Keine Scheu vor Tabuthemen!

Vaginalia richtig anwenden

ANN PATCHANAN/Shutterstock.com
Mit Vaginalia werden Infektionen im weiblichen Genitalbereich behandelt.

Vaginalia sind Arzneimittel, die in die Scheide eingeführt werden. Mit ihnen lassen sich lokale Infektionen und Erkrankungen im weiblichen Genitalbereich effektiv behandeln. Doch die meisten Frauen empfinden es als zu intim, mit ihrer Apotheker*in offen über die richtige Anwendung zu sprechen. Dabei hilft eine umfassende Beratung entscheidend, Fehler zu vermeiden.

Vaginalia wirken nicht nur lokal

Die Scheide ist ein 8 bis 12 Zentimeter langer Muskelschlauch, der innen von einer gut durchbluteten Schleimhaut ausgekleidet ist. In die Vagina eingeführt, wirken die Arzneimittel unmittelbar im Inneren der Scheide. Arzneimittelwirkstoffe wirken aber nicht nur lokal, sondern werden wegen der guten Durchblutung der Scheidenwand auch resorbiert, gelangen also auch ins Blut.

Unterschiede in der Anwendung beachten

Viele vaginale Arzneiformen sind auf dem Markt: Vaginalzäpfchen, Vaginalcremes, Vaginalgele, Vaginaltabletten bis hin zu Vaginalringen für die Kontrazeption – jede Form weist ihre Besonderheiten in der Anwendung auf.

  • Vaginalcremes und -gele sind halbfeste Mittel zur Behandlung der Vaginalschleimhaut und des Scheideneingangs. Vaginalapplikatoren (Einführhilfen), die meist in den Packungen mit enthalten sind, erleichtern Frauen die Anwendung. Schwangere sollten die Applikatoren nicht verwenden, weil ein erhöhtes Verletzungsrisiko rund um den Muttermund besteht. Sie sind deshalb, wenn überhaupt, nur nach Anweisung von der Frauenärzt*in zu verwenden. Eine gänzlich ungefährliche Alternative ist, den Wirkstoff mit Zeige- und Mittelfinger möglichst tief in die Scheide einzubringen. Auch beim Sex ist Vorsicht angebracht: Viele Vaginalcremes beeinträchtigen die Sicherheit von Kondomen.
  • Vaginalzäpfchen haben ähnliche Eigenschaften wie Rektalzäpfchen, schmelzen also bei Körpertemperatur. Sie sind bei Temperaturen unter 25 Grad Celsius aufzubewahren.
  • Vaginaltabletten kommen besonders bei Pilzinfektionen der Scheide zum Einsatz. Milchsäurehaltige Vaginaltabletten begünstigen insbesondere nach dem Einsatz von Antibiotika eine gesunde Bakterienflora und beugen Infektionen vor. Vaginaltabletten sollten tief in die Scheide eingeführt werden, damit der Wirkstoff auch das Scheidengewölbe erreicht. Auch hierzu eignen sich Vaginalapplikatoren. Im Idealfall wenden Frauen Vaginaltabletten am Abend vor dem Schlafengehen an, hier ist die Kontaktzeit mit der Vaginalschleimhaut am längsten. Etwas Vorsicht ist allerdings geboten, da Vaginaltabletten sehr schnell zerbrechen. Da einige Anteile der Tabletten die Scheide als Ausfluss wieder verlassen, empfehlen Apotheker*innen, während der Anwendung eine Slip Einlage zu tragen.
  • Vaginalringe zur Verhütung (Kontrazeption) sind elastische Kunststoffringe mit einem Durchmesser von etwa 5 Zentimetern. Sie enthalten eine Kombination aus den Sexualhormonen Östrogen und Gestagen, die in der Scheide kontinuierlich freigesetzt wird. Das Thromboserisiko ist allerdings bei Vaginalringen höher als bei niedrig dosierten Kombinationspillen. Die Anwenderinnen führen den Ring zwischen dem 1. und 5. Menstruationstag wie einen Tampon weit in die Scheide ein, wo er 3 Wochen bleibt. Nach 21 Tagen wird der Ring mit dem Zeige- oder Mittelfinger entfernt und die Hormonwirkung setzt aus. Innerhalb von 3–4 Tagen beginnt die Regelblutung, hier Abbruchblutung genannt. Am 8. Tag wird ein neuer Ring eingeführt. Richtig angewendet spüren Frauen den Ring in der Vagina nicht, am ehesten noch beim Geschlechtsverkehr - da trifft es sich gut, dass der Ring für 3 Stunden ohne Wirkungsverlust rausgenommen werden darf.

Quellen: PTAheute, Praxiswissen für die Apotheke, 6/2019 und Deutsche Apotheker Zeitung

Autor*innen

13.09.2022 | Rita Wenczel