Weitergeleitet von Plasmodien

Malaria

Malaria (Wechselfieber, Sumpffieber): Teils lebensbedrohliche parasitäre Infektionskrankheit mit wiederholten Fieberschüben. Die Malaria ist in vielen Feucht- und Halbtrockengebieten Südamerikas, Asiens und vor allem Afrikas heimisch.

Weltweit ist Malaria die häufigste schwere Infektionskrankheit mit rund 250 Millionen Erkrankten und rund 1 Million Todesfälle jährlich. Die Erkrankung ist aber auch hier bedeutsam, denn Fernreisende schleppen jährlich über 1 000 Erkrankungen nach Deutschland ein. Todesursache hierzulande ist oft eine zu spät einsetzende Behandlung, wenn die Diagnose nicht rechtzeitig gestellt wurde.

Infos zur Malariaprophylaxe und Hinweise für Fernreisende

Leitbeschwerden

  • Schwere grippeartige Allgemeinbeschwerden mit Kopf- und Gliederschmerzen
  • Wiederkehrend heftige Fieberschübe mit Temperaturen bis 40 °C
  • Auftreten der Beschwerden meist während des Tropenaufenthalts (frühestens eine Woche nach Ankunft) oder in den ersten sechs Wochen, selten auch etliche Monate nach der Rückkehr.

Wann in die Arztpraxis

Heute noch, wenn Fieber nach einem Tropenaufenthalt auftritt.

Sofort den Notarzt rufen, wenn es zusätzlich zum Fieber zu Bewusstseinsstörungen oder Krämpfen kommt, kleine rote Hautflecke auftreten oder sich der Urin verändert (z. B. rot, zu wenig).

Die Erkrankung

Die Malaria wird durch Plasmodien hervorgerufen. Sie zählen zu den Protozoen und werden durch den Stich der Anopheles-Mücke auf den Menschen übertragen. Dort halten sich die Plasmodien zunächst in der Leber auf und vermehren sich dann in den roten Blutkörperchen.

Da die Anopheles-Mücke nur in warmen Regionen überleben kann, sind Malariafälle hierzulande immer „importiert“. Fast immer erfolgt die Übertragung durch Mücken im Urlaubsland, sehr selten durch Mücken, die im Flugzeug oder Gepäck „mitgereist“ sind (Airport- bzw. Baggage-Malaria ohne Fernreise!). Angehörige brauchen keine Angst zu haben, sich durch Kontakt zum Malariakranken anzustecken.

Lebensgefährliche Komplikationen. Gefährlich ist in aller Regel nicht das Fieber selbst, sondern ein Befall des Gehirns sowie Nieren- und Lungenschäden, Gerinnungsstörungen oder eine massenhafte Auflösung der roten Blutkörperchen durch die Parasiten.

Das macht der Arzt

Bei Verdacht auf Malaria muss der Betroffene sofort ins Krankenhaus, wo eine Blutprobe unter dem Mikroskop untersucht wird. Eventuell gelingt der Nachweis nicht sofort, und die Untersuchung muss mehrfach wiederholt werden, da kleinere Blutmengen (wie die der Blutprobe) trotz einer Infektion frei von Plasmodien sein können.

Die Malaria wird mit Medikamenten gegen die Plasmodien behandelt. Da diese zunehmend resistent (unempfindlich) gegen die Wirkstoffe sind, sollte die Auswahl immer mit einem Tropeninstitut abgestimmt werden. Am gebräuchlichsten sind Chloroquin (z. B. Resochin®), Doxycyclin (z. B. Doxycyclin ratiopharm®), Mefloquin (z. B. Lariam®), Proguanil (z. B. Paludrine®), die Kombination aus Atovaquon und Proguanil (z. B. Malarone®) sowie die Kombination aus Artemether und Lumefantrin (z. B. Riamet®). Zusätzlich werden die Organkomplikationen behandelt.

Stand-by (Selbst-)Therapie

Ihre Apotheke empfiehlt

Da die prophylaktische Arzneimittelgabe keinen 100%igen Schutz bietet, sollten Reisende Medikamente zur notfallmäßigen Selbstbehandlung (Stand-by-Therapie) ins Reisegepäck nehmen.

Dazu eignen sich vor allem Malarone®, Mefloquin® und Lariam® sowie eine Kombination aus den Substanzen Artemether und Lumefantrin (Riamet®), die ein relativ großes Nebenwirkungsspektrum (Kopfschmerzen, Herzrasen, Husten, Gelenkschmerzen) haben und sich deshalb nicht zur Prophylaxe eignen.

Die Stand-by-Therapie sollte begonnen werden bei Fieber über 38,5 °C, das nach mehr als einer Woche Aufenthalt auftritt, und sich nicht innerhalb von 48 Stunden bessert. Dies sollte jedoch nur eine Maßnahme bis zum Eintreffen ärztlicher Hilfe darstellen – jede mögliche Malariaerkrankung muss ärztlich abgeklärt werden.

