Bauchschmerzen im Unterbauch

agephotostock/imago-images.de
Um die Ursache für Schmerzen im Unterbauch festzustellen, ist oft apparative Diagnostik wie eine Ultraschalluntersuchung nötig.

Unterbauchschmerzen (Unterleibsbeschwerden) sind schwer zu diagnostizieren. Denn im Unterbauch liegen Verdauungs-, Ausscheidungs- und innere Geschlechtsorgane so eng benachbart, dass eine Zuordnung von Beschwerden durch eine einfache klinische Untersuchung oft nicht möglich ist. Erste Hinweise auf die zugrunde liegende Erkrankung ergeben sich aber oft, wenn die Patient*in die "Begleitumstände" der Schmerzen schildert. Treten die Beschwerden etwa nach dem Essen auf und leidet die Patient*in zusätzlich unter Durchfall, Blähungen oder Verstopfung, ist der Darm als Verursacher wahrscheinlich. In Frage kommen dann zum Beispiel ein Reizdarmsyndrom, aber auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder sogar Darmkrebs. Ist der Harntrakt betroffen, treten meist gleichzeitig Probleme beim Wasserlassen auf, etwa Schmerzen bei der Blasenentzündung oder Harnverhalt bei Prostataerkrankungen. Starker oder veränderter Ausfluss oder Unregelmäßigkeiten bei der Periode deuten auf Erkrankungen des Geschlechtstrakts hin. Auch hier gibt es viele mögliche Diagnosen, etwa Myome, Zysten oder aber Infektionskrankheiten wie Chlamydien oder Tripper. Oft vergessen wird, dass auch die Wirbelsäule Schmerzen im Unterleib verursachen kann, etwa bei einem Bandscheibenvorfall.

Um einzuschätzen, wie schnell Betroffene mit ihren Beschwerden in die Arztpraxis sollten, hilft eine einfache Grundregel: Sind die Schmerzen chronisch, ist nur in seltenen Fällen ein sofortiges Handeln nötig. Dann genügt es, die Beschwerden in den kommenden Tagen abzuklären. Treten die Schmerzen plötzlich und heftig auf, sieht es anders aus: Um keinen Notfall wie eine Blinddarmentzündung zu übersehen, sollte man dann besser gleich zur Ärzt*in.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Ständige oder wiederkehrende Schmerzen oder Spannungsgefühl im Unterbauch; Durchfall, Verstopfung oder Wechsel zwischen beiden, evtl. Schleim und/oder Blut im Stuhl, evtl. Gewichtsverlust

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis

Selbsthilfe bei Reizdarm:

  • Warme Bauchwickel, Wärmflasche, warmes Bad
  • Häufige kleine, ballaststoffreiche Mahlzeiten
  • Entspannungsverfahren
  • Stressmanagement

Krampfartige Schmerzen oberhalb des Schambeins, meist mit Brennen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen, evtl. erhöhte Temperatur, bei Männern evtl. gelblicher Ausfluss

Ursachen:

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis bei Fieber oder Flankenschmerzen, sonst am nächsten Tag

Selbsthilfe bei akuter Blasenentzündung:

  • Täglich 3–4 Liter trinken
  • Wärmflasche, Heublumensäckchen, Kirschkernsäckchen auf den Unterbauch oder als Sitzunterlage
  • Voll- oder Sitzbad mit Kamille

Wiederholte oder dauerhafte, oft krampfartige Schmerzen im mittleren Unterbauch und Rücken, meist verstärkte und/oder schmerzhafte Monatsblutung, evtl. Zwischenblutung

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zur Frauenärzt*in

Rasch zunehmender Schmerz im mittleren Unterbauch, kein Wasserlassen möglich

Ursache:

Harnstau, z. B. bei

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen oder in die nächste Klinik

Plötzlich einsetzende, starke Schmerzen und tastbare Schwellung neben der Mittellinie des Unterbauchs, bei blutverdünnenden Medikamenten

Ursache:

  • Einblutung in die Bauchmuskeln

Maßnahme:

  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis

Rasch zunehmende Schmerzen, die vom Nabel zum rechten Unterbauch wandern, Übelkeit, Erbrechen, meist leichtes Fieber

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Sofort in die nächste Klinik bei starken Schmerzen oder bretthartem Bauch
  • Am selben Tag in die Hausarztpraxis bei Dauerschmerzen im rechten Unterbauch

Rasch zunehmende Schmerzen im linken, selten rechten Unterbauch, evtl. Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall, evtl. Fieber

Ursache:

Maßnahmen:

  • Sofort in die nächste Klinik bei starken Schmerzen oder bretthartem Bauch
  • Sonst am selben Tag in die Hausarztpraxis

Wechselnde, ein- oder beidseitige, dumpfe Schmerzen in Unterbauch und Rücken, Verstärkung bei Geschlechtsverkehr, körperlicher Tätigkeit, Hinsetzen

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Frauenärzt*in

Einmalige oder wiederkehrende, ziehende, einseitige Unterbauchschmerzen während der fruchtbaren Jahre

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Frauenärzt*in oder in die Hausarztpraxis, wenn die Beschwerden anhalten

Selbsthilfe:


Wechselnde einseitige Schmerzen, Fremdkörper- oder Druckgefühl im Unterbauch, zunehmender Leibesumfang, evtl. Völlegefühl, Blähungen, evtl. Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen

Ursachen:

  • Kystom (Zystadenom)
  • Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), oft mit Scheidenblutungen nach den Wechseljahren

