Gewichtszunahme ohne gesteigerten Appetit

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Lebensstilveränderung lassen trotz gleichbleibender Kalorienzufuhr den Zeiger auf der Waage steigen.

Essen ohne Reue ist nur wenigen Menschen möglich – in aller Regel machen sich eine hohe Kalorienzufuhr und wenig Bewegung schnell auf der Waage bemerkbar. Anders liegt der Fall, wenn das Gewicht zunimmt, ohne dass sich Ernährung oder Lebensstil verändert haben. Zu hinterfragen ist dann, ob sich die zusätzlichen Kilos tatsächlich auf eine Vermehrung von Fettgewebe zurückführen lassen. Ebenso möglich sind eine Zunahme der Muskelmasse oder eine Einlagerung von Körperwasser.

Eine Zunahme des Körperfetts ist wahrscheinlich, wenn die Steigerung des Körpergewichts relativ langsam erfolgt, denn auch bei stark erhöhter Nahrungsaufnahme ist es schwierig, pro Woche mehr als 500 g an Fett einzulagern.

Abzuklären sind dann hormonelle Erkrankungen, die den Stoffwechsel verändern wie das Cushing-Syndrom und die Schilddrüsenunterfunktion. In diese Kategorie fallen auch die Umstellungen in den Wechseljahren. Sie führen zudem oft dazu, dass sich der Grundumsatz an Kalorien auf Dauer verringert. Da gibt es nur zwei Auswege: die Kalorienzufuhr spürbar drosseln, oder nachhaltig mehr Sport treiben.

Starke Gewichtssteigerungen ohne Änderungen im Essverhalten oder im Energieverbrauch beruhen zumeist auf einer Einlagerung von Körperwasser, entweder in Form von Ödemen etwa in den Beinen oder in der Bauchhöhle bei Aszites (Bauchwassersucht). Ödeme treten regelmäßig auf, wenn das Herz im Alter schwächer wird (Herzinsuffizienz), aber auch, wenn Niere oder Leber nicht mehr richtig arbeiten (Niereninsuffizienz bzw. Leberzirrhose). Körperwasser wird auch eingelagert bei Einnahme von Hormonen wie Kortison oder auch der "Pille" sowie bei einigen Tumoren. Alle diese Ursachen erfordern die Vorstellung beim Arzt.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Gewichtszunahme bei unangemessen häufigen, reichlichen oder kalorienreichen Mahlzeiten

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt, wenn Sie Hilfe beim Abnehmen brauchen

Selbsthilfe:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität; Ernährungsumstellung

Gewichtszunahme bei Verminderung der körperlichen Aktivität, z. B. bei Bettruhe, Verletzungen, Gelenkproblemen

Ursache:

  • Gestörte Balance zwischen verbrauchter und aufgenommener Energie

Selbsthilfe:

  • Ernährungsumstellung, körperliche Aktivität

Gewichtszunahme bei gleichbleibender Nahrungsaufnahme während und nach den Wechseljahren, häufig bauchbetonte Fetteinlagerung

Ursache:

  • Verminderter Energiebedarf aufgrund des Verlusts an Muskelmasse durch die hormonelle Umstellung

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Hausarzt, wenn Sie Hilfe beim Abnehmen brauchen

Selbsthilfe:

  • Mehr körperliche Aktivität, Ernährungsumstellung

Gewichtszunahme vor und während der Monatsblutung; evtl. Schwellung von Füßen und Händen; evtl. Spannen der Brüste

Ursache:

Maßnahme:

  • Bei Gelegenheit zum Frauenarzt bei Gewichtszunahmen über 2 kg

Selbsthilfe:

  • Salzarme Ernährung in der zweiten Zyklushälfte

Übermäßige Gewichtszunahme in der Schwangerschaft (zweites Drittel > 400 g, drittes Drittel > 500 g pro Woche); evtl. Schwellungen an Beinen, Händen und/oder Gesicht; evtl. ungewöhnlich starke Zunahme des Bauchumfangs

Ursachen:

Maßnahme:

In den nächsten Tagen zum Frauenarzt bei

  • Ungewöhnlich rascher Zunahme von Gewicht oder Bauchumfang
  • Zusätzlichen Beschwerden wie Ödemen, starkem Durst, trübem Urin, Kopfschmerzen

Massive Gewichtszunahme mit Schwellungen an Beinen, Armen und Gesicht (Augenlider); schaumiger Urin; erhöhte Infektanfälligkeit

Ursache:

Ödeme bei Nephrotischem Syndrom, z. B. bei

Maßnahme:

  • Am nächsten Tag zum Hausarzt

Gewichtszunahme mit Schwellungen an Beinen, Armen und Gesicht und chronischen Durchfällen

Ursache:

Ödeme bei Eiweißverlust über den Darm, z. B. bei

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Gewichtszunahme mit Schwellungen vor allem an Füßen, Knöcheln und Unterschenkeln, nach dem Auskleiden sind die Sockenränder auf der Haut für mehrere Stunden sichtbar; gehäuftes Wasserlassen in der Nacht (Nykturie); bei stärkerer Belastung Außer-Atem-Kommen, Müdigkeit, Außer-Atem-Kommen bei stärkerer Anstrengung

