführen, z. B. heiße Rolle
  • Ergonomie am Arbeitsplatz verbessern; Bewegungspausen einlegen
  • In der Freizeit Ausgleichssport betreiben
  • Mind-Body-Verfahren erlernen, z. B. Yoga oder Autogenes Training

Oft nur einseitige, chronische, schneidende Schmerzen in und neben der Halswirbelsäule; verstärkt bei Bewegung; evtl. Taubheitsgefühl und/oder Lähmungen im Hals-, Schulter- oder Armbereich

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zum Orthopäden oder Hausarzt bei ausgedehntem Taubheitsgefühl oder Lähmungen
  • Sonst in den nächsten Tagen zum Arzt

Selbsthilfe:


Akute Schmerzen im Nacken, oft ausstrahlend in Schulter und/oder Hinterkopf; meist steifer Hals bis zum Schiefhals; Beginn oft nach abrupten Kopfbewegungen (z. B. bei Vollbremsung); morgens nach dem Aufstehen oder nach einer Unterkühlung am Hals; manchmal Schwindel und Übelkeit

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zum Hausarzt oder Orthopäden nach einem Unfall und bei Sehstörungen
  • In den nächsten Tagen zum Arzt bei anhaltendem Schwindel, Übelkeit oder Ohrengeräuschen
  • Sonst in den nächsten 1–2 Wochen zum Arzt, wenn sich die Beschwerden nicht bessern

Selbsthilfe:

  • Kälte- oder Wärmeanwendungen durchführen (je nach Bedarf)

Akute, schneidende Schmerzen in und neben der Wirbelsäule; verstärkt bei Bewegung; oft nur einseitig; manchmal Taubheitsgefühl und/oder Muskelschwäche im Hals-, Schulter- oder Armbereich

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Bei Auftreten der Schmerzen nach einem Unfall, Betroffenen nicht bewegen und Notarzt rufen
  • Am selben Tag zum Orthopäden bei ausgedehntem Taubheitsgefühl oder Lähmungen
  • Sonst innerhalb weniger Tage zum Orthopäden

Selbsthilfe:

  • Meiden möglicher Auslöser wie Alkohol, Nikotin, Badezusätze

Schmerzen an Nacken- und anderen Muskeln, ähnlich einem Muskelkater; Verbesserung durch Aktivität; Schmerzen oft auch an Sehnen und Gelenken; oft Taubheitsgefühle an Händen und anderen Körperstellen

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt

Selbsthilfe:

  • Mind-Body-Therapien erlernen, z. B. Yoga oder Autogenes Training
  • Regelmäßig Ausdauertraining absolvieren, z. B. Radfahren, Schwimmen, Walken

Akute, starke Schmerzen in Nacken, Schultern, Hüften und Oberschenkeln v. a. am frühen Morgen; Schwierigkeiten, die Arme über die Schultern zu heben; oft Gewichtsverlust und Fieber

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Orthopäden

Plötzlich beginnende, heftige Nacken- und Kopfschmerzen mit steifem Nacken, Übelkeit und Erbrechen sowie zunehmender Bewusstseinstrübung

Ursachen:

Erstmaßnahme:

  • Notarzt rufen oder den Betroffenen in die nächste Klinik fahren

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Selbstmedikation.

Verspannungsbedingte Nackenschmerzen klingen in der Regel innerhalb weniger Tage ab. Beeinträchtigen sie stark den Tagesablauf, empfiehlt sich die vorübergehende Einnahme oder topische Anwendung von Schmerzmitteln (NSAR), z. B. Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac (oft ist der Effekt dieser Schmerzmittel aber nicht durchschlagend). Wegen der Nebenwirkungen dürfen die Schmerzmittel nicht länger als 3 Tage ohne Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden. Acetylsalicylsäure eignet sich wegen der Gefahr von Nebenwirkungen erst für Kindern ab 12 Jahren. Für Schwangeren ist unter den rezeptfreien Schmerzmitteln einzig Paracetamol die sicherste Wahl – noch besser ist, auf Schmerzmedikamente ganz zu verzichten.

Übungen für den Nacken.

