Weitergeleitet von Bandscheibenvorfälle

Bandscheibenverwölbung und Bandscheibenvorfall

Panthermedia/imago-images.de
In den meisten Fällen betrifft ein Bandscheibenvorfall die Lendenwirbelsäule.

Bandscheibenvorwölbung (Protrusio) und Bandscheibenvorfall (Prolaps). Verlagerung oder Austritt von Bandscheibengewebe in den Wirbelkanal, häufig verbunden mit Schmerzen und neurologischen Symptomen durch Druck und Einengung des dort befindlichen Nervengewebes. Bandscheibenvorwölbung und -vorfälle ereignen sich vor allem im mittleren Lebensalter, 2/3 betreffen die Lendenwirbelsäule, 1/3 die Halswirbelsäule. Ursachen sind vor allem degenerative Veränderungen der Bandscheiben, wobei der natürliche, altersbedingte Verschleiß von Risikofaktoren wie Übergewicht, sitzender Lebensweise und mangelnder Bewegung begünstigt wird. In sehr seltenen Fällen kann es allerdings auch bei Unfällen zu Bandscheibenvorfällen kommen.

Die Behandlung erfolgt meist zunächst konservativ mit Schmerzmitteln und Krankengymnastik. Treten aber Lähmungserscheinungen oder Kontrollverlust über Wasserlassen und Stuhlgang auf, handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der im Krankenhaus behandelt werden muss. Die Therapie reicht dann von Kortisoninfusionen über Entfernung des störenden Bandscheibengewebes (durch offene Operation, Laserabtragung, chemische Auflösung) oder Versteifungsoperationen bis hin zum Einsatz von Bandscheibenprothesen.

Leitbeschwerden

  • Lokale Nacken- oder Rückenschmerzen ohne Ausstrahlung (bei leichter Ausprägung)
  • Lokale Schmerzen mit – meist einseitigen – Ausstrahlungen in Arm oder Bein
  • Verstärkung der Schmerzen durch Niesen, Pressen, Husten
  • Taubheit und Lähmungen in Arm oder Bein (beim Bandscheibenvorfall)
  • Kontrollverlust über Wasserlassen und Stuhlgang (Kaudasyndrom) und/oder Gefühlsstörungen (Kribbeln oder Taubheit) an der Oberschenkelinnenseite und um den After (Reithosenanästhesie).

Wann in die Arztpraxis

Nach 1–2 Wochen bei

  • lokalen Schmerzen ohne Ausstrahlungen.

Innerhalb weniger Tage bei

  • leichter anhaltender Taubheit in Arm oder Bein.

Sofort bei

  • Lähmungen oder ausgedehnter Taubheit in Arm oder Bein
  • Verlust der Kontrolle über Blase und Darm.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Bandscheibendegeneration. Häufigste Ursache von Bandscheibenvorwölbung oder -vorfall ist eine verschlissene Bandscheibe. Bandscheiben bestehen aus einem derben Faserknorpelring (Anulus fibrosus) und einem zentral eingelagerten Gallertkern (Nucleus pulposus). Durch Alterungsprozesse entstehen Risse im Faserknorpelring. Wenn Teile des Gallertkerns in die Risse eindringen, führt dies zu einer Vorwölbung (Protrusion) oder Aussackung (Vorfall, Prolaps) des Faserknorpelrings in den Wirbelkanal. Begünstigt werden Vorwölbung und Vorfall degenerierter Bandscheiben durch Risikofaktoren wie z. B.

  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel und untrainierte Rückenmuskulatur
  • Langes Sitzen
  • (Falsches) Heben von schweren Gewichten
  • Wirbelsäulenverkrümmungen wie Skoliose oder Hohlkreuz.

Bandscheibenverletzungen. Zu einem akuten Riss des Faserknorpelrings und dem Austreten von Bandscheibengewebe in den Spinalkanal kommt es in seltenen Fällen auch durch Verletzungen, beispielsweise bei Unfällen oder Extrembelastungen im Leistungssport.

