Kräuter-Tee

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Von Anis bis Weißdorn: Für fast jede Beschwerde gibt es einen passenden Heilpflanzentee.

Dass uns beim Stichwort „Kräutermedizin“ als erstes der Kräutertee in den Sinn kommt, ist kein Zufall: So ist der Kräutertee die am häufigsten zu Hause selbst zubereitete pflanzliche Anwendung. Heilkräuter können aber auch zum Gurgeln, zur Mundspülung, als Wundauflage, als Umschläge, Wickel, Augenspülungen, als Badezusätze, Inhalationen, Öle, Salben, Tinkturen – oder gar als Lebensmittel (etwa als Salate oder als Gewürzmittel) verwendet werden.

Tee – der wässrige Auszug aus Pflanzenteilen – kann aus frischen oder getrockneten Kräutern bereitet werden und zwar als:

  • Aufguss (Infus). Heilkräuter werden mit kochend heißem Wasser übergossen – der „Tee“ schlechthin. Regel: 5–10 Minuten ziehen lassen, Gefäß danach abdecken, damit sich die flüchtigen (ätherischen) Inhaltsstoffe nicht verziehen. Heiß oder abgekühlt trinken.
  • Aufkochung. Manche Kräuter und Wurzeln (z. B. Eibischwurzel) werden zunächst mit kaltem Wasser übergossen und erst nach dem „Ziehen“ aufgekocht.
  • Abkochung (Decoct). Die Heilpflanzen werden 10–15 Minuten in Wasser gekocht, um weitere Heilstoffe daraus zu lösen. Dieses Verfahren wird besonders bei harten Pflanzenteilen wie Wurzeln und Rinden angewendet.
  • Kaltansatz (Kaltauszug, Mazerat). Kräuter werden viele Stunden in kaltes Wasser gelegt und erst zur Anwendung erwärmt. Hierdurch lassen sich auch hitzeempfindliche Wirkstoffe gewinnen (etwa bei Mistel oder Baldrian).

Mischungen aus verschiedenen Heilkräutern werden von manchen Herbalisten (in Kräuterheilkunde erfahrene Menschen) grundsätzlich abgelehnt, andere halten Mischungen dagegen für wirkungssteigernd. Zu achten ist aber immer darauf, dass nur Heilkräuter mit ähnlichen Aufgusszeiten gemischt werden – die vom Apotheker zusammengestellten Mischungen tragen dem Rechnung.

Viele Teezubereitungen sind fertig abgepackt auch in Lebensmittelläden erhältlich. Solche Fertigtees werden in Teefilterbeuteln oder als Instanttee angeboten. Die Qualität schwankt jedoch erheblich. Nur wenn auf der Packung indikationsbezogene Angaben gemacht werden (etwa: „zur Schleimlösung bei Bronchitis“), muss die verwendete Heilpflanze einem hohen, gesetzlich verankerten Qualitätsstandard entsprechen. Dies wird von vielen Herstellern umgangen, die auf der Packung keine indikationsbezogenen, sondern allgemeine Angaben machen („besonders für die Erkältungszeit“) und entsprechend minderwertigere Zutaten verwenden.

Gerade bei Instanttees machen die Hersteller so manchen Kompromiss, um ein möglichst rieselfähiges Produkt zu erhalten. Nur wenn Sprühextrakte verwendet werden, ist die Qualität der zugefügten Kräuterauszüge einigermaßen gesichert.

Aufbewahrung. Tees werden am besten vor Licht geschützt, kühl und trocken gelagert – andernfalls verdampfen die flüchtigen Inhaltsstoffe frühzeitig und Mikroorganismen könnten sich festsetzen. Ideal sind braun getönte, fest verschließbare Glasbehälter oder Weißblechdosen. Gut gelagert lassen sich Tees bis zu einem Jahr ohne Wirkungsverlust aufbewahren.

Pflanze

Einsatz

Zubereitung 1

Hinweise

Anis (Pimpinella anisum)

Verwendet werden die getrockneten Früchte sowie das daraus gewonnene Öl.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: krampflösende Wirkung gegen Bronchitis und Rachenentzündungen sowie bei Magen-Darm-Beschwerden.

Ferner sinnvoll bei Menstruationsbeschwerden, Koliken, Blähungen und Lebererkrankungen. Bei Blähungen und Bauchkrämpfen evtl. zur Wirkungsverstärkung mit Fencheltee abwechseln.

