Regelimpfungen

Impfempfehlungen werden in Deutschland von der am Robert-Koch-Institut ansässigen Ständigen Impfkommission (STIKO) ausgesprochen. Die Kosten für bevölkerungsweit empfohlene Regelimpfungen (Standardimpfungen) werden normalerweise von den Krankenkassen übernommen.

Andere Impfungen werden nur für Menschen mit einem erhöhten Risiko empfohlen. Diese Indikationsimpfungen betreffen vor allem Menschen, die im Gesundheitssektor, im Sozialwesen oder in der Kinderbetreuung tätig sind, aber auch Menschen mit Vorerkrankungen; so ist z. B. für Menschen mit einer Immunschwächekrankheit wie AIDS ein Impfschutz anzustreben, der so umfassend wie möglich ist. Diese Impfungen werden entweder von der Krankenkasse oder vom Arbeitgeber bezahlt.

Reiseimpfungen dagegen müssen in der Regel privat bezahlt werden.

Impfung

Schutz

Durchführung

Nachteile

Unsere Bewertung

Tetanus

Schützt vor einer fast immer tödlich verlaufenden Krankheit

Grundimmunisierung durch 4 Impfungen zwischen 3. und 14. Lebensmonat

Später Auffrischungsimpfungen, im Erwachsenenalter für Tetanus und Diptherie alle 10 Jahre. Auch Erwachsene, die noch nicht geimpft sind, sollten sich noch impfen lassen.

Schmerzhafte Reizung der Einstichstelle kommt vor, extrem selten impfbedingte Schädigung (fast immer vorübergehende Nervenlähmung)

Absolutes Muss

Diphtherie

Schützt vor einer häufig tödlich verlaufenden Krankheit

Absolutes Muss

Keuchhusten (Pertussis)

Je mehr Kinder geimpft sind, desto weniger Säuglinge werden angesteckt, für die Keuchhusten gefährlich ist.

Sicherer Impfschutz erst mit der 3. Dosis der Grundimpfung

Grundsätzlich sinnvolle Impfung, von der aber die am meisten gefährdete Gruppe (junge Säuglinge) bisher weniger stark profitiert als erhofft.1

Polio (Kinderlähmung)

Schützt vor schweren Behinderungen

Bei Verwendung eines Polio-Hepatitis-B- und HiB-Mehrfachimpfstoffs Grundimmunisierung durch 4 Impfungen im vollendeten 2., 3., 4. sowie 11–14. Lebensmonat; Polioauffrischungsimpfung im 9.–17. Lebensjahr

Impfbedingte Nachteile sind nach Umstellung auf den injizierten Impfstoff heute extrem selten.

Polio kommt hierzulande zwar nicht mehr vor, aber in der 3. Welt; der Schutz ist deshalb trotzdem empfehlenswert.

Hepatitis B

Schützt vor Leberentzündung mit Gefahr der Leberzirrhose

Kein ausreichender Impfschutz, Entzündung der Injektionsstelle, Kopfschmerz

Übertragung größtenteils durch Kondome vermeidbar. Wer in Gesundheitsberufen arbeitet, muss geimpft sein.

Haemophilus influenzae B (HiB)

Schützt vor der HiB-bedingten Hirnhautentzündung sowie vor der oft tödlichen eitrigen Kehldeckelentzündung

Entzündung der Injektionsstelle, Fieber, Erbrechen, Durchfall

Wichtige Impfung

Masern

Schützt vor Masernkomplikationen: 1 von 20 an Masern erkrankten Kindern entwickelt eine Lungenentzündung, 1 von 1 500 eine Gehirnentzündung mit häufig bleibenden Behinderungen.

Bei Verwendung eines Masern-Mumps-Röteln-Windpocken-Vierfachimpfstoffs (MMRV) Immunisierung durch 2 Impfungen im 2. Lebensjahr im Abstand von 6 Wochen

Bei Verwendung des Dreifachimpfstoffs MMR ist als separate Windpockenimpfung eine einzige Dosis ausreichend.

Masern-Mumps-Röteln-Impfung: Impfreaktionen können auftreten, in 1:40 000 Fällen kommt es zur (fast immer vorübergehenden) Verminderung der Blutplättchen, in 1:1 Million Fällen zur impfbedingten Gehirnentzündung (umstritten).