Die Bandscheiben federn nicht nur die gesamte Wirbelsäule, sondern ermöglichen auch Dreh-, Beuge- und Streckbewegungen. Entscheidend für ihre Funktion ist dabei der Bandscheibenkern (blaue Kugeln). Dieser büßt mit dem Älterwerden viel von seiner Form ein, wie die untere Bildreihe zeigt: Links die Bandscheibe eines Jugendlichen, der Bandscheibenkern ist deutlich als abgegrenzte weiße Struktur sichtbar. Rechts dagegen die Bandscheiben eines 70-Jährigen mit ausgezogenen, abgeplatteten Bandscheibenkernen und zahlreichen Rissen, die als weiße Linien erkennbar sind.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Klinik

Wenn eine vorgewölbte oder vorgefallene Bandscheibe benachbarte Nerven einengt, verursacht das Schmerzen und neurologische Symptome, z. B. Gefühlsstörungen wie Taubheit und Kribbeln oder Lähmungen (Muskelschwäche) in Armen oder Beinen. Aus den betroffenen Körperarealen lässt sich schließen, welcher Nerv gereizt ist und auf welcher Höhe der verantwortliche Bandscheibenvorfall liegt.

Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich. Werden Rückenmark und Nerven im Bereich der Lendenwirbelsäule eingeengt, kommt es zunächst zu Schmerzen im unteren Rücken (Kreuzschmerzen), später strahlen die Schmerzen dann einseitig in Gesäß und Bein der betroffenen Seite aus und ziehen häufig bis über das Knie in Richtung Wade. Da sich der Schmerz oft entlang des Ischiasnervs (Nervus ischiadicus) ausbreitet, spricht der Arzt auch von einer Ischialgie. Daneben leiden die Patienten unter Missempfindungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl. Möglich sind auch Gangstörungen, z. B. können Betroffene nicht mehr auf den Zehenspitzen stehen oder den großen Zeh strecken.

Im untersten Bereich der Wirbelsäule kann ein Bandscheibenvorfall auch ein Kaudasyndrom auslösen (benannt nach dem betroffenen Nervenbündel, der Cauda equina). Hier kommt es zu

  • Kreuzschmerzen
  • Lähmungserscheinungen der Unterschenkel- und Fußmuskeln
  • Unwillkürlichem Abgang von Urin oder Stuhl in Folge einer Lähmung der Blasen- und Aftermuskulatur
  • Gefühlsstörungen im Bereich des Damms.

Hinweis: Ein Kaudasyndrom ist immer ein Notfall und muss so schnell wie möglich neurochirurgisch behandelt werden.

Bandscheibenvorfall im Hals- oder Brustwirbelbereich. Liegt der Vorfall im Bereich der Halswirbelsäule, entwickeln sich Schmerzen, Gefühlsstörungen, Kribbeln und Taubheitsgefühle in Nacken, Schulterbereich, Armen und Händen. Zusätzlich kann es durch nachlassende Muskelkraft zu einer Schwäche bis Lähmung der Arm- und/oder Handmuskeln kommen. Ist die Brustwirbelsäule betroffen, schmerzen meist oberer Rücken und/oder die Rippenbögen.

Hinweis: Symptome einer Nerveneinengung wie plötzliche Gefühlsausfälle, Lähmungserscheinungen oder der Verlust der Darm- und Blasenkontrolle machen einen Bandscheibenvorfall zum Notfall. Unbehandelt drohen dauerhafte Nervenschäden, die später chronische Schmerzen sowie bleibende Gefühlsstörungen und Lähmungen verursachen. Deshalb ist es erforderlich, rasch einen Arzt aufzusuchen und mit der Behandlung zu beginnen. Leicht geschädigte Nerven erholen sich eventuell wieder im Verlauf mehrerer Monate.

Diagnosesicherung

Der Arzt befragt den Patienten genau, wann und wo die Schmerzen auftreten, ob sie bei Belastung stärker werden und in Ruhe nachlassen. Bei der körperlichen Untersuchung prüft er durch Abtasten des Rückens auf Schmerzen und Druckempfindlichkeit im Bereich der Wirbelsäule. Außerdem stellt der Arzt fest, ob Nerven eingeengt sind. Eine Reizung des Ischiasnerven lässt sich beispielsweise mit der Lasègue-Prüfung nachweisen. Dazu hebt der Arzt das gestreckte Bein des auf dem Rücken liegenden Patienten an, was bei einer Nervenreizung zu einem schmerzhaften Nervendehnungsschmerz führt (Lasègue-Zeichen positiv). Außerdem prüft der Arzt die Sensibilität der Haut und die Muskelkraft sowie die Muskeleigenreflexe. Diese neurologischen Untersuchungen geben wichtige Hinweise, in welcher Höhe der Wirbelsäule auf Nervenwurzeln gedrückt wird. Fällt der Bizepssehnenreflex aus, ist wahrscheinlich der 6. Halswirbel betroffen, ist der Patellarsehnenreflex vermindert, der 3. oder 4. Lendenwirbel.

