Acetylsalicylsäure

Wirkstoff aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), auch bekannt unter der Abkürzung ASS. Es wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und fiebersenkend. Darüber hinaus hemmt ASS die Gerinnung, indem es die Verklumpung der Blutplättchen erschwert. ASS wird eingesetzt bei

  • leichten bis mäßigen Schmerzen wie Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen, zusammen mit anderen schmerzbekämpfenden Mitteln auch bei schweren rheumatischen Erkrankungen
  • Fieber.

Als Gerinnungshemmer wird ASS verordnet

  • zur Vorbeugung eines Reinfarkts (zweiter Herzinfarkt nach einem überlebten Herzinfarkt)
  • zur Vorbeugung eines Schlaganfalls, nachdem akute Mangeldurchblutungs-Situationen im Gehirn wie eine transitorisch ischämische Attacke (TIA) oder bereits ein Schlaganfall aufgetreten sind
  • nach gefäßchirurgischen Eingriffen an Arterien wie Bypass-Operationen, um einen Verschluss der operierten Arterien zu verhindern.

Keine Indikation ist die allgemeine Gesundheitsförderung: ASS wird seit Jahren angepriesen als lebensverlängerndes Lifestyle-Medikament – nach Ansicht der Experten sind die Risiken der langfristigen Einnahme von ASS (siehe unten) aber wesentlich größer als der eventuelle Nutzen.

Anwendung

ASS ist verfügbar als

  • Tablette (50 mg, 75 mg, 100 mg, 300 mg und 500 mg)
  • Brausetablette (500 mg)
  • Kautablette (500 mg)
  • Granulat (500 mg).

Alle Darreichungsformen sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Die Kosten werden nicht von der Krankenkasse getragen. Ausnahme: ASS in der Dosierung bis 300 mg täglich kann von der Ärzt*in verordnet werden – allerdings nur wenn es als Gerinnungshemmer wirken soll.
Die meisten Erwachsenen nehmen ASS als Tablette ein. Die Tabletten schlucken Sie mit etwas Wasser herunter, am besten während einer Mahlzeit. Wer Probleme mit dem Schlucken hat, ist mit Brausetabletten oder Granulat besser bedient – dieses lösen Sie in Wasser auf. Die Kautabletten zerkauen Sie ohne zusätzliche Flüssigkeit. Zum Schutz der Magenschleimhaut empfiehlt es sich aber, hinterher ein Glas Wasser zu trinken.
Für Schwangere und Kinder unter 12 Jahren ist ASS nicht geeignet. So droht durch Einnahme von ASS im letzten Schwangerschaftsdrittel beim Ungeborenen ein Herzfehler. Bei Kindern löst ASS sehr selten das lebensbedrohliche Reye-Syndrom mit schwerer Leberentzündung und Gehirnentzündung aus. Eine Alternative zu ASS sowohl bei Schwangeren als auch bei Kindern ist Paracetamol.


Einzeldosis und Tageshöchstdosis. Die Dosis hängt vom Grund der ASS-Einnahme ab:

  • Zur Schmerzbehandlung und Fiebersenkung dient eine Einzeldosis von 300–1000 mg. Maximal 3 Einzeldosen können im Abstand von 4–8 Stunden pro Tag eingenommen werden. Das sind maximal 3000 mg pro Tag – bei schweren rheumatischen Erkrankungen werden im Einzelfall auch höhere Dosen verordnet, wobei dann der Magenschutz besonders beachtet werden muss.
  • Zur Migränebehandlung ist eine Einzeldosis von 1000 mg erlaubt. Auch diese Einzeldosis kann nach 4–8 Stunden bis zu 3 × täglich wiederholt werden.
  • Zur Blutverdünnung werden 1 × täglich 100 mg ASS eingenommen.


Ohne ärztliche Rücksprache sollten Sie ASS maximal 4 Tage hintereinander einnehmen.

Risiken und Nebenwirkungen

Das Risiko für Nebenwirkungen steigt, je länger und je höher dosiert ASS eingenommen wird. Nebenwirkungen betreffen am häufigsten den Magen-Darm-Trakt. Das sind vor allem Magenschmerzen, Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Selten löst ASS im Magen-Darm-Trakt aber auch schwere, teilweise lebensbedrohliche Geschwüre (Ulcera) aus sowie daraus resultierende Blutungen und Durchbrüche (Magen-Darm-Perforation). Leichte Blutungen können zu schwarz-krümeligen Blutauflagerungen am Stuhl führen. Haben Sie eine Vorerkrankung im Magen-Darm-Trakt, sind Sie besonders anfällig für all diese Nebenwirkungen. Zum Schutz der Magenschleimhaut kann die Einnahme von ASS mit einem Protonenpumpeninhibitor wie Pantoprazol oder Omeprazol kombiniert werden. Insbesondere unter einer Dauertherapie mit ASS wird dies von den meisten Ärzt*innen befürwortet.

Weitere Nebenwirkungen von ASS sind

  • erhöhte Blutungsneigung: Nach Stürzen oder Stößen entstehen leichter blaue Flecken. Aus Wunden blutet es länger. Eine Woche vor einer Operation oder einer Zahnbehandlung sollten Sie daher kein ASS mehr einnehmen. Selten entstehen spontan Nasenbluten, Zahnfleischbluten, Hauteinblutungen oder schwerwiegende Blutungen wie Hirnblutungen
  • Schwindel, Hör- und Sehstörungen, Ohrensausen, Bewusstseinsstörungen. Diese Symptome sind oft die ersten Zeichen einer Überdosierung. Lassen Sie solche Symptome sofort ärztlich abklären
  • Medikamenten-induzierte Kopfschmerzen, vor allem bei einer ASS-Einnahme von mehr als 10 Tagen pro Monat
  • Auslösung eines Asthma-Anfalls (Analgetika-Asthma)
  • Schäden an den Nieren bis hin zum akuten Nierenversagen (Analgetikanephropathie), vor allem bei langfristiger hoher ASS-Dosierung
  • Schäden an der Leber.

Wechselwirkungen

Nehmen Sie neben ASS noch andere Medikamente ein, dann drohen Wechselwirkungen. So erhöht sich das Risiko für Magen-Darm-Geschwüre und -Blutungen bei der gleichzeitigen Einnahme von NSAR oder Glukokortikoiden. Die blutverdünnende Wirkung von Gerinnungshemmern wie Marcumar oder Clopidogrel wird durch ASS gesteigert.
Sprechen Sie daher mit Ihrer Ärzt*in über all Ihre Medikamente, bevor Sie ASS einnehmen.

Autor*innen

Dr. med. Miriam Hagemeyer | zuletzt geändert am um 10:22 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.