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Nagelpilz

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Die Behandlung von Nagelpilz ist leider oft langwierig und schwierig.

Nagelpilz (Onychomykose, Nagelmykose, Tinea unguium): Befall der Fuß- oder Zehennägel mit Pilzen, meistens mit Fadenpilzen (Dermatophyten). Der Nagelpilz ist weit verbreitet, 3 % der Bevölkerung, aber bis zu 30 % der Menschen über 65 Jahren leiden daran, wobei die Zehennägel viermal so häufig betroffen sind wie die Fingernägel. Begünstigt wird eine Nagelpilzinfektion durch "nicht atmendes" Schuhwerk, in dem die Feuchtigkeit nicht raus kann, Diabetes, kleinste Verletzungen, und Durchblutungsstörungen.

Die Therapie erfolgt nach Entfernen der infizierten Nagelanteile mit pilzabtötendem medizinischem Nagellack oder Cremes, in hartnäckigen Fällen auch ergänzend mit Tabletten. Insgesamt ist die Behandlung langwierig und schwierig, Rückfälle sind häufig.

Leitbeschwerden

  • Gelbliche bis bräunliche Flecke oder entsprechende Verfärbung des gesamten Nagels
  • Verdickung der Nagelplatte, Verlust der glatten Kontur der Nagelfläche
  • Verformung und Abheben der Nagelplatte vom Nagelbett
  • Brüchigwerden des Nagels am freien Ende.

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Nagelpilzbefund an der Außenseite der Großzehe eines 36-jährigen Mannes mit Ablösung der verdickten Nagelplatte, Aufrauung der (auf der Innenseite noch intakten) Nagelfläche und Gelbbraunfärbung des betroffenen Bereichs. Solche Befunde sind ausgesprochen schwer zu behandeln, weil die üblichen Antimykotika-Cremes wirkungslos sind und spezielle Antimykotika-Nagellacke wie auch Antimykotika-Tabletten die Pilzherde im Nagelbett nur schwer erreichen.
Familie Dres. med. Claudia und Arne Schäffler, Augsburg

Wann in die Arztpraxis

In den nächsten Tagen, wenn

  • nicht sicher ist, ob Nagelveränderungen Folge einer Pilzinfektion sind
  • die Nagelveränderungen im Rahmen der Selbstbehandlung nicht verschwinden
  • Diabetes besteht.

Die Erkrankung

Nagelpilzinfektionen sind weit verbreitet, fast 3 % der Bevölkerung leiden darunter, ältere Menschen häufiger als junge Menschen oder Kinder.

Ursachen

Nagelpilzinfektionen entwickeln sich oft auf dem Boden einer jahrelang vorbestehenden Fußpilzinfektion. Vor allem, wenn der Fußpilz kaum in Erscheinung tritt oder zwischen den Zehen sitzt, wird er von den Betroffenen oft gar nicht bemerkt und daher nicht behandelt. Kommt zum unbeachteten Fußpilz eine minimale Verletzung am Nagel dazu (z. B. durch den Tritt auf einen Zeh beim Fußballspielen oder durch unpassend sitzendes festes Schuhwerk), gelangt der Pilz leicht in den Nagel und infiziert ihn. Aber auch ohne vorherige Fußpilzinfektionen kann es zu einem Nagelpilz kommen, und zwar, wenn sich der Betroffene über eine kleine Nagelverletzung direkt mit dem Erreger infiziert, z. B. beim Barfußlaufen über pilzverseuchte Böden in Schwimmbädern, Sporthallen oder Fitnesszentren.

Fadenpilze (Dermatophyten) sind bei Nagelpilzinfektionen deutlich häufiger als Hefepilze (Candida-Arten) und Schimmelpilze. Bei einem Befall mit Fadenpilzen beginnen die Nagelveränderungen in aller Regel am freien Ende des Nagels und schreiten dann langsam in Richtung Nagelwurzel fort. Bei einem Befall mit Hefepilzen ist es eher umgekehrt.

Risikofaktoren

Das Auftreten von Pilzinfektionen an Füßen und Nägeln wird durch allgemeine Abwehrschwäche und Durchblutungsstörungen begünstigt, beispielsweise bei Diabetes, chronisch venöser Insuffizienz oder Lymphabflussstörungen.

Diagnosesicherung

Der Arzt gewinnt etwas Nagelmaterial, um die Pilzart in der Pilzkultur im Labor bestimmen zu lassen und ein passendes Medikament auszuwählen.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Nagelveränderungen finden sich bei der Onychogryposis (Krallennagel), der Schuppenflechte oder dem Lichen ruber planus.

Behandlung

Entfernen der infizierten Nagelmasse. Zunächst müssen beim Nagelpilz die infizierten Anteile entfernt werden. Dies gelingt am besten mit einer 40%igen Harnstoffsalbe, die zusätzlich noch Bifonazol enthält (z. B. Canesten® Extra-Nagelset). Diese Salbe ist etwa 1–2 Wochen lang täglich aufzutragen, bis der erkrankte Bereich abgetragen ist (zurück bleiben die gesunden Nagelanteile). Alternativ kann die Harnstoffsalbe auch über Nacht auf den Nagel aufgetragen und mit einem Pflaster geschützt werden. Hier reicht oft schon eine Behandlung aus, damit die verpilzten Nagelanteile verschwinden. Lehnt der Patient die Behandlung mit der Harnstoffsalbe ab, kann der Arzt den befallenen Nagel auch abfräsen.