Anistee: 1 TL zerdrückte Früchte mit ½ l Wasser aufbrühen, 10 Minuten ziehen lassen und abgießen.

Gerade bei dem an ätherischen Ölen reichen Anis ist Frische entscheidend: „Der beste ist frisch, voll, ohne Staub, hat einen starken Geruch.“ (Dioscurides, Arzt im antiken Griechenland)

Arnika (Arnica montana)

Verwendet werden die getrockneten Blütenstände.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der keimtötenden und entzündungshemmenden Wirkung bei stumpfen Verletzungen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Hautentzündungen und Insektenstichen (Arnika-Umschläge).

Traditionell verwendet zusätzlich bei Schleimhautentzündungen in Mund und Rachen sowie als Tee bei Angina pectoris und starken Menstruationsbeschwerden.

Essenz bzw. Tinktur: für Umschläge, als Gurgellösung oder zum Einreiben 1:10 mit Wasser verdünnen.

Arnikatee (als Umschlag zu verwenden): 2 TL Blüten mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen.

Arnika darf nicht innerlich angewendet werden. Nicht über längere Zeit auf offene Wunden auftragen (hier ist die Ringelblume die richtige Heilpflanze). Allergien kommen vor.

Baldrian (Valeriana officinalis)

Verwendet wird der getrocknete Wurzelstock.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der beruhigenden Wirkung bei nervös bedingten Einschlafstörungen und Unruhezuständen. Baldrian beeinflusst den Stoffwechsel der Neurotransmitter (Botenstoffe der Nervenzellen).

Traditionell verwendet auch bei nervöser Erschöpfung, Kopfschmerzen, Angstzuständen und Muskelverspannungen.

Baldriantee: 1 TL Baldrianwurzel mit ½ l heißem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen.

Bad: 2 Liter Tee ins Badewasser geben.

Baldrian vermindert die Verkehrstüchtigkeit, am stärksten 1–2 Stunden nach der Einnahme.

Efeu (Hedera helix)

Verwendet werden die getrockneten Blätter.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der bakterientötenden und krampflösenden Wirkung bei Atemwegsentzündungen, insbesondere der Bronchien, empfohlen.

Traditionell verwendet: innerlich z. B. bei Gallenleiden, Gicht und Rheuma. Äußerlich z. B. gegen Läuse, Nervenschmerzen und Geschwüre.

Die Wirkstoffe des Efeus können durch traditionelle Zubereitungen nur schlecht ausgezogen werden. Verwendet werden deshalb ausschließlich Fertigpräparate.

Tipp: Efeu wirkt auswurffördernd. Deshalb nicht zusammen mit einem Hustenstiller anwenden.

Fenchel (Foeniculum vulgare)

Verwendet werden die getrockneten reifen Früchte bzw. ihr Öl.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der krampflösenden, entzündungshemmenden und beruhigenden Wirkung bei Bronchitis und bei Magen-Darm-Beschwerden.

Traditionell verwendet auch bei Erbrechen. Das Öl wird auch zu äußerlichen Einreibungen des Bauches bei Blähungen und Bauchkrämpfen verwendet.

Fencheltee: 1 TL zerdrückte Früchte mit ½ l Wasser aufbrühen, 10 Minuten ziehen lassen, abgießen. Bei Blähungen und Bauchkrämpfen. Evtl. auch mit Anistee abwechseln.

Fenchelöl bei kleinen Kindern, in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht verwenden (die getrockneten Früchte sind aber unbedenklich).

Hopfen (Humulus lupulus)

Verwendet werden die getrockneten weiblichen Blütenstände.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der beruhigenden Wirkung bei Unruhe, Nervosität, Angstzuständen und Schlafstörungen empfohlen. Bei Ein- und Durchschlafstörungen am besten mit Baldrianwurzel kombiniert anwenden.

Traditionell auch bei Kopfschmerzen sowie bei Menstruations- und Wechseljahrsbeschwerden eingesetzt.

Hopfentee: 1 TL zerkleinerte Blüten mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen.

Hopfenpräparate vermindern die Verkehrstüchtigkeit.

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Verwendet wird das während der Blütezeit gesammelte Kraut.

Wissenschaftlich belegte Anwendung für Johanniskraut-Extrakt: Depressive Verstimmung und Winterdepression aufgrund der Wirkung auf den Neurotransmitterstoffwechsel im Gehirn.

