Die wachsende Brust signalisiert für Mädchen häufig den Eintritt ins Erwachsenen- oder besser gesagt ins Frauenleben. Mehr als jedes andere Körperteil sind die Brüste in den westlichen Industrieländern, vor allem in Werbung, Mode-, Fernseh- und Filmindustrie, Zeichen erotischer Attraktivität. Gemeinhin gilt es heute nicht mehr als anstößig, wenn sich gesunde Frauen einer plastischen Operation unterziehen, um ihre Brüste verändern zu lassen. In anderen Kulturen hingegen verbergen Frauen ihre Brüste konsequent (z. B. in vielen islamisch geprägten Ländern) oder aber gehen sehr gelassen mit ihnen um (wie in den meisten Kulturen Afrikas).
Wie dieser Brustlängsschnitt zeigt, besteht die weibliche Brust zum größten Teil aus Fettgewebe und dem darin eingelagerten Gewebe der Milchdrüsen. Das Verhältnis zwischen Fett- und Drüsengewebe der Brust liegt bei nicht schwangeren oder stillenden Frauen bei 3:1. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit vergrößern sich die Milchläppchen und -lappen. Dann kehrt sich das Verhältnis zwischen Fett- und Drüsengewebe auf 1:3 um.
Gerda Raichle, Ulm
Auch in unserem Kulturraum waren (große) Brüste nicht zu allen Zeiten Symbol weiblicher Sexualität und Anziehungskraft. Im 17. Jahrhundert etwa galt ein großer Busen als unschön, und an den Höfen versuchten die modischen Frauen sein Wachstum sogar durch aufgeschnallte Bleiplatten zu verhindern. Ein Jahrhundert später das Gegenteil: Der Busen wurde durch geschnürte Mieder zu einem offenherzig gezeigten Ausstellungsstück.
Die Brüste bedeuten für die meisten Frauen ein Stück Identität und Quelle des Lustempfindens – einige Frauen empfinden sogar beim Stillen Glücksgefühle. Anderen ist die Berührung ihrer Brüste unangenehm, egal ob sie von Neugeborenen oder Partnern ausgeht. Auch Form und Größe der Brüste variieren, sogar die Größe zwischen linker und rechter Brust ist oft nicht gleich.
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Die Sehnsucht nach der perfekten Brust
Überzählige Brustwarzen(akzessorische Mammae) entsprechen nicht dem perfekten Schönheitsideal, sind aber absolut harmlos und so häufig vorkommend, dass sie für die meisten Frauen (und Männer, die ebenfalls, wie dieses Bild zeigt, betroffen sein können) meist kein Grund sind, den Chirurgen aufzusuchen: Sie sind ein Überbleibsel der Evolution – unsere Vorfahren hatten mehr als eine Brustwarze auf jeder Seite des Körpers. Nur wenn sie erhaben sind, also auch noch überzähliges Brustdrüsengewebe enthalten, oder noch wesentlich größer als auf dem Foto hier sind, werden sie am besten in einem kleineren plastisch-chirurgischen Eingriff entfernt. Dieser kann schon in der Kindheit vorgenommen werden.
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Viele Frauen fühlen sich minderwertig, wenn ihre Brust nicht der gängigen Vorstellung eines – vermeintlich – „perfekten Busens“ entspricht.
Eine steigende Zahl von Medizinern versucht, dieser Unzufriedenheit abzuhelfen: Brustvergrößerungen sind – trotz der Schwierigkeiten und hohen Kosten der Operation – ein häufiger ästhetisch-medizinischer Eingriff. Wie Untersuchungen gezeigt haben, wird das Problem für eine bestimmte Gruppe von Frauen damit jedoch nicht gelöst: So zeigte eine schwedische Untersuchung, dass Frauen nach einer Brustvergrößerung nicht glücklicher waren als vorher. Im Gegenteil: Die Rate an Selbsttötungen war dreimal so hoch wie die in der Kontrollgruppe . Als Ursache wird vermutet, dass die bereits vor dem Eingriff bestehende Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper auf einer verzerrten Körperwahrnehmung beruht. Eine solche Körperschemastörung (Körperwahrnehmungsstörung, auch bekannt als körperdysmorphe Störung, Körperbildstörung, Body Dysmorphic Disorder oder Syndrom der empfundenen Hässlichkeit) besteht auch nach einer Operation fort.
Das gilt jedoch nicht für Frauen mit unterentwickelten Brüsten (Mikromastie), zumal wenn dies einseitig auftritt. Der teils schwerwiegende psychische Leidensdruck rechtfertigt die operative Brustvergrößerung und die Kosten werden von den gesetzlichen Kassen übernommen.
Auf der anderen Seite profitieren bestimmte Frauen von plastisch-chirurgischen Eingriffen an der Brust. Das betrifft insbesondere Brustverkleinerungen, die bei zu großen Brüsten (Makromastie) jahrelange Rückenschmerzen und Fehlhaltungen beseitigen können, sowie Brustrekonstruktionen nach Brustkrebsoperationen.
Lebenskrise Knoten in der Brust
Brustkrebs ist die häufigste bösartige Erkrankung der Frau. Deshalb erzeugen jede Brusterkrankung und jeder noch so kleine Knoten in der Brust Angst. Angst vor der zerstörerischen Kraft von Brustkrebs. Aber auch Angst davor, Attraktivität und Selbstwertgefühl zu verlieren und „danach“ nicht mehr als „richtige“ Frau akzeptiert zu werden. Zudem bleiben nach Brustkrebsoperationen neben mehr oder minder ausgedehnten Narben oft auch Empfindungsstörungen der Brustwarze und der Brustoberfläche zurück.
Frauen verdrängen häufig das Problem, wenn sie einen Knoten selbst tasten und schieben den notwendigen Arztbesuch wochenlang vor sich her. Deshalb unser Vorschlag: Geben Sie sich einen Tag Schonfrist – sorgen Sie dann zügig für Klarheit. Sie verlieren wertvolle Zeit, wenn Sie warten, denn je kleiner der Tumor bei der operativen Entfernung ist, desto besser ist Ihre Prognose!
Sondertext: Sinnvoll, aber umstritten: die Selbstuntersuchung der Brust