Bei einem entsprechenden Verdacht folgen weitergehende Untersuchungen, meist ein Kernspin oder CT. Gelegentlich ist auch eine elektrische Untersuchung der Nervenfunktion (Messung der Nervenleitgeschwindigkeit) erforderlich, um bei unklaren Beschwerden Nervenschäden nachzuweisen.

Größere Bandscheibenvorfälle drücken auf das Rückenmark im benachbarten Wirbelkanal. Die Kernspinaufnahme zeigt einen hell erscheinenden Rückenmarkkanal, der zwischen dem 4. und 5. Lendenwirbel eingeengt ist. Ein zweiter kleinerer Bandscheibenschaden findet sich im darunterliegenden Zwischenwirbelbereich. Hier treten Bandscheibenvorfälle am häufigsten auf.
Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Hinweis: Zahlreiche Forscher beschäftigten sich in den 1980er und 1990er Jahren mit Kernspinuntersuchungen von Lendenwirbelsäulen bei gesunden Menschen. Ungeachtet der Unterschiede im Detail zeigten alle Studien einen hohen Prozentsatz von (beschwerdelosen) Bandscheibenschäden aller Art. Entdeckt also der Arzt im CT oder Kernspin einen Bandscheibenvorfall, wird er den Zusammenhang mit bestehenden Beschwerden kritisch prüfen. Was bei dem einen Patienten einen irrelevanten Befund darstellt, bedeutet bei einem anderen möglicherweise einen medizinischen Notfall. Umgekehrt findet der Arzt häufig auch bei stärksten Rückenschmerzen keine Entsprechung im CT oder Kernspin.

Differenzialdiagnosen. Rückenschmerzen, Lähmungen und Gefühlsstörungen sind nicht in jedem Fall Folgen von Bandscheibenvorfällen. Auch wenn Nerven an anderer Stelle eingeengt werden, entstehen ähnliche Symptome, z. B. beim Karpaltunnelsyndrom oder Sulcus-ulnaris-Syndrom. Zu Verwechslungen führen manchmal auch Nervenschädigungen, Polyneuropathien, z. B. durch Diabetes, sowie Hirn- und Rückenmarkerkrankungen wie Multiple Sklerose oder amyotrophe Lateralsklerose. Starke Rückenschmerzen entstehen auch durch Wirbelkörperbrüche, Tumoren und Metastasen im Wirbelkanal sowie degenerative Erkrankungen wie Spinalstenose oder Osteochondrose.

Behandlung

Konservative Therapie

Bewegen oder Bettruhe? Früher hieß es beim Bandscheibenvorfall erst einmal: Hinlegen und Bettruhe einhalten. Heute weiß man jedoch, dass Bewegung besser ist. Denn beim inaktiven Liegen droht relativ schnell der Abbau von Knochen und Muskeln, was sich zusätzlich negativ auf die Haltefunktion der Wirbelsäule auswirkt. Soweit es die Schmerzen erlauben, darf der Betroffene seinen normalen Tätigkeiten nachgehen. Ist dies jedoch aufgrund extremer Beschwerden nicht möglich, hilft es, eine entlastende Körperhaltung einzunehmen (mehr unter "Ihr Apotheker empfiehlt").

Schmerzmittel. Zur medikamentösen Schmerztherapie verordnet der Arzt Schmerzmittel, je nach Intensität der Beschwerden in unterschiedlicher Kombination. Folgende Wirkstoffe werden bevorzugt verordnet:

  • NSAR wie Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®), Paracetamol (z. B. ben-u-ron®), Novaminsulfon (z. B. Metamizol®)
  • Opioide wie Tramadol (z. B. Tramal®) oder Tilidin (befristet aufgrund der Gefahr, dass sich eine Abhängigkeit entwickelt)
  • Bei chronischen Schmerzen Antidepressiva oder Antikonvulsiva in Kombination mit Schmerzmitteln
  • Muskelrelaxierende Wirkstoffe wie Tolperison (z. B. Mydocalm®) oder Tizanidin (z. B. Sirdalud®), ebenfalls kombiniert mit Schmerzmitteln.

In hartnäckigen Fällen hilft kurzfristig die Injektion von örtlichen Betäubungsmitteln und Kortisonpräparaten neben die eingeengte Nervenwurzel (periradikuläre Therapie) oder neben das Rückenmark (peridurale Infiltration).

