Unter der Bezeichnung Sprechstörung (Dysarthrie) versteht man Störungen der Lautbildung, des Satzrhythmus und der Satzmelodie. Treten solche Symptome unvermittelt und ohne Einfluss von Alkohol oder Drogen auf, ist Vorsicht geboten: Dann steckt möglicherweise eine kurzfristige Durchblutungsstörung des Gehirns oder sogar ein Schlaganfall dahinter – insbesondere dann, wenn Lähmungen dazukommen. Auch eine beginnende Migräne oder verschiedene Medikamente verursachen plötzliche Sprechstörungen. Langsam zunehmende Störungen sind dagegen eher Folge entzündlicher oder degenerativer Hirn-, Nerven- oder Muskelerkrankungen. Dabei gibt die Art der Störung oft Hinweise auf ihren Ursprungsort: Verwaschene Sprache lässt z. B. schließen auf Erkrankungen in Großhirn oder Hirnstamm, stockende Sprache auf Probleme im Kleinhirn. Störungen im extrapyramidalen System führen entweder zu einer auffallenden Monotonie der Stimme oder zu unpassenden Nebenlauten wie Schmatzen oder Schnalzen.
Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe
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Näselnde Sprache; evtl. behinderte Nasenatmung
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Stockendes Sprechen mit Dehnungen oder Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern; unfreiwillige Sprechpausen; Verstärkung bei Aufregung
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Überhastetes, undeutliches Sprechen; Verschlucken von Silben; Besserung durch Konzentration
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Mühsames, kaum verstehbares Sprechen bei ständigen Bewegungen von Lippen und Zunge
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Plötzliches Auftreten von verwaschener, stockender oder verlangsamter Sprache; evtl. halbseitige Lähmungen (auch Gesicht), Taubheitsgefühl und/oder Sehstörungen; manchmal Schwindel, Verwirrung und/oder Benommenheit; oft Kopfschmerzen
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Zunehmend verwaschene Sprache; evtl. Schwäche, Lähmungen oder Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen; manchmal Gesichtslähmungen, Schluckstörungen, Sehstörungen
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Zunehmend monotone, nuschelnde, oft heisere Sprache; Steifheit, starres Gesicht; oft Zittern der Hände; kleinschrittiger Gang
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Zunehmend stockende, verlangsamte Sprache; Unsicherheit beim Greifen; breitbeiniger Gang, Fallneigung zur Seite beim Gehen, Stehen und sitzen
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Nebenlaute beim Sprechen, z. B. Schnalzen, Schmatzen, Ausrufe; oft Grimassieren; evtl. ungewollte Bewegungen an Armen und Beinen
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Näselnde Sprache; evtl. behinderte Nasenatmung
Ursachen:
- Individuelle Eigenart, Dialekt
- Verengung in der Nasenhöhle, z. B. durch Polypen, Nasenscheidewand-Verbiegung, Fremdkörper in der Nase
- Gespaltener Gaumen ("Wolfsrachen")
- Krankhafte Muskelschwäche, z. B. bei Myasthenia gravis, Muskeldystrophie
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zum Haus- oder HNO-Arzt bei neuem Auftreten der Beschwerden
Stockendes Sprechen mit Dehnungen oder Wiederholungen von Lauten, Silben oder Wörtern; unfreiwillige Sprechpausen; Verstärkung bei Aufregung
Ursachen:
- Im Kleinkindalter: Normale Phase beim Spracherwerb
- Im späteren Alter: Genetische Veranlagung, emotionale Belastung, z. B. durch falsche Reaktion der Umgebung auf frühkindliches Stottern
Maßnahme:
- Bei Gelegenheit zum Kinder- bzw. Hausarzt, wenn der Leidensdruck hoch ist
Selbsthilfe:
- Bei Kleinkindern: Stottern nicht überbewerten, Reizüberflutung ausschalten
- Bei Erwachsenen: Entspannungsverfahren, Atemtraining
Überhastetes, undeutliches Sprechen; Verschlucken von Silben; Besserung durch Konzentration
Ursache:
- Poltern als individuelle Eigenart
Maßnahme:
- Bei Gelegenheit zum Logopäden, wenn die Störung ausgeprägt ist
Mühsames, kaum verstehbares Sprechen bei ständigen Bewegungen von Lippen und Zunge
Ursache:
- Senile oromandibuläre Dyskinesie (Unkontrollierbare ständige Lippenbewegungen, Kauen auf der Zunge und unmotivierte Schluckbewegungen; oft als Begleitsymptom einer Demenz, gelegentlich jedoch auch als isolierte Störung)
Maßnahme:
- In den nächsten Wochen zum Hausarzt
Plötzliches Auftreten von verwaschener, stockender oder verlangsamter Sprache; evtl. halbseitige Lähmungen (auch Gesicht), Taubheitsgefühl und/oder Sehstörungen; manchmal Schwindel, Verwirrung und/oder Benommenheit; oft Kopfschmerzen
Ursachen:
- Transitorische ischämische Attacke ("Schlägelchen"), Schlaganfall
- Hirnvenenthrombose oder Hirnsinusthrombose
- Alkoholrausch, Drogenrausch
- Nebenwirkung oder Überdosierung verschiedener Medikamente, z. B. Psychopharmaka)
- Migräne mit Aura (Vorstadium)
Maßnahme:
- Notarzt rufen oder in die nächste Klinik, wenn keine bekannte, harmlose Ursache vorliegt
Zunehmend verwaschene Sprache; evtl. Schwäche, Lähmungen oder Taubheitsgefühl in Armen oder Beinen; manchmal Gesichtslähmungen, Schluckstörungen, Sehstörungen
Ursachen:
- Multiple Sklerose
- Amyotrophe Lateralsklerose
- Krankhafte Muskelschwäche, z. B. bei Myasthenia gravis, Muskeldystrophie, Amyotropher Lateralsklerose
- Gehirntumor
- Bei Kindern: Große Polypen (Adenoide im Nasenrachen, vergrößerte Rachenmandeln)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Neurologen
Zunehmend monotone, nuschelnde, oft heisere Sprache; Steifheit, starres Gesicht; oft Zittern der Hände; kleinschrittiger Gang
Ursachen:
- Parkinson-Krankheit
- (Symptomatisches) Parkinson-Syndrom
- Medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom, z. B. bei Einnahme von Neuroleptika
- Vaskuläre Demenz (gefäßbedingte Demenz)
- Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Neurologen
Zunehmend stockende, verlangsamte Sprache; Unsicherheit beim Greifen; breitbeiniger Gang, Fallneigung zur Seite beim Gehen, Stehen und sitzen
Ursachen:
- Multiple Sklerose
- Alkoholabhängigkeit
- Kleinhirnerkrankungen, z. B. Gehirntumoren, Kleinhirnentzündung (z. B. nach Windpocken)
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen, bei raschem Fortschreiten am selben Tag zum Hausarzt oder Neurologen
Nebenlaute beim Sprechen, z. B. Schnalzen, Schmatzen, Ausrufe; oft Grimassieren; evtl. ungewollte Bewegungen an Armen und Beinen
Ursachen:
- Tic, Tourette-Syndrom
- Nebenwirkung von Parkinsonmedikamenten und Neuroleptika
- Huntington-Krankheit
- Epilepsie mit komplex-fokalen Anfällen
Maßnahme:
- In den nächsten Tagen zum Hausarzt oder Neurologen
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Da als Ursache praktisch immer ernste Erkrankungen des Gehirns oder der Psyche in Betracht kommen, sollten Sprechstörungen grundsätzlich ärztlich abgeklärt werden.