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Tennisarm und Golferellenbogen

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Die korrekte Abschlagtechnik beugt einem Golferellenbogen vor.

Tennisarm (Tennisellenbogen, Epicondylitis humeri radialis, Mausarm): Überlastungsbedingte Reizung des Sehnenansatzes der langen Hand- und Fingerstreckmuskeln an der Außenseite des Ellenbogens. Während früher vor allem Tennisspieler*innen betroffen waren, ist heute oft die Arbeit am PC ursächlich.

Golferellenbogen (Werferellenbogen, Epicondylitis humeri ulnaris): Überlastungsbedingte Reizung des Sehnenansatzes der langen Hand- und Fingerbeugemuskeln an der Innenseite des Ellenbogens.

Die Therapie besteht in erster Linie aus dem Schonen und Ruhigstellen der betroffenen Region. Gegen die Schmerzen helfen entzündungshemmende Medikamente. In hartnäckigen Fällen verspricht eine Operation Erfolg. Die Erkrankungen heilen in der Regel vollständig.

Leitbeschwerden

Tennisarm:

  • Schmerzen an der äußeren Seite des Ellenbogens beim Zugreifen
  • Später auch Schmerzen beim Strecken der Hand
  • Druckschmerz an der Ellenbogenaußenseite
  • Morgendliche Steifheit des Ellenbogens
  • Zunehmende Schmerzen bei passiver Beugung von Handgelenk und Fingern.

Golferellenbogen:

  • Schmerzen am inneren Ellenbogen bei Beugung des Handgelenks oder Heben eines schweren Gegenstands
  • Schmerzen beim Ballen der Faust und beim Festhalten eines Gegenstands mit durchgestrecktem Arm
  • Zunehmende Schmerzen bei passiver Überstreckung von Handgelenk und Fingern.

Wann in die Arztpraxis

Bei Gelegenheit, wenn

  • sich die Beschwerden durch Schonung des betroffenen Arms nicht innerhalb einiger Wochen bessern.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Bei Tennisarm und Golferellenbogen handelt es sich um Sehnenansatzentzündungen (Insertionstendopathien, Myotendinosen) mit schmerzhaften Reizzuständen, die infolge von Fehl- oder Überbeanspruchung auftreten. Dabei entstehen kleinste Einrisse in den Sehnenansätzen, die sich bei fortbestehender Reizung zunehmend entzünden. Dies geschieht v. a. bei längerer, ungewohnter Beanspruchung untrainierter Muskulatur, bei anhaltender, einseitiger Belastung im Beruf (z. B. Schreiben auf einer Tastatur oder Klavierspielen) und beim Sport. Hier sind häufig eine falsche Technik oder ein ungeeignetes Sportgerät (z. B. ein schlechter Tennisschläger) für die Beschwerden verantwortlich. Der Tennisarm ist dabei zehn- bis zwanzigmal häufiger als der Golferellenbogen.

Strecker oder Beuger. Die Bezeichnung als Tennisarm bzw. Golferellenbogen kommt von der jeweiligen typischen Belastung: Beim Tennis, v. a. beim Rückhandschlag, ist die Streckmuskulatur von Hand und Fingern sehr stark beansprucht, während beim Golf und beim Werfen besonders die Hand- und Fingerbeuger zum Einsatz kommen. Die Sehnen dieser Muskeln setzen jeweils an Knochenvorsprüngen an, die sich an der Außen- beziehungsweise Innenseite des Ellenbogens befinden.

Diagnosesicherung

Die Ärzt*in stellt die Diagnose anhand der typischen Beschwerden. Bei der körperlichen Untersuchung tastet sie vorsichtig den Arm ab. Je nachdem, welche Sehne gereizt ist, finden sich die schmerzenden Druckpunkte am inneren oder äußeren Ellenbogen.

