Blut besteht nicht nur aus Flüssigkeit, sondern auch aus einer Vielzahl verschiedener Zellen. Ein wichtige Gruppe von Zellen sind die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) - sind unter anderem für die Abwehr von Krankheitserregern verantwortlich.
Die weißen Blutkörperchen sind aber keine einheitliche Zellgruppe, sondern umfassen viele verschiedene Zelltypen. Bei einer Blutuntersuchung lassen sich diese Zelle alle einzeln aufschlüsseln - man nennt das dann “Differenzialblutbild” Dadurch kann die Ärzt*in Rückschlüsse auf die Erkrankung ziehen und Symptome besser einordnen (siehe Tabelle). Die wichtigsten Zelltypen sind:
Die verschiedenen weißen Blutkörperchen im Differenzialblutbild - oben die Verteilung beim Gesunden und die Ursachen eventueller Abweichungen und unten in der Mikroskopie.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart
- Granulozyten mit den drei Untergruppen neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten. Die neutrophilen Granulozyten töten Krankheitserreger ab und nehmen Zelltrümmer in sich auf. Sie gehören also zu den Fresszellen. Den eosinophilen Granulozyten sind vor allem aktiv bei der Abwehr von Würmern und Parasiten - also sehr großen Erregern. Genauso wie die basophilen Granulozyten sind sie aber auch an allergischen Reaktionen beteiligt.
- Lymphozyten, Sie sind für die spezifische Abwehr verantwortlich. Das heißt, sie sind auf die genaue Struktur einzelner Krankheitserreger spezialisiert. Grob werden die Lymphozyten in T- und B-Lymphozyten unterteilt. Die T-Lymphozyten binden direkt an fremde oder entartete Zellen und vernichten sie. Dadurch bekämpfen sie nicht nur Viren, Pilze und Bakterien, sondern auch Krebszellen. Die B-Lymphozyten bilden Antikörper (Immunglobuline). Die Antikörper binden an Krankheitserreger und markieren sie so für die anderen Zellen der Immunabwehr.
- Monozyten, die ebenfalls zu den Fresszellen zählen.
Meist erstellt heute ein Gerät das Differenzialblutbild vollautomatisch (Automaten-Differenzialblutbild). Sind die Ergebnisse jedoch zweifelhaft, wird ein manuelles Differenzialblutbild erstellt. Gleiches gilt, wenn nach Veränderungen im Aussehen der weißen Blutzellen oder Einlagerungen gesucht wird, etwa bei Verdacht auf Blutkrebs. Dafür wird ein Blutausstrich angefertigt und mikroskopiert.
Zellart Normalbereich in Zellen pro µl Normaler Anteil in Prozent der weißen Blutkörperchen Erniedrigt Erhöht
Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) gesamt 4 000–10 000 Im Wesentlichen wie bei Veränderungen der neutrophilen Granulozyten Im Wesentlichen wie bei Veränderungen der neutrophilen Granulozyten
Segmentkernige neutrophile Granulozyten 3 000–5 800 50–70 % Virusinfektionen, manche bakterielle Infektionen, Folsäure- oder Vitamin-B12-Mangel, Autoimmunerkrankungen, Knochenmarkschädigung, z. B. durch Medikamente, nach Bestrahlung oder Chemotherapie, bestimmte Leukämien Bakterielle Infektionen, Entzündungen, viele akute Erkrankungen, Rauchen, Stress, einige Medikamente (wie z. B. Kortison, „Pille“), Cushing-Syndrom, bestimmte Leukämien
Stabkernige neutrophile Granulozyten
150–400 3–5 %
Lymphozyten
1 500–3 000 25–45 % Immundefekte (z. B. AIDS), Knochenmarkschädigung, z.B durch Medikamente, Lupus erythematodes, Cushing-Syndrom, Kortisoneinnahme Virusinfektionen, manche bakterielle Infektionen (z. B. Keuchhusten), Schilddrüsenüberfunktion, bestimmte Leukämien und Lymphome
Eosinophile Granulozyten
50–250 1–4 % Nicht von Bedeutung Allergien, Parasitenerkrankungen (z. B. Wurmerkrankungen), Erholungsphase nach akuten Infektionen, bestimmte Leukämien und Lymphome, Autoimmunerkrankungen
Basophile Granulozyten
15–50 0–1 % Nicht von Bedeutung Bestimmte Leukämien
Monozyten
285–500 3–7 % Knochenmarkschädigung, z. B. durch Medikamente Chronische Infektionen, Erholungsphase nach akuten Infektionen, bestimmte Leukämien
Indikation
- Klärung von erhöhten oder erniedrigten Zahlen weißer Blutkörperchen im Blutbild
- Diagnose und Verlaufskontrolle von Infektionen oder Blutkrankheiten (z. B. Blutarmut, Leukämie).