Traditionell auch verwendet bei Bronchitis, das Öl bei Gicht und Rheuma. Ferner als Salbe zur Wundheilung und als Hautpflegemittel bei trockener Haut.

Johanniskrauttee: 2 TL Kraut mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 5–10 Min. ziehen lassen.

Öl zur äußeren Anwendung (Einreibung): Handteller benetzen und gut einreiben.

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sind möglich – lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten. Die Einnahme von Johanniskraut bewirkt eine Überempfindlichkeit gegen Sonnenlicht!

Echte Kamille (Matricaria recutita)

Das Heilkraut schlechthin. Verwendet werden die Blütenköpfchen.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der entzündungshemmenden Wirkungen bei Haut- und Schleimhautentzündungen, bei Wunden im Anal- und Genitalbereich und bei Erkrankungen der Atemwege.

Traditionell ferner äußerlich verwendet bei: Akne, Hämorrhoiden und Furunkeln sowie innerlich bei Blähungen und Bauchkrämpfen.

Kamillentee: ½ EL mit ½ l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Bei Sodbrennen und Magenbeschwerden Tee trinken, bei Entzündungen in Mund und Rachen mehrmals täglich gurgeln. Inhalation: eine Handvoll Kamillenblüten auf 1/2–1 l Wasser.

Wer gegen Korbblütler allergisch ist, muss Kamille meiden (Kamille ist ein Korbblütler).

Neben der echten Kamille kommen auch viele (nicht heilwirksame) Kamillearten vor.

Melisse (Melissa officinalis)

Verwendet werden die Blätter sowie das daraus gewonnene Öl.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der virenhemmenden Wirkung äußerlich bei Lippenherpes. Innere Anwendung bei Unruhe, Schlafstörungen, Angespanntheit sowie bei Verdauungsstörungen.

Traditionell auch verwendet bei Unterleibserkrankungen, Nervenleiden und nervösen Magenbeschwerden; äußerlich z. B. bei Nervenschmerzen und rheumatischen Beschwerden.

Melissentee: 2 TL Blätter mit 1/8 l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen. Abends eine Tasse trinken.

Tipp: Melisse bei Einschlafstörungen am besten in Kombination mit Baldrian, Hopfen oder Passionsblume einsetzen.

Weißbeerige Mistel (Viscum album)

Verwendet werden die Zweige mit Blättern, Blüten und Früchten.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: begleitend bei Krebserkrankungen

Traditionell verwendet bei: Epilepsie, Keuchhusten, Durchfall und Herzrasen.

Misteltee: 1 TL Mistelkraut in 150 ml kaltem Wasser 12 Stunden ziehen lassen, dann vor dem Trinken kurz (!) aufkochen.

Tipp: Mistelpräparate werden bei Krebs von den Krankenkassen bezahlt.

Pfefferminze (Mentha piperita)

Verwendet werden die Blätter und das Öl, Letzteres aber nicht bei Babys und Kleinkindern.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der antibakteriellen und krampflösenden Wirkung bei Verdauungsstörungen, Blähungen und bei Magenschleimhautentzündungen.

Das Öl wird innerlich bei Übelkeit, Reizdarm, Husten und Erkältungen, äußerlich bei Spannungskopfschmerz, Husten und Erkältungen sowie bei rheumatischen Beschwerden empfohlen.

Pfefferminztee:2–3 TL mit 150 ml heißem Wasser überbrühen, 10 Min. ziehen lassen.

Öl – innerliche Anwendung: 1–4 Tropfen bis zu 3-mal täglich.

Öl – äußerliche Anwendung: 1 Tropfen auf Schläfe einreiben.

Öl – Inhalation: 3–4 Tropfen in heißem Wasser inhalieren.

Vorsicht mit Pfefferminzöl: bei Babys und Kleinkindern nicht verwenden, da es zu einem Atemstillstand kommen könnte.

Öl bei Anwendung im Schläfenbereich nicht in die Augen bringen.

Ringelblume (Calendula officinalis)

Verwendet werden die Blüten.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen: aufgrund der entzündungshemmenden und keimtötenden Wirkung insbesondere bei infizierten Wunden zur Wundheilung sowie bei Hautentzündungen und Entzündungen der Schleimhäute empfohlen.

Traditionell verwendet äußerlich z. B. bei Wunden – auch infizierten – und bei Venenerkrankungen, innerlich z. B. bei Menstruationsbeschwerden und Magen- oder Darmentzündungen.