Vorsorge

Bei Malaria spielt die richtige Vorbeugung, also die Malariaprophylaxe, die entscheidende Rolle. Konkret heißt das, Mückenstiche konsequent zu verhindern (Expositionsprophylaxe):

  • Während und kurz nach der Regenzeit sollten Reisen in Hochrisikogebiete gemieden werden. Eine Ausnahme sind die mittlerweile oft malariafreien Millionenstädte dieser Länder.
  • Da die Mücken vor allem abends und frühmorgens stechen, sollte man sich in dieser Zeit nach Möglichkeit in mückensicheren Räumen (Fliegengitter) aufhalten, die eventuell zusätzlich klimatisiert sind.
  • Zum Schutz unbedeckter Körperstellen sprüht man diese mit Mücken abweisenden Mitteln (Repellents) ein: Am häufigsten verwandt wird der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid, z. B. OFF®), eventuell kombiniert mit Permethrin (z. B. in Nobite® Hautlotion). Diese können allerdings Allergien hervorrufen, sind sehr geruchsintensiv, dürfen von Schwangeren und Kindern unter 2 Jahren nicht verwendet werden und greifen Kunststoffe an. Eine Alternative ist der Wirkstoff Icaridin (z. B. in Saltidin®), der auch besser verträglich sein soll.
  • Es empfiehlt sich außerdem, helle, weite Kleidung (dunkle Farben ziehen die Mücken eher an) mit langen Ärmeln und Hosenbeinen sowie Socken zu tragen. Zusätzlich kann man die Oberbekleidung mit Nobite® Kleidungsspray imprägnieren.
  • Insektizide (Pyrethrine oder Pyrethroide) lassen sich in Räucherspiralen (mosquito coils) oder – als modernere, effektivere Version – in elektrischen Verdampfern in abgeschlossenen Innenräumen ebenfalls gegen die Mücken einsetzen (unangenehme Beigabe sind möglicherweise durch die Wirkstoffe ausgelöste Nebenwirkungen wie Schleimhautreizungen oder Taubheitsgefühl).
  • Nachts ist es ratsam, unter Moskitonetzen zu schlafen (das Netz nicht berühren), deren Enden unter die Matratze geschoben werden. Man sollte jedoch vorher prüfen, ob sich keine Mücke darin befindet. Da man nicht unbedingt davon ausgehen kann, dass alle Unterkünfte ein Moskitonetz stellen, ist es im Zweifel besser, selbst eines plus Befestigungsset mitzunehmen. Wie die Kleidung lassen sich auch Moskitonetze imprägnieren.

Medikamente zur Malariaprophylaxe

Zweites Standbein der Malariaprophylaxe ist die vorbeugende Einnahme von Medikamenten. Diese ist allerdings erschwert durch die Ausbreitung von Resistenzen (d. h. die Erreger haben sich schon an die Substanzen gewöhnt), die – nach Region und Ausmaß unterschiedlich – gegen jedes auf dem Markt befindliche Mittel existieren. Deswegen werden häufig auch mehrere Arzneimittel gleichzeitig verabreicht oder eines noch als Notfallmedikament mitgegeben.

Chloroquin (Resochin®) ist eine relativ gut verträgliche Substanz mit geringem Nebenwirkungsspektrum, die sowohl für Langzeitaufenthalte als auch in der Schwangerschaft und von Kindern eingenommen werden kann. Die Einnahme beginnt eine Woche vor der Abreise und endet vier Wochen nach der Rückkehr. Das größte Problem stellt die weit verbreitete Resistenz dar – einen Ausweg bietet die Kombination mit der (niemals allein verordneten) Substanz Proguanil (Paludrine®). An der guten Verträglichkeit und auch an der Einnahme ändert sich nichts.

Weist ein Reiseland ein sehr hohes Malariarisiko mit einer ausgeprägten Chloroquin-Resistenz auf, so ist die Einnahme von Mefloquin (Lariam®) anzuraten. Leider sind Nebenwirkungen wie Angst und Depressionen häufig, sie treten aber in der Regel bereits nach der ersten oder zweiten Dosis auf. Deshalb sollte 3–4 Wochen vor der Abreise ein Verträglichkeitstest durchgeführt werden, damit gegebenenfalls eine Alternative gefunden werden kann. Da die Nebenwirkungen neuropsychiatrischer Art sind, dürfen Patienten mit psychischen Erkrankungen diese Substanz nicht einnehmen. Auch Kleinkinder und Schwangere im ersten Schwangerschaftsdrittel sollen Mefloquin nicht verordnet bekommen. Und: Bis drei Monate nach der Einnahme muss eine Schwangerschaft ausgeschlossen werden. Die Einnahme muss nach der Rückkehr ebenfalls noch vier Wochen fortgesetzt werden.

Eine Alternative besteht in der Verordnung von Atovaquon/Proguanil (Malarone®), das sich insbesondere auch zur Vorbeugung der gefährlichen Malaria tropica eignet. Malarone® ist zwar teuer, aber gut verträglich und darf auch von Kindern eingenommen werden. Vorübergehend können Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen oder Verdauungsstörungen auftreten. Es reicht aus, mit der Einnahme des Medikaments 1–2 Tage vor der Abreise zu beginnen. Eine Einnahme bis sieben Tage nach der Rückkehr ist vorgesehen.

Eine durch neue Studien als gleichermaßen wirksam wie verträglich erwiesene weitere Möglichkeit ist die Einnahme von täglich 100 mg Doxycyclin (z. B. Doxyhexal®) beginnend einen Tag vor Abreise bis vier Wochen nach Verlassen des Risikogebiets. In Deutschland ist Docycyclin zwar formal (noch) nicht zur Malaria-Prophylaxe zugelassen, es wird aber von der WHO und von anderen Ländern dafür empfohlen. Als Nebenwirkungen kommen Durchfälle, erhöhte Lichtempfindlichkeit und Kopfschmerzen vor. Falls fraglich ist, ob das Medikament vertragen wird, sollte mit der Einnahme schon zwei Wochen vor der Reise begonnen werden. Schwangere und Kinder unter 8 Jahren dürfen das Medikament nicht einnehmen.  

Wegen des schwerwiegenden Krankheitsgeschehens und der eingeschränkten medikamentösen Prophylaxemöglichkeiten sollten Schwangere und Kinder unter 5 Jahren auf Reisen in Malariagebiete verzichten.

Autor*innen

Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 15:59 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.