Haarausfall und Haarveränderungen

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Auch Nährstoffmangel kann diffusen Haarausfall verursachen.

Haarausfall ist in den meisten Fällen anlagebedingt und kein Grund zur Besorgnis. Für viele Betroffene ist der frühzeitige Verlust der vollen Haarpracht jedoch psychisch belastend.

Der androgene Haarausfall (androgene Alopezie) tritt v. a. bei Männern auf und verläuft in mehreren Stufen von Geheimratsecken über die Tonsur am Hinterkopf, bis letztlich nur noch ein hufeisenförmiger Haarkranz verbleibt. Frauen bleiben vom androgenen Haarausfall weitgehend verschont; wenn es sie doch trifft, zeigen sich die Haarverluste v. a. im Bereich des Mittelscheitels.

Häufiger als Männer leiden Frauen dagegen an diffusem Haarausfall, bei dem die Haardichte relativ gleichmäßig über den Kopf verteilt abnimmt.

Auf eine Immunkrankheit hinweisen kann kreisrunder Haarausfall, bei dem sich ovale oder runde Kahlstellen in der Haarpracht bilden.

Übermäßige oder ungewöhnlich lokalisierte Körperbehaarung ist entweder anlage- oder hormonell bedingt. Hormonell bedingt kann sich etwa bei Frauen das Behaarungsmuster "vermännlichen". In geringem Maße ist dies im hohen Lebensalter, also nach den Wechseljahren, sogar recht häufig. Vor allem bei Frauen ist übermäßiger oder ungewöhnlicher Haarwuchs gesellschaftlich stigmatisiert und dadurch psychisch mitunter sehr belastend.

Beschwerdebilder, ihre Ursachen, Maßnahmen und Selbsthilfe

Gesteigerter täglicher Haarausfall (> 100 Haare), abnehmende Haardichte und Glatzenbildung; bei Männern Geheimratsecken, Platte, Haarkranz; bei Frauen abnehmende Haardichte im Scheitelbereich; bildet sich nicht zurück

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Haus- oder Hautarzt

Vorübergehender, diffuser Haarausfall; meist im vorderen Scheitelbereich; spontane Rückbildungstendenz

Ursache:

Diffuser Haarausfall, z. B. bei

  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Einnahme der "Pille"
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Stress
  • Schweren Allgemeinerkrankungen
  • Magersucht
  • Mangel an Biotin, Zink, Eisen oder Eiweiß

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen oder Wochen zum Haus- oder Hautarzt

Selbsthilfe:

  • Milde Shampoos
  • Verzicht auf Fönen, Tönen, Färben, Dauerwelle
  • Keine straffen Frisuren
  • Stressmanagement
  • Evtl. Einnahme von Zink, Selen, Eisen

Rasch auftretender, vorübergehender, herdförmiger Haarausfall; mehrere kreisrunde, haarlose Herde (Durchmesser bis 3 cm); manchmal Verlust der gesamten Kopfhaare, Augenbrauen, Wimpern, der Bart- und/oder Körperhaare; evtl. Nägel mit Tüpfel; spontane Rückbildungstendenz

Ursache:

Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata), vermehrtes Vorkommen bei

Maßnahme:

  • In den nächsten Tagen zum Haus- oder Hautarzt

Selbsthilfe:

  • Evtl. Einnahme von Zink, Selen, Eisen

Umschriebener Haarausfall oder Haarbruch

Ursache:

Zug- oder Biegebelastung der Haare, z. B. durch

  • Intensives Tragen straffer Frisuren, etwa Pferdeschwanz oder Knotenfrisuren
  • Häufiges Einreiben mit Haarwässern
  • Ständiges Tragen von Helmen, Mützen, Schweißbändern
  • Zwanghaftes Haareausreißen

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Psychologen, wenn ein Verdacht auf zwanghaftes Haareausreißen besteht

Selbsthilfe:

  • Ursache der Haarschädigung beseitigen

Vorübergehender, diffuser Haarausfall bei Medikamenteneinnahme; spontane Rückbildungstendenz

Ursache:

Nebenwirkung, z. B. von

Maßnahmen:

  • Beim nächsten Termin mit dem Arzt über einen möglichen Wechsel der Medikamente sprechen
  • Der durch Zytostatika verursachte Haarausfall lässt sich nicht vermeiden, doch wachsen die Haare wieder nach

Verstärkter Haarwuchs an ungewöhnlichen Stellen wie Wangen, Steißbein, Unterarmen und Unterschenkeln

Ursache:

Maßnahmen:

  • Bei Gelegenheit zum Hautarzt
  • Alternativ regelmäßiges Entfernen der Haare durch Rasur, Wachs oder (dauerhaft) Laser

Männliches Behaarungsmuster bei Frauen; oft Störungen der Monatsregel

Ursache:

Maßnahme:

  • In den nächsten Wochen zum Frauenarzt

Ihre Apotheke empfiehlt

Verlauf abwarten.

Haarausfall ist gerade bei Frauen nicht selten nur ein vorübergehendes Phänomen. Gelegentlich kommt es etwa nach einer Schwangerschaft oder nach dem Absetzen der "Pille" zu Haarverlust, da der Östrogenspiegel sich umstellt. In der Regel normalisiert sich das Haarwachstum aber nach einigen Wochen bis Monaten wieder.

Mangelerscheinungen beseitigen.

Bei diffusem Haarausfall könnte ein Nährstoffmangel vorliegen, Spurenelemente wie Eisen, Zink und Selen stärken das Haar nämlich. Eine möglichst ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf radikale Diäten schaffen in der Regel Abhilfe. Optional kommen Nahrungsergänzungsmittel infrage – hier ist allerdings darauf zu achten, nicht zu überdosieren.

Schilddrüse prüfen lassen.

Sowohl eine Schilddrüsenüberfunktion als auch eine Schilddrüsenunterfunktion kann Ursache verstärkten Haarausfalls sein. Erst eine ärztliche Untersuchung bringt hier Gewissheit. Im Falle einer Unterfunktion werden Schilddrüsenhormone in Tablettenform (Thyroxin) zugeführt, bei einer Überfunktion wirken Thyreostatika (z. B. Thiamazol) hemmend.

Medikation umstellen.

In manchen Fällen tritt Haarausfall als Nebenwirkung eines Medikaments auf. Insbesondere bei Medikamenten gegen Krebs ist dies zu beobachten. Eventuell besteht die Möglichkeit, die Medikation umzustellen – allerdings nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt.

Haarwuchsmittel ausprobieren.

Um anlagebedingten Haarverlust zu stoppen, haben sich die Wirkstoffe Finasterid zur oralen Einnahme und Minoxidil zum Auftragen als effektiv erwiesen. Die Wirkung koffeinhaltiger Shampoos ist dagegen zweifelhaft. Soll stattdessen übermäßiger Haarwuchs gestoppt werden, eignet sich Eflornithin zweimal täglich auf die betroffenen Stellen aufgetragen.

Kosmetisch eingreifen.

Androgener Haarausfall lässt sich in der Regel nicht aufhalten. Betroffenen bleibt dann die Option, den Haarverlust kosmetisch zu überdecken, z. B. mit Haarpuder oder -pulver oder einer Perücke. Möglich ist auch eine Haartransplantation, allerdings nicht ohne Risiken.

Ansonsten bleibt noch der Griff zum Rasierer, schließlich kaschiert eine Vollglatze den Haarverlust ebenfalls. Auch übermäßigem Haarwuchs können Betroffene mit dem Rasierer zu Leibe rücken. Länger sichtbare Ergebnisse bringen Epiliergeräte, Waxings oder Laserbehandlungen beim Arzt.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel. Sektion „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dr. med. Arne Schäffler; Leonard Olberts | zuletzt geändert am um 12:25 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.