Physiotherapie. Eine gute, schmerzlindernde Wirkung zeigen auch physiotherapeutische Verfahren. Dabei ist die aktive Krankengymnastik (auch an Geräten) deutlich effektiver als Massagen; und auch der langfristige Nutzen von Wärmebehandlungen (z. B. Fangopackungen), Elektrotherapie oder manueller Therapie ist begrenzt.

Stationäre Infusionen. Nerveneinengungen (plötzliche Gefühlsausfälle, Lähmungserscheinungen oder der Verlust der Darm- und Blasenkontrolle) erfordern eine sofortige, üblicherweise stationäre Behandlung mit Infusionen, bestehend aus Kortison zur Entzündungshemmung und Abschwellung, Schmerzmitteln und häufig einem Vitaminpräparat. Zusätzlich erfolgen oft peridurale Infiltrationen, meist über einen dünnen Schlauch (Katheter), der mehrere Tage liegen bleibt. Führen diese Maßnahmen zur Besserung, beginnen die Betroffenen nach einigen Tagen mit Krankengymnastik und kehren dann schrittweise in ihren Alltag zurück.

Operative Therapie

Lassen sich starke Nervenschmerzen oder Lähmungen so nicht beherrschen, ist eine operative Behandlung erforderlich. Als dringender Notfall gilt insbesondere das oben beschriebene Kaudasyndrom, das auf ausgedehnte Bandscheibenvorfälle mit Einengung des unteren Wirbelkanals hinweist. Ziel der Operation ist es, das störende Gewebe zu entfernen. Folgende operative Verfahren stehen dafür zur Verfügung:

  • Mikrochirurgische offene Nukleotomie. Bei diesem Standardverfahren entfernt der Chirurg das störende Bandscheibenmaterial über einen kleinen Hautschnitt und unter direkter Sicht durch ein Operationsmikroskop. Vorteil der Methode ist, dass gleichzeitig eventuelle Verengungen im Wirbelkanal (Spinalstenose) operiert werden können.
  • Perkutane minimalinvasive Nukleotomie. Dieser Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung und Röntgenkontrolle. Dabei entfernt der Chirurg das störende Bandscheibengewebe durch eine über die Haut eingeführte Kanüle, entweder mit einer Art Sauger oder einer kleinen Zange. Kleine Vorfälle oder Vorwölbungen lassen sich über solch einen minimalen Zugang auch mit dem Laser schrumpfen. Ist der Faserring um die Bandscheibe intakt, kann der Arzt den vorgewölbten Gallertkern auch durch Einspritzen von Chymopapain auflösen (Chemonukleolyse) und dann über eine Nadel absaugen.
  • Konventionelle, offene Operation. Ausgedehnte und ältere Bandscheibenvorfälle erfordern eine konventionelle offene Operation im Krankenhaus. Dabei wird der Wirbelkanal eröffnet und die betroffene Bandscheibe, und, wenn erforderlich, auch Teile des Wirbels entfernt. Oft sind zudem stabilisierende Eingriffe nötig, z. B. das Einpflanzen einer künstlichen Bandscheibe oder eine Versteifung der Wirbelsäule (Spondylodese).

Komplikationen

Bei etwa 12 % der konventionell Operierten verschlechtern sich die Beschwerden, da wucherndes Narbengewebe zu einem erneuten Druck auf die Nerven führt. Diese Komplikation, Postnukleotomiesyndrom genannt, führt zu äußerst hartnäckigen Schmerzen und lässt sich nur in Ausnahmefällen erneut chirurgisch behandeln. Wird als weitere Komplikation der operierte Wirbelsäulenabschnitt instabil, ist meist eine Versteifungsoperation erforderlich.

Hinweis: Weitere Informationen zur konservativen und operativen Behandlung von Rückenschmerzen finden sich im Beitrag Rückenschmerzen.

Prognose

Bei vielen Patienten mit Bandscheibenvorfällen lassen die Schmerzen und die Bewegungseinschränkungen innerhalb von 6 Wochen von selbst nach, wahrscheinlich, weil das ausgetretene Gewebe vom Körper verschoben oder resorbiert wird und deshalb nicht mehr auf die Nerven drückt.

