Weitergeleitet von angeborenen Hüftluxationen

Hüftluxation

Hüftluxation (Ausrenkung bzw. Verrenkung des Hüftgelenks): Fehlstellung des Hüftgelenks, bei der sich der Gelenkkopf außerhalb der Pfanne befindet. Die verletzungsbedingte Hüftluxation ist selten, sie tritt bei hüftgesunden Menschen im mittleren Lebensalter vor allem nach Unfällen mit erheblicher Krafteinwirkung auf. Als Beschwerden zeigen sich Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, oft bestehen gleichzeitig Brüche im Bereich des Beckens. Unter operativer Therapie heilt die verletzungsbedingte Hüftluxation meist gut aus.

Der häufigeren, angeborenen Hüftluxation liegt eine erblich bedingte Fehlanlage der Hüftgelenkpfanne zugrunde. Mehr dazu unter Hüftdysplasie.

Leitbeschwerden

  • Stärkste Schmerzen im Gesäß oder in der Leiste
  • Betroffenes Bein meist in der Hüfte gebeugt und bewegungsunfähig.

Wann in die Arztpraxis

Sofort, wenn

  • nach einem Unfall starke Schmerzen in Gesäß oder Leiste bestehen.

Die Erkrankung

Das Hüftgelenk besteht aus der im Hüftbein des Beckens liegenden Gelenkpfanne und dem kugeligen Oberschenkelkopf. Das Hüftgelenk wird von einer sehr straffen Gelenkkapsel stabilisiert, die zusätzlich von Bändern verstärkt wird.

Durch die straffe Umhüllung ist ein gesundes Hüftgelenk gut vor dem Ausrenken geschützt. Deshalb ist die traumatische (verletzungsbedingte) Hüftgelenksluxation selten. Typischerweise trifft sie Menschen im mittleren Lebensalter, wenn der Knochen noch stabil ist. Denn im höheren Lebensalter ist die Knochendichte häufig vermindert, dann bricht bei Unfällen eher der Oberschenkelhals, bevor sich der Oberschenkelkopf auskugelt.

Einteilung. Hüftluxationen werden nach der Richtung des Ausrenkens eingeteilt. Ausrenkungen nach hinten (Luxatio iliaca oder Luxatio ischiadica) sind häufiger als Ausrenkungen nach vorne (Luxatio suprapubica und Luxation obturatoria).

Ursachen

Als Verletzungsursache kommen ausschließlich schwere Krafteinwirkungen infrage, z. B. ein Anprall des Knies am Armaturenbrett bei einem Autounfall oder ein Sturz aus großer Höhe.

Eine weitere, seltene Ursache sind Lähmungen bei Muskel- oder Nervenerkrankungen (z. B. Poliomyelitis oder Zerebralparese). Auch bei einer Hüft-Totalendoprothese ist eine Hüftluxation möglich (siehe TEP-Luxation), weil die Muskulatur nach dem Eingriff geschwächt und das Gelenk nicht ausreichend stabilisiert ist.

Klinik und Komplikationen

Typische Beschwerden sind stärkste Schmerzen schon bei kleinsten Bewegungen und eine sichtbare Fehlstellung. Häufig liegen Begleitverletzungen an der Hüfte vor, wie etwa ein Bruch der Hüftgelenkspfanne (Azetabulumfraktur). Als Komplikation, vor allem bei Ausrenkungen nach hinten, kommt es gelegentlich zur Schädigung des Ischiasnervs mit entsprechenden Lähmungserscheinungen.

Spätfolgen

In etwa 10 % der Fälle entwickeln sich Spätfolgen wie ein Absterben des Hüftkopfs (Hüftkopfnekrose) oder eine Hüftgelenksarthrose.

Diagnosesicherung

Oft lässt sich die Ausrenkung des Hüftgelenks schon durch die Fehlstellung des Beines erkennen. Bei einer hinteren Luxation ist das Bein nach innen gedreht, bei der vorderen Luxation häufiger nach außen. Gesichert wird die Diagnose mit Röntgenaufnahmen des Beckens. Um mögliche Schäden am Ischiasnerv oder den Arterien nicht zu übersehen, prüft die Ärzt*in die Berührungsempfindlichkeit und die Durchblutung des Beines.

Behandlung

Die traumatische Hüftluxation verlangt wegen der starken Schmerzen und der Gefahr einer Hüftkopfnekrose (Absterben des Hüftkopfs) eine schnellstmögliche Behandlung. Zu den Erstmaßnahmen zählen Schmerztherapie, schmerzarme Lagerung und eine provisorische Schienung der verletzten Hüfte.

Einrenkung. Eine anschließende Einrichtung (Reposition) ist nur in Narkose möglich, da die schmerzbedingte Muskelanspannung jeden Einrichtungsversuch vereitelt. Der korrekte Sitz des Hüftkopfs in der Pfanne wird mit erneuten Röntgenaufnahmen kontrolliert. Da beim Einrenken Nerven und Arterien geschädigt werden können, prüft die Ärzt*in danach erneut Durchblutung und Berührungsempfindlichkeit des Beines. Brüche im Bereich der Gelenkpfanne erfordern meist eine Operation, um Folgeschäden wie einen verfrühten Gelenkverschleiß zu vermeiden.

Nachbehandlung. War die Hüfte lediglich verrenkt, ist nach der Einrenkung ein längerer Krankenhausaufenthalt nicht erforderlich. Für die Dauer von 3 bis 6 Wochen sind Geh-Hilfen zu verwenden, um die frisch eingerenkte Hüfte zu schonen. Um eine Hüftkopfnekrose auszuschließen, empfehlen viele Orthopäd*innen, das Hüftgelenk 3 Monate nach dem Einrenken mittels MRT zu kontrollieren.

Prognose

Bei früher Einrenkung ist die Prognose gut. Langfristig ist nach einer Hüftluxation das Risiko für eine Hüftgelenksarthrose erhöht, in manchen Fällen entwickelt sich auch eine Hüftkopfnekrose.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Teilbelastung.

Halten Sie sich nach dem Einrenken Ihrer Hüfte an die Vorgaben aus dem Krankenhaus! Gehen mit Teilbelastung bedeutet, dass beim Laufen mit Geh-Hilfe das betroffene Bein nur leichten Sohlenkontakt haben darf (entspricht etwa 15 kg Belastung).

Autor*innen

Dr. med. Martin Schäfer in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 12:56 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.