Fatigue

Viele Krebspatienten fühlen sich ständig müde und erschöpft. Sie können sich „zu nichts aufraffen“, und schon kleinste Belastungen wie Einkaufen oder Bügeln erscheinen schier unüberwindbar. Auch Schlaf bringt keine Besserung – sofern Schlaf überhaupt möglich ist, denn viele Betroffene schlafen trotz ihrer Müdigkeit nur schlecht. Alle diese Beschwerden werden unter der Bezeichnung krebsassoziierte Fatigue (cancer fatigue) oder kurz Fatigue zusammengefasst.

Von der (krebsassoziierten) Fatigue ist das chronische Erschöpfungssyndrom (chronic fatigue syndrome) zu unterscheiden, das an anderer Stelle besprochen wird.

Wie häufig die Fatigue ist, kann nicht genau gesagt werden, Schätzungen schwanken zwischen 15 und 95 %! Erscheint Erschöpfung während der Krebsbehandlung dem Patienten wie den Angehörigen „verständlich“, wird eine Fatigue, die noch Monate nach der Behandlung andauert, als Problem empfunden und stößt oft in der Umgebung auf Unverständnis.

Woher Fatigue kommt, ist unklar. Mit Sicherheit spielt die Erkrankung ebenso eine Rolle wie ihre Behandlung, auch die Persönlichkeit des Betroffenen scheint von Bedeutung zu sein.

Vielen Patienten hilft es schon zu wissen, dass Fatigue ein zwar ungeklärtes, aber bekanntes und häufiges Phänomen bei Krebs ist, das in aller Regel wieder verschwindet, wenn auch manchmal erst nach längerer Zeit. Fassbare Ursachen einer allgemeinen Schwäche wie Blutarmut, Infektionen, erheblicher Gewichtsverlust oder Hormonstörungen werden immer behandelt, auch Depressionen sollten je nach Schweregrad mit pflanzlichen Präparaten wie etwa Johanniskraut oder mit Antidepressiva gelindert werden.

Der Patient kann selbst zur Behandlung beitragen, indem er sich fragt

  • Was ihn am meisten belastet und wie er diese Probleme gezielt angehen kann.
  • Wann er eher viel und wann besonders wenig Energie hat und wie er seinen Tagesrhythmus entsprechend anpassen kann.
  • Wie er früher mit Belastungen und Erkrankungen umgegangen ist und ob eine dieser Strategien eventuell auch in der aktuellen Situation helfen könnte.

Schonung allein als Strategie gegen Fatigue sollte es allerdings nicht sein, da eine verminderte Aktivität die Belastbarkeit des Patienten durch Abbauvorgänge weiter verringert und so ein Teufelskreis entsteht. Körperliche Aktivität, die langsam gesteigert wird, aber nicht überfordert, baut körperlich wie seelisch wieder auf.

Autor*innen

Dr. med. Nicole Menche, Dr.med Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 16:38 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.