Ringelblumentee: 1 TL getrocknete Blüten (oder eine Handvoll frische Blüten) mit ½ l Wasser übergießen, 10–15 Minuten ziehen lassen.

Essenz bzw. Tinktur: für Umschläge, als Gurgellösung oder zum Einreiben 1:10 mit Wasser verdünnen.

Ein stärkerer Tee kann auch zur Wundreinigung verwendet werden: 2 TL Blütenblätter ohne Kelch mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Min. ziehen lassen.

Für Hobbygärtner: Ringelblumen können gut selbst angebaut werden (sogar auf dem Balkon).

Salbei (Salvia officinalis)

Verwendet werden die Blätter.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen aufgrund der entzündungshemmenden und adstringierenden (zusammenziehenden) Wirkung, innerlich bei übermäßigem Schwitzen und Funktionsstörungen des Magen-Darm-Trakts. Gurgeln von Salbeitee hilft bei Mund- und Rachenentzündungen.

Traditionell verwendet: innerlich z. B. bei Appetitlosigkeit, Blähung, Durchfall. Äußerlich z. B. bei Entzündungen der Haut und im Mund- und Rachenbereich.

Salbeitee: Für Tee einige frische Blätter oder 1 TL getrocknete Blätter mit ½ l kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abgießen. Zur Geschmacksverbesserung evtl. mit Kamillentee oder Pfefferminze mischen und mit Honig süßen.

Salbei vermindert die Milchbildung und sollte von stillenden Frauen deshalb nicht getrunken werden.

Weißdorn (Crataegus laevigata)

Verwendet werden die Blätter und die Blüten.

Wissenschaftlich belegte Anwendungen bei beginnender Herzinsuffizienz sowie bei nervösen Herzbeschwerden.

Traditionell auch bei Schwindel und Atemnot.

Weißdorntee: 1 TL Blätter gut zerkleinern, mit 150 ml kochendem Wasser überbrühen, 5–10 Min. ziehen lassen

Der Wirkungsaufbau verläuft langsam, oft dauert es 8 Wochen, bis sich eine Wirkung zeigt.

1 Hier sind die Anwendungen im Rahmen der traditionellen Phytotherapie beschrieben. Viele der beschriebenen Heilkräuter werden zudem in der Rationalen Phytotherapie in Form von standardisierten Extrakten verwendet.

Tabelle: Die wichtigsten Heilpflanzen (Arzneipflanzen, Heilkräuter) mit ihrer Wirkungsweise und den derzeitigen Empfehlungen zur Anwendung.

Damit die Kräuter-Tees ihre heilende Kraft entfalten können, sollte ein medizinisch verordneter Tee mit Bedacht getrunken werden.

Deshalb sind die folgenden Tipps – wenn immer möglich – wert, beachtet zu werden:

  • Heilkräutertees immer schluckweise und in Ruhe trinken.
  • Nicht mit „vollem Bauch“ trinken – Wirkstoffe werden vom leeren Magen besser aufgenommen. Auch wenn man daraus kein Dogma machen sollte: Die besten Zeiten sind morgens nüchtern, vor dem Schlafengehen bzw. 1–2 Stunden nach dem Essen.
  • Manche Kräutertees können durchaus als „Kuren“ getrunken werden. Grundsätzlich gilt aber: Wenn der gleiche Tee länger als einen Monat getrunken wird, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. Medizinischer Tee ist kein Dauergetränk!
  • Auch wenn generell empfohlen wird, Heilpflanzentees ungesüßt zu trinken – manche Tees sind nicht gerade eine Gaumenfreude (z. B. Salbeitee). Auch für Kinder werden viele Tees erst durch einen geschmacklichen Ausgleich genießbar. Es spricht deshalb nichts dagegen, gerade die oft bitter schmeckenden Hustentees mit Honig zu süßen. Auch ein Schuss Apfelsaft oder ein paar Tropfen Zitronensaft können einen Tee „gefälliger“ machen – oder mischen Sie einen eher bitteren Tee zur geschmacklichen Verbesserung mit einem wohlschmeckenderen: Der Zusatz von Fencheltee etwa lässt einen Salbeitee für manche süßer wirken, der Zusatz von Pfefferminz frischer.

Autor*innen

Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). | zuletzt geändert am um 11:45 Uhr