Ist aufgrund von Nervenreizungen eine Entlastungsoperation erforderlich, erholen sich die Nerven umso besser, je kürzer sie eingeengt waren. Trotzdem dauert die Erholungszeit manchmal bis zu einem Jahr. Abhängig von der Behandlungsmethode und den vorbestehenden Schäden sind in 60–80 % der Fälle deutliche Besserungen zu erwarten.

Bandscheibenoperationen aufgrund von Schmerzen scheinen einer konservativen Behandlung langfristig nicht überlegen zu sein, sie sind deshalb unter Experten umstritten.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Linderung akuter Schmerzen.

Ohne Linderung der akuten Schmerzen schafft es kaum ein Betroffener, überhaupt wieder in Bewegung zu kommen. Hier bieten sich folgende Möglichkeiten der Selbsthilfe an:

  • Zögern Sie nicht, bei akuten Schmerzen Schmerzmittel einzunehmen. Wenn Sie sonst gesund sind, spricht nichts gegen eine kurzzeitige, maximal dreitägige Anwendung von rezeptfreien Schmerzmitteln, z. B. Diclofenac (z. B. Voltaren® oder Diclac®) oder Ibuprofen (z. B. Ibu® oder Brufen®) oder Paracetamol (z. B. ben-u-ron®). Sie helfen, den Teufelskreis von Schmerz und Verspannung zu durchbrechen.
  • Suchen Sie eine Haltung, in der Ihre Schmerzen möglichst gering sind. Erfahrungsgemäß wird Liegen und Gehen als angenehmer empfunden als Stehen und Sitzen.
  • Viele Therapeuten empfehlen die Rückenlage mit um 90° gebeugten Hüft- und Kniegelenken (Stufenlagerung, Stufenbettlagerung). Für manche Schmerzgeplagte ist auch die Bauchlage mit erhöhtem Oberkörper oder die Seitenlage mit angezogenen Beinen schmerzlindernd.
  • Versuchen Sie, sich bewusst zu entspannen, wenn Sie eine schmerzarme Haltung gefunden haben: Atmen Sie bewusst und tief, hören Sie intensiv Musik, lesen Sie ein interessantes Buch.
  • Gehen Sie spazieren, sobald es die Schmerzen zulassen. Langsames Gehen bewegt die Rückenmuskulatur schonend und entspannt sie zugleich.

Ist die akute Beschwerdephase überwunden, sollten Betroffene rasch wieder in Bewegung kommen und den Teufelskreis von Schmerz – Verspannung – mehr Schmerz zu durchbrechen. Ziel ist es, die Wirbelsäule beweglich und die stützende Muskulatur funktionsfähig zu halten.

Bewegung.

Um die Bandscheiben optimal mit Flüssigkeit und Nährstoffen zu versorgen, ist regelmäßige Bewegung Voraussetzung: Durch Be- und Entlastung der Wirbelsäule werden die versorgenden Nährstoffe regelrecht in die Bandscheiben einmassiert. Damit die Motivation lange erhalten bleibt, haben sich solche Bewegungsformen bewährt, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen und Spaß machen.

  • Gehen Sie möglichst zu Fuß oder benutzen Sie das Fahrrad. Ziehen Sie die Treppe dem Lift oder der Rolltreppe vor.
  • Finden Sie eine rückenschonende Sportart, die zu Ihnen passt. Dazu zählen Schwimmen, Aquajogging, Radfahren, Nordic Walking und Skilanglauf. Schließen Sie sich einer Gruppe an, um am Ball zu bleiben.
  • Wer lieber drinnen trainiert, für den ist evtl. ein Fitnessstudio geeignet. Entscheidend ist dabei eine kompetente Betreuung – denn gerade beim Training mit Gewichten schaden nicht korrekt ausgeführte Übungen mehr, als sie nützen.
  • Wenn Sie beruflich viel im Auto sitzen, leisten Sie sich einen guten Autositz und nutzen Sie die Pausen zum Umhergehen, Recken und Strecken.
  • Wenn Sie im Büro tätig sind, erledigen Sie möglichst viel im Stehen oder Gehen. Insbesondere bei Stress sind solche Bewegungspausen wichtig, um eine Anspannung der Nacken- und Rückenmuskulatur zu verhindern. Ändern Sie beim Sitzen regelmäßig Ihre Position, abwechselnd leicht vorgeneigt, aufrecht und zurückgelehnt.

Arbeitsplatzergonomie.