Ursachen:

  • Lageabhängige Ödeme bei Herzinsuffizienz (Herzmuskelschwäche), das tagsüber in der unteren Extremität eingelagerte Wasser wird nachts wieder ausgeschieden und führt zur Nykturie
  • Medikamentennebenwirkungen

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Gewichtszunahme mit Zunahme des Bauchumfangs; evtl. Schwellungen an Beinen, Armen und Gesicht; evtl. Gelbsucht (Ikterus), Juckreiz, Gefäßsternchen; evtl. erweiterte Venen unter der Bauchhaut

Ursache:

Aszites (Bauchwassersucht), z. B. bei

  • Leberzirrhose, Lebertumoren
  • Metastasen am Bauchfell (Peritonealkarzinose)
  • Thrombose von Bauchvenen
  • Rechtsherzinsuffizienz
  • Eiweißmangel ("Hungerbauch"), z. B. bei Magersucht, eiweißarmer Diät

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Selbsthilfe:

  • Bei bekannter Leberzirrhose Verzicht auf Alkohol
  • Bei Mangelernährung eiweißreiche Kost

Langsame Gewichtszunahme mit teigiger Schwellung des Gesichts; Verstopfung, Verlangsamung, vermehrtes Frieren; trockene kühle Haut, struppige Haare

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Gewichtszunahme mit stammbetonter Fettsucht, Stiernacken und Vollmondgesicht; schlanke Arme und Beine; Müdigkeit, Muskelschwäche

Ursachen:

  • Cushing-Syndrom bei langfristiger oder hochdosierter Kortisontherapie
  • Morbus Cushing

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Hausarzt

Selbsthilfe:

  • Salzarme Ernährung

Umschriebene Vermehrung von Fettgewebe, z. B. im Hüftbereich, an Armen, Beinen, Hals

Ursachen:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Haut- oder Hausarzt

Gewichtszunahme bei Medikamenteneinnahme; oft Schwellungen an den Beinen; evtl. Kopfschmerzen, Ohrensausen

Ursache:

Häufige Nebenwirkung, z. B. von

Maßnahme:

  • Beim nächsten Arztbesuch ansprechen, wenn das Mittel ärztlich verordnet wurde und Sie unter der Gewichtszunahme leiden

Selbsthilfe:

  • Bei Selbstmedikation Mittel absetzen

Ihre Apotheke empfiehlt

Grundumsatz im Blick behalten

. Wieviel Energie der Körper verbraucht, ist (leider) keine Konstante im Leben, sondern hängt ab von Alter, hormonellem Status und Lebensstil. Etwa Berufsanfänger, die eine sitzende Tätigkeit aufnehmen, machen schnell die Erfahrung, dass sie ihre tägliche Kalorienzufuhr reduzieren müssen, um ihr Gewicht zu halten. Auch bei Frauen nach den Wechseljahren reduziert sich der Grundumsatz oft deutlich. In diesem Fall hilft nur, weniger oder kalorienärmer zu essen oder durch mehr Bewegung den Energiebedarf zu erhöhen. Tipps zum Abnehmen und zur gesunden Ernährung finden Sie in der Rubrik "Ernährungsmedizin".

Medikamente gut einstellen.

Wer auf Medikamente wie Kortison oder bestimmte Antidepressiva nicht verzichten kann, leidet häufig unter mehr oder weniger stark ausgeprägten Ödemen (oft an den Beinen). Umso wichtiger ist es, gemeinsam mit dem Arzt die Dosis regelmäßig anzupassen, um diese Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten. Auf gar keinen Fall sollten Sie verschriebene Medikamente einfach absetzen – denn gerade Kortison oder Antidepressiva müssen über einen längeren Zeitraum langsam ausgeschlichen werden.

Salzarme Ernährung.

Obwohl seit vielen Jahrzehnten propagiert und praktiziert, ist eine salzarme Diät bei Ödemen durch Herzinsuffizienz wahrscheinlich eher wirkungslos. Bisher fehlen Studien, die einen Effekt nachweisen.

Bewegung.

Leichte abendliche Ödeme in den Beinen verschwinden, wenn die Zirkulation des venöses Blutes in Schwung gehalten wird und so das Wasser aus dem Gewebe wieder in die Blutgefäße "gedrückt" wird. Hier gilt die alte Regel: "L" wie Laufen und Liegen entschlacken und entstauen die Beine, "S" wie Sitzen und Stehen lassen die Beine anschwellen. Ist das Sitzen oder Stehen unumgänglich, sind häufige Unterbrechungen mit Umhergehen gut, weil dann die angrenzenden Muskeln bei Kontraktion das Blut Richtung Herz drücken. Noch besser ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen Klasse II. Diese verändern die Druckverhältnisse besonders in der Unterschenkelregion, sodass Körperwasser ins Herz zurückgedrückt und Richtung Herz abtransportiert wird. Ob Sie davon profitieren, merken Sie schon nach wenigen Stunden. Zumindest außerhalb der heißen Sommermonate tragen die meisten Betroffenen ihre Kompressionsstrümpfe gerne.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Sara Steer | zuletzt geändert am um 15:57 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.