Infektionsrisiko bleibt 3 Jahre erhöht

Abwehrschwäche durch Masern

Laut einer US-amerikanischen Studie schwächen Masern die Abwehrkräfte bis zu 3 Jahre lang. Während dieser Zeit bleibt das Infektionsrisiko für andere Erkrankungen erhöht.

In seiner aktuellen Studie erforschte der nordamerikanische Forscher Dr. Mina von der Princeton Universität die Langzeitwirkung von Maserninfektionen. Laut Dr. Mina beeinträchtigen Masern-Viren das Immungedächtnis für über drei Jahre. Während dieser Zeit sind die Betroffenen anfälliger für Krankheitserreger aus ihrer Umgebung. Darüber hinaus tragen die Menschen nach einer durchgemachten Maserninfektion ein erhöhtes Risiko für eine Lungen- sowie Gehirnentzündung und andere ansteckenden Krankheiten. Selbst vorangegangene Impfungen scheinen nach der Maserninfektion an Wirkung zu verlieren.

Masern steigern das Infektionsrisiko für andere lebensgefährliche Erkrankungen

Zum Beweis sichtete Dr. Minas Team Daten des US-amerikanischen, britischen und dänischen Gesundheitssystems. Die Forscher belegten, dass in diesen Nationen die Kindersterblichkeit nach Einführung der Masernimpfung um die Hälfte zurückgegangen ist. Die Zahl erscheint durchaus realistisch. Schließlich verhindert die Impfung nicht nur tödliche Maserninfekte, sondern indirekt auch das Auftreten lebensbedrohlicher Erkrankungen während der Genesungs-Zeit. So verstarben vor Einführung der Impfung nordamerikanische Kinder innerhalb der ersten 31 Monate nach einer Maserninfektion deutlich häufiger an ansteckenden Krankheiten als in den darauffolgenden Monaten und Jahren. Bei englischen und walisischen Kindern betrug die gefährliche Frist 28, bei dänischen Kindern 26 Monate. Die Wissenschaftler führten ähnliche Nachforschungen für Keuchhusten und andere Infektionskrankheiten durch, stellten jedoch keine vergleichbare Wirkung auf das Immungedächtnis fest. „Masern-Viren zielen direkt auf die Gedächtniszellen des Immunsystems ab, während andere Viren auf ein breiteres Spektrum von Zellen wirken“, erklärt Dr. Mina den Unterschied.

Masern beeinträchtigen die Abwehrkräfte stärker als vermutet

Die Studie belegt den Zusammenhang zwischen einer Maserninfektion und einer dreijährigen Schwächung des Immunsystems. Sie beweist jedoch nicht, ob eine Ursachen-Wirkung-Beziehung zwischen diesen beiden Ereignissen besteht. Nichtsdestoweniger lässt sie die Krankheit in einem neuen, gefährlicheren Licht erscheinen. Bisher gingen Wissenschaftler nur von einer kurzen Schwächung des Abwehrsystems über wenige Wochen bis Monate aus. Nun zeigt sich, dass Masern weitreichendere Folgen haben könnte als gedacht. Vermutlich werden diese Erkenntnisse auch die Impfdiskussion neu beflügeln.

Autor*innen

17.06.2015 | Susanne Schmid/ Kinder und Jugendärzte im Netz