Unterschätzte Krankheit, Impfung sinnvoll

Mumps

Schützt vor mumpsbedingter Hodenentzündung mit Unfruchtbarkeit.

Heute v. a. wegen der Altersverschiebung sinnvoll (Nichtgeimpfte machen die Erkrankung sonst unter Umständen nach der Pubertät durch – mit höherem Komplikationsrisiko).

Röteln

Schützt Embryo vor der Schädigung durch Röteln im Mutterleib

Zweckmäßig, bei Jungen als Solidaritätsimpfung

Windpocken (Varizelle)

Schützt noch nicht erkrankte Jugendliche, bei denen Windpocken oft schwer verlaufen.

Immunisierung im Alter von 11 Monaten. Auffrischungsimpfung im Alter von 15 bis 23 Monaten.

Durch Ausschaltung natürlich auftretender Windpockenausbrüche könnte sich die Erkrankung ins Erwachsenenalter verschieben.

Für bisher noch nicht erkrankte Jugendliche oder Erwachsene sowie für Kinder mit schwerer Neurodermitis zweckmäßig

Meningokokken2

Diese Impfungen schützen vor bestimmten Formen der bakteriellen (eitrigen) Hirnhautentzündung und Blutvergiftung.

Immunisierung durch 1 Impfung im 2. Lebensjahr.2 Impfung auch für alle Kontaktpersonen eines Erkrankten, bei denen noch kein Impfschutz besteht.

Nebenwirkungen sind extrem selten.

Das Risiko einer durch Meningokokken bedingten Erkrankung ist gering (1: 40 000), Erkrankungen verlaufen aber oft tödlich.

Pneumokokken3

Immunisierung durch 3 Impfungen im 2., 4. sowie 11.–14. Monat

Zweckmäßig, kann schwere Erkrankungen verhindern

Humane Papilloma-Viren (HPV)

Schützt vor bestimmten Formen des Gebärmutterhalskrebses

Immunisierung durch 2–3 Impfungen von 9- bis 17-jährigen Mädchen

Schutzwirkung abhängig von verwendetem Impfstoff, hohe Kosten

Zweckmäßig

Influenza A („Grippeimpfung“)

Für Personen ab 60 Jahren wird die jährliche Impfung gegen einen der Erreger der echten Grippe, der Influenza A, empfohlen.

Leichtes Krankheitsgefühl nach der Impfung, unterschiedliche Schutzwirkung von Jahr zu Jahr

Auch wenn der Schutz oft nicht überragend ist: insgesamt zweckmäßig

1 Der Grund: Der Impfschutz lässt nach, wenn aus den Kindern junge Eltern werden; sie können dann ihre neugeborenen Kinder anstecken. Möglicherweise entschärfen die neuen zusätzlichen Auffrischimpfungen bei der Einschulung und im Jugendalter das Problem.

2 Die Regelimpfung wirkt v. a. gegen Meningokokken vom Typ C, nicht aber gegen die in Deutschland viel häufigeren Typ-B-Meningokokken. Für Kinder im 2. Lebensjahr wird die Impfung als Regelimpfung empfohlen, für ältere Kinder und Erwachsene steht ein Vierfach-Meningokokken-Impfstoff gegen die Typen A, C, W135 und Y zur Verfügung, der bei Abwehrschwäche oder vor geplanten Fernreisen zur Anwendung kommt (Tropenkrankheiten von A-Z).

3 Die Pneumokokken-Impfung wird seit 2006 auch für über 60-Jährige empfohlen.

Die derzeitigen Regelimpfungen im Überblick gemäß dem von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfkalender (Stand: Juli 2007, aktualisiert: Oktober 2009)

  • www.rki.de – Website des Robert Koch Instituts, Berlin: Bietet Informationen zu Infektionskrankheiten, Infektionsschutz und Impfempfehlungen der STIKO.
  • G. Hoffbauer: Der kritische Impfratgeber. Schutz und Risiken für Kinder. Droemer Knaur, 2004. Handliches Büchlein mit detaillierten Infos zu allen gängigen Impfungen, wägt Pro und Kontra in jedem Einzelfall ab.
  • M. Hirte: Impfen – Pro & Contra. Droemer Knaur, 2005. Auch für wissenschaftlich interessierte Leser geeignet, da reich an Quellen.

Weiterlesen:

Wie wirken Impfungen?

Autor*innen

Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). | zuletzt geändert am um 11:27 Uhr