Kleine, aber effektive Übungen für Schultern und Nacken lassen sich leicht in den Alltag einbauen. Eine kleine Auswahl an hilfreichen Übungen:

  • Im Sitzen: Mit geradem Rücken auf die Vorderkante eines Stuhls setzen. Arme nach oben anwinkeln, sodass die Fingerspitzen sanft auf den Schultern liegen. Dann die Oberarme in eine waagerechte Position heben. Dabei zeigen die Schulter nach außen. Während der Ausatmung die Ellenbogen vor der Brust zusammenziehen bis sie sich berühren. Beim Einatmen die Ellenbogen wieder in die Ausgangssituation heben. Das Auf und Ab der Ellenbogen mehrmals wiederholen.
  • Im Stehen: Mit geradem Rücken aufstellen; die Beine hüftbreit auseinander. Nun die Arme seitlich in eine waagerechte Haltung bringen – die Finger sind ausgestreckt, die Schulter bilden eine gerade waagerechte Linie. Beim Ausatmen langsam beide Schultern drehen, sodass die Handflächen nun nach oben zeigen. Mit der Einatmung wieder die Ausgangsposition einnehmen. Die Übung mehrmals wiederholen.
  • Im Liegen: Auf den Rücken legen und die Beine vor dem Gesäß anwinkeln. Die Füße sind hüftbreit auseinander. Den unteren Rücken leicht in den Boden drücken und die Arme mit ausgestreckten Fingern senkrecht nach oben richten. Mit der nächsten Einatmung den linken Arm Richtung Decke strecken, sodass die Schulter leicht vom Boden abhebt. Den Arm für einige Sekunden in der Höhe halten und mit der nächsten Ausatmung wieder ablegen. Anschließend den Ablauf mit dem rechten Arm wiederholen.

Wohltuende Übungen für den Nacken werden auch im Rahmen verschiedener Entspannungsverfahren durchgeführt wie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Yoga. Durch kontrollierte Bewegungsabläufe dehnen sie den Bewegungsapparat, lösen Verspannungen und regen die Durchblutung an. Menschen ohne Vorkenntnisse erlernen die Übungen am besten zunächst in Gruppenkursen. Erfahrene Anwender können sie zu Hause selbstständig ausführen.

Schmerzpflaster.

Abhilfe bei stundenlang anhaltendes Nackenschmerzen bieten durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. mit Cayenne-Pfeffer oder Capsicumfrüchte, dem Wirkstoff des Chilis). Sie bilden in der Haut ein Wirkstoffdepot, aus welchem der Wirkstoff langsam freigesetzt wird. Die maximale Wirkung tritt deshalb erst nach 8–12 Stunden ein. Die Haut an der Applikationsstelle muss unverletzt und sauber sein. Für Kinder sind Schmerzpflaster ungeeignet.

Physikalische Verfahren.

Wärme beruhigt und entspannt die Muskulatur. Dadurch hilft sie, den Schmerz zu lindern. Für Schmerzen im Nackenbereich gibt es speziell geformte Wärmekissen: sogenannte Nackenrollen. Sie lassen sich in der Mikrowelle erwärmen und werden anschließend um den Hals gelegt bis sie abkühlen. Einen wohltuenden Effekt haben häufig auch warme Vollbäder – beruhigend wirken Melisse und Lavendel, anregend und durchblutungsfördernd wirkt Rosmarin. Eine Alternative bieten warme Wickel mit Heublume oder Fango.

Massagen.

Gehen die Nackenschmerzen mit Muskelverspannungen einher, helfen Massagen, die Verspannungen zu lösen. Die Wirkung tritt nach etwa fünf Minuten ein. Sie ist aber nicht nachhaltig – oft ist nach einer Woche der Nackenschmerz wieder da, wenn nicht gleichzeitig durch aktive Übungen.

Arbeitsplatzergonomie.

Vor allem im Sitzen kommt es schnell zu Fehlhaltungen, die den Nacken belasten. Eine nackenfreundliche Sitzhöhe liegt vor, wenn der Kopf weder nach unten noch nach oben geneigt werden muss. Entscheidend dafür ist die richtige Höhe von Tisch und Stuhl: Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Liegen die Arme locker auf den Armlehnen auf, entlastet dies den Schulter- und Nackenbereich.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; Sektion "Ihre Apotheke empfiehlt": Dr. med. Arne Schäffler; Sandra Göbel | zuletzt geändert am um 18:31 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.