Frauen werden auch in Deutschland immer noch in vielen Bereichen benachteiligt — so etwa bei der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit erhalten sie seltener eine optimale medikamentöse Therapie als Männer.
Gehtraining und Medikamente
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) gehört mit Herzinfarkt und Schlaganfall zu den häufigsten Folgen einer Arteriosklerose. Dabei kommt es durch die arteriosklerotisch bedingten Verengungen der Beinarterien zu Durchblutungsstörungen der Beine, die sich durch Wundheilungsstörungen und Schmerzen beim Gehen bemerkbar machen.
Behandelt wird die pAVK je nach Stadium mit Lebensstiländerungen, Gehtraining, Gefäßoperationen und Medikamenten. Die Leitlinien empfehlen für die meisten Patienten eine Kombination aus Fettsenker (z. B. Statinen), ACE-Hemmer bzw. Sartan (das sind blutdrucksenkende Mittel) und einem Hemmer der Thrombozytenaggregation.
Beim Fettsenker unterversorgt
Doch viele pAVK-Patienten erhalten diese empfohlene Therapie nicht. Deutlich wurde das bei einer Analyse der Versicherungsdaten von 45436 Männern und 38431 Frauen, die aufgrund einer fortgeschrittenen pAVK in der Klinik behandelt worden waren. Neben einer generellen Unterversorgung der Patienten zeigte sich eine zusätzliche geschlechtsspezifische Lücke: Nur 42,7% der Männer, aber noch weniger Frauen (37%) erhielten die optimale Therapie. Vor allem beim Fettsenker (meist in Form von Statinen) kamen die Frauen schlechter weg als die Männer (52,4 % vs. 59,9%). Auch beim Blutverdünner schnitten die Frauen schlechter ab (10 vs. 12,7%). Nur die Blutdrucksenker wurden bei Frauen etwas häufiger verordnet, was allerdings die geschlechtsspezifische Unterversorgung nicht wieder gut machte. Hinzu kommt: Die Frauen waren durchschnittlich schwerer an pAVK erkrankt als die Männer.
Tablette an falscher Stelle gespart?
Insgesamt hapert es also in Deutschland sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern an einer optimalen medikamentösen Therapie der pAVK. Warum die Ärzte die von den Leitlinien empfohlenen Medikamente bei Frauen noch seltener verordnen als bei Männern, bleibt offen. Eine Ursache könnte sein, dass die Frauen insgesamt auch ohne pAVK-Therapie meist mehr Medikamente erhielten als Männer, die Ärzte also vor einer zusätzlichen „Pille“ zurückschreckten.
Quelle: Ärzteblatt