Transplantationen

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Bei einer Transplantation werden Organe, Gewebe oder Zellen von einem Menschen entnommen und in einen anderen eingesetzt.

Als Transplantation wird die Übertragung von Organen, Geweben oder Zellen auf ein anderes Individuum oder auch auf eine andere Körperstelle desselben Individuums verstanden (Autotransplantation, autologe Transplantation).

Die Transfusion von Blut oder Knochenmark gelingt vergleichsweise einfach durch eine Infusion. Alle anderen Transplantationen erfordern eine Operation und werden meist auch nur von spezialisierten Krankenhäusern vorgenommen. Transplantationen stellen höchste Anforderungen an das Zusammenwirken der medizinischen Berufe (etwa von Internist, Transplantationschirurg und Labormedizin), aber auch an die Mitarbeit des Patienten.

Abstoßungsreaktionen

Nach geglückter Transplantation bleibt – von den Autotransplantationen abgesehen – jedes Transplantat lebenslang ein Fremdkörper. Der aufnehmende Organismus bekämpft diesen aggressiv, solange nicht eine optimal eingestellte Immunsuppression dies verhindert. Die Transplantation von Gewebe mit sehr wenigen Blut- und Lymphgefäßen wie etwa der Hornhaut bietet die wenigsten immunologischen Probleme.

Der Erfolg einer Transplantation wird entscheidend von Immunreaktionen des Empfängerorganismus bestimmt. Ziel der nach Transplantation lebenslang erfolgenden Unterdrückung des Immunsystems ist die Verhinderung von Abstoßungsreaktionen. Akute Abstoßungsreaktionen äußern sich durch einen Funktionsverlust des transplantierten Organs, hinzu kommen Allgemeinsymptome, etwa vergleichbar einer schweren Grippe. Dagegen beginnen chronische Abstoßungsreaktionen meist schleichend und führen erst Monate bis sogar Jahre später zum Funktionsverlust des transplantierten Organs.

Die Ursache für sämtliche Abstoßungsreaktionen sind Unterschiede in den immunologischen Gewebemustern zwischen Spender- und Empfängergeweben. Besonders die MHC-Moleküle (kurz für major histocompatibility complex, auf Deutsch Haupt-Gewebeverträglichkeits-Komplex) unterscheiden sich stark von Individuum zu Individuum – von eineiigen Zwillingen einmal abgesehen, die genetisch identisch sind. Die MHC-Moleküle spielen eine Schlüsselrolle bei der Unterscheidung zwischen „fremd“ und „selbst“. Ihre Antigene sind daher auf jeder kernhaltigen Zelle des Körpers zu finden. Der Einfachheit halber werden sie auf den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) getestet, daher nennt man sie HLA (Humane Leukozyten-Antigene). Vor jeder Transplantation erfolgt eine HLA-Typisierung von Spender und Empfänger, denn je ähnlicher deren MHC-Moleküle sind, desto geringer wird das Risiko, dass das Transplantat abgestoßen wird. Im Laborversuch wird die Verträglichkeit von Spender- und Empfängerzellen simuliert (Kreuzprobe).

Die Chancen einer erfolgreichen Transplantation steigen durch eine sorgfältige Prüfung und weitgehende Übereinstimmung der HLA-Muster von Spender und Empfänger erheblich. Es bleibt bei nicht verwandten Spendern jedoch immer ein Rest immunologischer Verschiedenheit – weshalb Abstoßungsreaktionen mit Medikamenten unterdrückt werden müssen (Immunsuppression).

Immunsuppression

Entscheidend für den Erfolg einer Transplantation ist die medikamentöse Immunsuppression, die Unterdrückung des Immunsystems, um die Abstoßung des fremden Gewebes zu verhindern. Hierzu werden Immunsuppressiva (das Immunsystem unterdrückende Medikamente) eingesetzt, z. B.:

  • Kortison, das „natürlichste“ Immunsuppressivum, weil es identisch ist mit dem Nebennierenrindenhormon Kortisol
  • Azathioprin
  • Ciclosporin
  • monoklonale Antikörper.
Die medikamentöse Immunsuppression hat zwangsläufig erhebliche Nebenwirkungen. Trotzdem spielt jeder transplantierte Patient mit dem Feuer, wenn er seine mit der Zeit oft „verhassten“ Tabletten auch nur wenige Tage weglässt.

Selbst erfolgreiche Transplantationen bringen einige Nachteile mit sich: So sind immunsupprimierte Patienten vermehrt infektanfällig, vor allem gegenüber Viren, vergleichbar mit HIV-Infizierten. Langfristig ist auch das Tumorrisiko erhöht, da die Abwehr körpereigener Tumorzellen stark beeinträchtigt ist. Hinzu kommen Nierenschäden und andere Organschäden durch die Langzeiteinnahme der jeweiligen Arzneimittel.

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Autor*innen

Dr. med. Arne Schäffler, Thilo Machotta | zuletzt geändert am um 11:33 Uhr