Zur Absicherung der Verdachtsdiagnose "Tennisellenbogen" gibt es verschiedene Provokationstest:

  • Stuhl-Hebe-Test. Schmerzen am äußeren Ellenbogen beim Anheben eines Stuhls mit gestreckten Armen und nach innen gedrehten Unterarmen.
  • Thomson-Test. Schmerzen am äußeren Ellenbogen beim Nach-Hinten-Biegen der geschlossenen Faust gegen Widerstand (z. B. die darauf liegende Hand der Ärzt*in).
  • Trinkgeld-Test. Schmerzen am äußeren Ellenbogen beim Nach-Außen-Drehen der Handinnenfläche (wie z. B. beim Entgegennehmen von Trinkgeld) gegen Widerstand.

Nur in Zweifelsfällen sind zusätzliche Untersuchungen wie Ultraschall, Röntgen oder MRT nötig, etwa um ein Nervenengpasssyndrom des Speichennervs oder einen Bandscheibenvorfall im Bereich der Halswirbelsäule als Ursache der Schmerzen auszuschließen.

Differenzialdiagnosen: Ähnliche Beschwerden verursachen das Supinatorlogensyndrom oder das Sulcus-ulnaris-Syndrom.

Behandlung

Bei 95 % der Tennis- oder Golferellenbogen führen konservative Maßnahmen zum Verschwinden der Beschwerden. Dabei sind allerdings Geduld und Konsequenz gefragt. Es gibt verschiedene Methoden, die Erkrankung anzugehen, häufig werden Behandlungsverfahren auch miteinander kombiniert.

Schonung und Sportpause. Die wichtigste Therapie besteht darin, den betroffenen Arm konsequent zu schonen und schmerzhafte Bewegungen strikt zu meiden. Das bedeutet bei Sportler*innen: Sportpause.

Ruhigstellung. In schweren Fällen veranlasst die Ärzt*in eine zusätzliche Ruhigstellung, indem sie eine Unterarmschiene mit Einschluss von Handgelenk und Fingern anlegt. Als Alternative bietet sich eine vorgefertigte Epicondylitisbandage an; dabei handelt es sich um eine Manschette, die den ellenbogennahen Unterarm umfasst.

Tapen. Auch Kinesiotapes können die Beschwerden beim Tennisellenbogen lindern. Das richtige Anlegen des Tapes sollte man sich von Ärzt*in oder Physiotherapeut*in zeigen lassen.

Kühlen. Bei akuten Schmerzen hilft oft Kühlen, z. B. mit Coolpacks. Diese dürfen jedoch wegen der Gefahr von Erfrierungen nie direkt auf die Haut gelegt werden, sondern sind immer in ein Tuch einzuwickeln.

Schmerzmittel. Zusätzlich verordnet die Ärzt*in meist entzündungshemmende Medikamente, üblicherweise in Form von Salben mit NSAR wie Diclofenac als Wirkstoff (z. B. Voltaren®).

Kortisonspritze. Eine sehr gute, aber nur kurzfristige schmerzlindernde Wirkung zeigt das Spritzen von Kortisonpräparaten, direkt in den Bereich des betroffenen Sehnenansatzes. Bei Bedarf lassen sich auch lokale Betäubungsmittel (z. B. Lidocain) beimischen. Das Kortison lindert die Beschwerden rasch, die tatsächliche Heilung der entzündeten Sehnen jedoch verzögert sich. Außerdem kehren die Schmerzen oft schnell wieder zurück.

Physikalische Verfahren. Als weitere Behandlungsmöglichkeiten empfehlen sich physikalische Verfahren wie Iontophorese, Ultraschall, Quermassage der Handgelenksmuskulatur (Querfriktion) oder Dehnung der betroffenen Muskeln. Gute Therapieerfolge bringt oft auch die extrakorporale Stoßwellentherapie.

Strahlentherapie. Viele Patient*innen, denen die oben genannten Maßnahmen keine Linderung bringen, profitieren von einer Röntgentiefentherapie. Dabei wird der Ellenbogen mehrmals pro Woche (als Serie z. B. insgesamt 6 Mal) mit sehr niedrig dosierter Röntgenstrahlung bestrahlt, um die entzündliche Reaktion im betroffenen Gebiet einzudämmen und die Schmerzrezeptoren direkt zu hemmen.