Wer lange sitzt, sollte auf geeignete Arbeitsstühle achten, z. B. solche mit der Funktion "dynamisches Sitzen". Diese verfügen über eine Rückenlehne, die sich mitbewegt und gleichzeitig den Rücken stützt. Sitzpositionen, die zwischen Rücken und Oberschenkel einen Winkel von etwa 120° einschließen, sind rückenschonender als eine gerade Sitzhaltung. Wichtig für die Arbeitsplatzergonomie ist auch die richtige Höhe von Tisch und Stuhl. Idealerweise bilden Ober- und Unterarme sowie Ober- und Unterschenkel mindestens einen rechten Winkel. Wenn die Arme locker auf den Armlehnen aufliegen, entlastet diese Position den Schulterbereich. Handballenauflagen vor der Tastatur entspannen beim Tippen ebenfalls die Schultern, tun aber auch dem Nacken gut.

Rückenschonend arbeiten.

Wenn Sie körperlich arbeiten, vermeiden Sie möglichst Tätigkeiten, die den Rücken belasten. Gelingt dies nicht, führen Sie die erforderlichen Arbeiten rückenschonend aus. Heben und tragen Sie Gegenstände mit geradem Rücken und gleichmäßiger Verteilung auf beide Arme. Tragen Sie schwere Lasten dicht am Körper und vermeiden Sie dabei unbedingt, den Oberkörper im Stand zu drehen. Das Anheben schwerer Lasten sollte immer aus den Beinen anstatt dem Rücken erfolgen.

Gewicht normalisieren.

Bauen Sie vorhandenes Übergewicht ab, indem Sie sich mehr bewegen und Ihre Ernährung umstellen.

Komplementärmedizin

Wärme

beruhigt und entspannt die Muskulatur und hilft dadurch, den Schmerz zu lindern. Bewährt haben sich warme Vollbäder (beruhigend: Melisse, Lavendel; anregend und durchblutungsfördernd: Rosmarin), warme Wickel (Heublume, Fango), Wärmflasche oder Wärmekissen im Bett, durchblutungsfördernde Pflaster (z. B. ABC-Wärmepflaster), Einreibungen z. B. mit Pferdesalbe, wärmende Unterwäsche aus Angorawolle, Wollschals oder auch ein Saunabesuch. Herzkranke Menschen müssen wegen der Kreislaufbelastung erst Rücksprache mit ihrem Arzt halten, bevor sie sich mit Vollbädern, Wickeln oder Saunabesuchen behandeln.

Besonders wirksam ist die heiße Rolle: Falten Sie ein Küchenhandtuch und zwei Frotteehandtücher der Länge nach. Wickeln Sie das Küchenhandtuch der Breite nach zu einer festen Rolle zusammen. Die beiden anderen Tücher werden schräg darum herumgewickelt, sodass das Ganze aussieht wie ein Trichter bzw. wie ein nur an einer Seite geöffnetes Bonbon. Gießen Sie nun etwa einen Dreiviertel Liter brühheißes Wasser in die Rolle (Vorsicht Verbrennung!) und wickeln Sie die Frotteehandtücher vollends um die jetzt nasse Innenrolle. Prüfen Sie die Wärme. Ist die Rolle zu heiß, so wickeln Sie ein weiteres Frotteetuch darum herum. Mit dieser heißen Rolle rollen, tupfen und massieren Sie über den Rücken. Wenn die Rolle kühler wird, nehmen Sie eine Frotteeschicht ab. Bei akuten Reizzuständen wirkt Kälte manchmal besser als Wärme. Bewährt haben sich Kühlpacks aus der Apotheke oder zerstoßene, in einem Waschlappen verpackte Eiswürfel, mehrmals täglich 1–5 Minuten lang auf die schmerzende Stelle aufgelegt. Um Erfrierungen vorzubeugen, empfiehlt es sich, die Auflagen in ein Tuch einzuschlagen und direkten Kontakt mit der Haut zu vermeiden.

Manuelle Therapien.

Neben der klassischen Physiotherapie gibt es eine Vielzahl alternativer manueller Therapien, die Behandlungserfolge für sich beanspruchen. Viele Betroffenen schwören etwa auf Osteopathie, Wirbelsäulentherapie nach Dorn und Akupunktur.

Sanfte Bewegungstherapien wie Yoga, Tai Chi, Qigong und Feldenkrais sind bei wiederkehrenden Beschwerden empfehlenswert.

Weiterführende Informationen

Autor*innen

Dr. med. Siegfried Locher und Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 17:42 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.