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zur Frauenärzt*in

Rasch zunehmende, ein- oder beidseitige Unterbauchschmerzen, Fieber, oft gelblich-grüner Ausfluss

Ursache:

Akute Adnexitis (Eileiter- und Eierstockentzündung), meist bei Geschlechtskrankheiten wie

Maßnahmen:

  • Am selben Tag zur Frauenärzt*in oder in die Hausarztpraxis bei starken Schmerzen mit Übelkeit, Fieberschüben
  • Sonst in den nächsten Tagen

Wechselnde, leichte bis plötzlich auftretende, stärkste Schmerzen auf einer Seite des Unterbauchs, ab 8 Tagen nach ausbleibender Periode, oft Schmierblutungen

Ursachen:

Maßnahmen:

  • Notärzt*in rufen oder in die nächste Klinik bei starken Schmerzen mit Schwindel oder Schulterschmerzen
  • Am selben Tag zur Frauenärzt*in bei Schmerzen nach ausbleibender Periode

Wellenförmig auftretende, stärkste, Schmerzen in seitlichem Unterbauch und Schamlippen bzw. Hoden, Übelkeit und Erbrechen, evtl. blutiger Urin

Ursache:

Maßnahme:

  • Notärzt*in rufen oder in die nächste Klinik

Rasch zunehmende, einseitige Schmerzen im Nabel- oder Leistenbereich, verbunden mit einer Vorwölbung, Übelkeit, Erbrechen

Ursache:

Brucheinklemmung, z. B. bei

Maßnahme:

  • Sofort in die Hausarztpraxis oder in die Klinik

Verschiedene, oft heftige Schmerzen in Rücken und Unterbauch, meist Verschlimmerung durch Bewegung

Ursachen:

Erkrankungen der Wirbelsäule, z. B.

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen in die Hausarztpraxis oder zur Orthopäd*in

Ihre Apotheke empfiehlt

Wärme. Egal, ob bei Menstruationsbeschwerden, einer Darmkolik oder einer verspannten Rückenmuskulatur – Wärme hilft gegen die meisten Schmerzursachen im Unterbauch. Das liegt daran, dass die Wärme sowohl die Muskeln der Organe (glatte Muskulatur) als auch die Muskeln des Skeletts (quergestreifte Muskulatur) entspannt und entkrampft. Gut eignen sich Wärmflaschen und warme Wickel oder aber auch ein erwärmtes Kirschkernkissen.

Schonkost. Akute Darmbeschwerden verschwinden oft genauso schnell, wie sie aufgetaucht sind. Die eigentliche Regeneration des Darms dauert meist etwas länger. Helfen Sie Ihrem Darm deswegen und verordnen Sie sich noch einige Tage Schonkost, auch wenn Sie sich schon besser fühlen. Fettiges, zuckerreiches oder stark gewürztes Essen ist dann tabu. Besser sind kleine Portionen von gut verdaulichen Nahrungsmitteln, etwa gedünstetes Gemüse mit Reis.

Pflanzliche Präparate. Für viele Beschwerden im Unterbauch gibt es in der Apotheke pflanzliche Mittel zur Selbsttherapie. Beispiele wären der Mönchspfeffer bei Menstruationsbeschwerden, Präparate mit Cranberries bei Blasenentzündung oder Brennnesselwurzeln bei der Prostatavergrößerung. Bei den meisten pflanzlichen Mitteln ist die Studienlage nicht ausreichend, um einen Beweis für ihre Wirksamkeit zu liefern. Weil die Präparate in aller Regel aber auch nicht schaden, kann sich ein Therapieversuch durchaus lohnen. Wichtig ist nur, dass Sie die Präparate nicht als Ersatz für einen Arztbesuch sehen, sondern als Ergänzung.

Selbstbeobachtung. Chronische Unterleibsbeschwerden sind nicht nur schwer zu diagnostizieren, sondern manchmal auch gar nicht so leicht zu behandeln. Ein gutes Beispiel dafür sind das Reizdarmsyndrom oder Menstruationsbeschwerden. Oft dauert es, bis man für sich selbst herausfindet, was gut gegen die Beschwerden hilft. Umso wichtiger ist es, sich gut zu beobachten und gegebenenfalls auch Notizen zu machen – etwa darüber, welche Lebensmittel gut vertragen werden, ob Entspannungsübungen Erleichterung bringen oder eher Bewegung hilft.

Warnzeichen erkennen. Schmerzen im Unterbauch sind nicht zu unterschätzen – gerade wenn sie ganz neu und massiv auftreten. Oft ist es für Betroffene aber gar nicht so leicht, die Dringlichkeit eines Arztbesuchs einzuschätzen. Immer zur Ärzt*in sollten Sie, wenn sich ihr Bauch bei Abtasten sehr hart anfühlt. Auch Fieber und Schwindel sind ein Zeichen dafür, dass Sie besser gleich zur Ärzt*in sollten. Und nicht zuletzt ist rasches Handeln gefragt, wenn Sie zusätzlich zu den Bauchschmerzen einen Harnverhalt haben, also kein oder nur wenig Wasser lassen können. Sexuell aktive Frauen, die eine Schwangerschaft nicht ausschließen können, sollten auch an eine mögliche Eileiterschwangerschaft denken. In diesem Fall sind die Schmerzen meist einseitig und treten 8 bis 14 Tage nach Ausbleiben der Periode auf.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 12:06 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.