Lokale Behandlung mit Antipilzmitteln. Bis alle Pilzsporen beseitigt sind muss der Patient täglich ein Antipilzmittel auf die freigelegte Nagelwunde auftragen. Geeignete Wirkstoffe sind Bifonazol und Ciclopirox in Form von Creme, Spray oder flüssigem Lack (z. B. Bifon Creme oder Canesten®Extra Spray sowie Ciclopoli gegen Nagepilz oder Ciclocutan wirkstoffhaltiger Nagellack). Damit der Pilz nach dem Abheilen nicht wiederkommt, empfehlen viele Ärzte, die Behandlung einmal wöchentlich fortzusetzen.

Orale Therapie mit Antipilzmitteln. Sind mehr als 3 Nägel gleichzeitig oder ein Nagel über mehr als Zweidrittel betroffen, verordnet der Arzt zusätzlich zur lokalen Behandlung eine innere Therapie mit Antipilzmitteln. Auf diese Weise wird der hartnäckige Nagelpilz sowohl von innen, also von der Blutseite, als auch von außen in die Zange genommen, was die Chance auf eine komplette Abheilung drastisch erhöht. Die Tabletten werden wenige Tage lang täglich und danach einmal pro Woche eingenommen. Zur Verfügung stehen Fluconazol (z. B. in Diflucan®), Itraconazol, (z. B. Itraisdin®) oder Terbinafin (z. B. Lamisil®). Je nach Befall ist eine Einnahmedauer von 4 Monaten bis zu einem Jahr notwendig, die erst beendet werden darf, wenn der gesunde Nagel komplett durchgewachsen ist.

Hinweis: Aufgrund seiner Nebenwirkungen wie z. B. der Lebertoxizität waren Ärzte früher eher zurückhaltend mit der Verordnung oraler Antipilzmittel. Eine neue Art der Zubereitung von Itraconazol (z. B. in Itraisdin®) ermöglicht es jedoch, die zur Behandlung des Nagelpilzes erforderliche Dosis zu halbieren, weshalb der Wirkstoff deutlich verträglicher ist.

Begleitende Maßnahmen. Damit der Nagelpilz dauerhaft verschwindet sind folgende unterstützenden Maßnahmen wichtig:

  • Bei gleichzeitigem Fußpilz ist dieser unbedingt mit einem der oben genannten Wirkstoffe als Creme Lösung oder Spray mitzubehandeln (siehe mehr dazu unter Pilzinfektionen).
  • Desinfizierende Schuh-Sprays vertreiben den Pilz aus dem Schuhwerk und beugen erneuten Pilzinfektionen vor.
  • Um gegenseitige Infektionen auszuschließen sollten Familienmitglieder auf Pilzbefall untersucht und gegebenenfalls mitbehandelt werden.

Prognose

Die Behandlung eines Nagelpilzes ist langwierig und dauert oft Monate. Viele Betroffene kommen um die interne Behandlung nicht herum, die zudem nicht vorzeitig abgebrochen werden darf. Reinfektionen treten bei etwa 25 % der Patienten auf.

Ihre Apotheke empfiehlt

Basis bei Bekämpfung und Vorbeugung von Nagelpilz ist das Abschalten oder Abmildern begünstigender Faktoren. Dazu gehört z. B. die Therapie von Durchblutungs- oder Lymphabflussstörungen sowie eine gute Einstellung des Blutzuckers bei Diabetikern.

Was Sie selbst tun können

  • Tragen Sie kein enges Schuhwerk und keine luftundurchlässigen Strümpfe oder Schuhe, bevorzugen Sie bei passender Witterung offenes Schuhwerk.
  • Desinfizieren und trocknen Sie Ihre Schuhe regelmäßig.
  • Trocknen Sie die Füße nach dem Waschen gründlich ab und wechseln Sie Ihre Strümpfe täglich.
  • Waschen Sie Ihre Strümpfe möglichst bei 95 °C.
  • Laufen Sie in Schwimmbädern und in Sporthallen nicht barfuß und nutzen Sie, falls vorhanden, die dortigen Fuß-Desinfektionen.
  • Verwenden Sie während der Behandlung mit einem medizinischen Nagellack keinen kosmetischen Nagellack. Dieser versiegelt den Nagel und fördert dadurch ein feuchtwarmes Milieu, in dem die Pilze besonders gut gedeihen.

Die Behandlung eines Nagelpilzes erfordert Zeit und Disziplin (bei einem Fingernagel mindestens 6 Monate und bei einem Fußnagel bis zu 1 Jahr). Erst wenn ein gesunder Nagel komplett nachgewachsen ist, kann die Behandlung beendet werden.

Komplementärmedizin

Zur unterstützenden Therapie bieten sich die komplementärmedizinischen Methoden an, die bei den pilzbedingten Erkrankungen genannt sind.

Prävention

Einer Nagelpilzinfektion kann mit den gleichen Maßnahmen vorgebeugt werden wie einer Fußpilzinfektion.

Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 12:33 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.