Operativ

Falls die Beschwerden trotz aller Maßnahmen nicht abklingen oder nach kurzer Zeit wiederkehren, ist eine Operation in Betracht zu ziehen, jedoch frühestens nach einem Jahr konsequenter konservativer Therapie.

Häufige Verfahren sind die Operationen nach Wilhelm bzw. Hohmann, die auch oft kombiniert werden.

  • Bei der Operation nach Hohmann kerbt die Ärzt*in die betroffenen Sehnen nahe am Ansatz ein, wodurch die Muskelspannung reduziert wird.
  • Bei der Operation nach Wilhelm unterbricht oder verödet die Chirurg*in die schmerzleitenden Nervenfasern rund um den Sehnenansatz.

Diese Verfahren werden meist über einen etwa 4 bis 5 cm großen Hautschnitt und in Vollnarkose oder Regionalanästhesie durchgeführt. Einige Ärzt*innen bieten die Operation von Tennis- oder Golferellenbogen inzwischen auch in der minimal-invasiven Variante an.

Prognose

Die Erkrankung heilt fast immer folgenlos. Bis zum vollständigen Abklingen der Beschwerden vergehen aber manchmal mehrere Monate bis zu einem Jahr.

Ist eine Operation erforderlich, liegen die Heilungschancen je nach Methode bei 80–90 %.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Testen Sie aus, ob Ihrem schmerzenden Ellenbogen eher Kälte oder Wärme guttut. Oft zeigt bei akuten Schmerzen Kälte eine bessere Wirkung, bei chronischen Beschwerden dagegen Wärme.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde.

Bei starken Schmerzzuständen von Sehnen-, Bändern- und Muskelansätzen soll die Einnahme von Johanniskraut (z. B. Helarium® 425) helfen, das normalerweise bei vorübergehenden depressiven Verstimmungen verordnet wird. Weitere häufig eingesetzte Phytopharmaka sind Präparate mit Arnika (z. B. Arnika-Gel oder Hyzum N® Tinktur) oder Kombinationspräparate aus ätherischen Ölen wie Bergamotte-, Lavendel-, Orangen- und Zitronenöl zum Einreiben (z. B. enthalten in Pin-Alcol® Lösung); ihre Wirkung ist jedoch schwächer als die der synthetischen Schmerzmittel.

Akupunktur.

Der Tennisellenbogen gehört zu den Indikationen, für die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Behandlung mit Akupunktur empfiehlt. Akupunktur lindert vor allem kurzfristig die Schmerzen.

Prävention

Bandage anlegen.

Wer zu Tennis- oder Golferellenbogen neigt, tut gut daran, sich eine Epicondylitisbandage zuzulegen. Prophylaktisch in Arbeit und Sport bei riskanten Bewegungsabläufen getragen, schützt sie in begrenztem Umfang oft vor einem erneuten Auftreten der Erkrankung.

Maus auswechseln.

Der Wechsel der Computer-Maus in die andere Hand entlastet den Mausarm. Wer das nicht schafft, kann probieren, ob ein anderes Modell hilfreich ist, z. B. eine Vertikalmaus. Außerdem gibt es Unterarmstützen, die sich an den Schreibtisch anbringen lassen und zu einer besseren Arbeitshaltung führen.

Aufwärmen und Technik verbessern.

Bei Risikosportarten wie Tennis, Squash, Golf oder Wurfsport sind neben einer korrekten Technik insbesondere ein langsamer Trainingsaufbau und eine ausreichende Aufwärmphase vorbeugend wirksam.

Schläger austauschen.

Tennisspieler profitieren manchmal davon, ihren gewohnten Schläger gegen einen flexibleren und weniger kopflastigen auszutauschen.

Autor*innen

Dr. med. Michael Bedall in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski | zuletzt geändert am um 19:02 Uhr


Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Mediziner*innen geprüft worden. Die in diesem Artikel kommunizierten Informationen können auf keinen Fall die professionelle Beratung in Ihrer Apotheke ersetzen. Der Inhalt kann und darf nicht verwendet werden, um selbständig Diagnosen zu stellen oder mit einer Therapie zu beginnen.